Glut der Gefuehle - Roman
schimmerte
ihre Haut. Die Augen, halb geschlossen, deuteten die dunkle Glut von poliertem Onyx an, die feuchten Lippen waren leicht geöffnet. Zwischen den Zähnen ragte die Zungenspitze hervor, so rosig wie die gehärteten Knospen der milchweißen Brüste. Und auf dem gekräuselten Schamhaar glitzerten der Beweis ihrer Erregung – und die Ergüsse der Männer, die sie genommen hatten.
In diesem exotischen Raum voller Juwelenfarben war India nicht allein: Drei Männer leisteten ihr Gesellschaft, zwei hatte Margrave am Rand des Zimmers gemalt, unbekleidet, mit dem Rücken zum Betrachter des Bildes. Der Dritte stand am Fuß der Chaiselongue, sichtlich erregt, die Knie leicht gebeugt. Jeden Moment würde er Indias Fußknöchel packen und sie zu sich heranziehen. Dann würde sie die langen Beine um seine Hüften schlingen, während er hemmungslos in sie eindrang.
Verzweifelt schloss South die Augen, konnte jedoch dadurch der Vision, die Margrave in so brutaler Realität dargestellt hatte, nicht entrinnen. Er fluchte leise und warf die Leinwand von seinem Schoß. Dann hob er die Lider und sah, wie West das Gemälde ergriff und zusammenrollte.
»Möchtest du das andere anschauen?«
»Sollte ich?« South bemerkte Wests unglückliche Miene, und da wusste er, diese Frage hätte er nicht stellen brauchen. Eine solche Entscheidung konnte ihm kein Freund abnehmen. Er streckte eine Hand aus. »Gib mir das Bild.«
Niemand außer dem Oberst und den Mitgliedern des Kompass Klubs wäre Wests Zögern aufgefallen. Wann immer einer der Verbündeten unsicher wirkte, erkannten es die anderen sofort.
»Schon gut, ich will es sehen«, verkündete Southerton.
Es war eine Lüge. Das wussten sie beide. Der Viscount fürchtete, sein Gesicht sei fahl wie graue Asche. Und West war diskret genug, um das nicht zu erwähnen.
Als South das zweite Bild entrollte, wusste er nicht, was ihn erwartete, nur dass es ihm den Magen umdrehen würde. Zunächst warf er bloß einen flüchtigen Blick darauf.
Margraves Werk war unverwechselbar – die strahlenden Farben, das mysteriöse Licht, das Indias nackter Körper verströmte. Auf diesem Gemälde war ihre schimmernde Gestalt das Zentrum eines anderen, kälteren Raumes – vielleicht eines Tempels. Anmutige dorische Säulen und ein Altar aus grüngeädertem Marmor. Mit goldenen Handschellen gefesselt, schien India zwischen zwei Pfeilern zu schweben. Hinter ihr standen mehrere Männer|...
Angewidert rollte South die Leinwand zusammen und gab sie West zurück. »Wo hast du die Bilder gefunden?«
»Ich habe sie mitgehen lassen.«
Mit dieser Antwort begnügte sich Southerton nicht. »Kannst du mir nicht mehr erzählen?«
»Nur dass sie aus dem Besitz eines Botschafters stammen.«
Also aus einer Privatsammlung! »Solche Kunstwerke wird man wohl kaum als gestohlen melden.«
»Genau das dachte ich mir auch.« West verknotete die beiden Rollen mit den Schnüren und lehnte sie wieder an die Wand. Während er überlegte, was nun geschehen sollte, rieb er sich den Nacken. »Wenn du’s auch nicht glauben wirst, South... Was ich gerade zu ergründen suche, hängt anscheinend mit den Bischöfen zusammen.«
Southerton traute seinen Ohren nicht. »Meinst du den Orden der Bishops?«
»Ja.«
Langsam schüttelte South den Kopf und betrachtete die zusammengerollten Gemälde. »Nicht die Jungs aus Hambrick Hall!«
»Hoffentlich nicht... Hier sind Männer am Werk, keine Kinder.«
»Was willst du von mir?«
West sank wieder auf das Sofa und streckte die langen Beine aus. »Wenn du es erlaubst, möchte ich Miss Parr ein paar Fragen stellen, die diese Bilder betreffen.«
»Vielleicht ist das überflüssig. Ich weiß Bescheid.«
»Hat sie dir davon erzählt?«
»Ja.« South beobachtete, wie erfolgreich West seine Überraschung verbarg. »Natürlich fürchtet sie, die Gemälde könnten in der Öffentlichkeit gezeigt werden.«
»Dann wäre ihr Ruf ruiniert.«
»Allerdings.«
»Verzeih mir, wenn ich in deine Privatsphäre eindringe, aber bist du...« West unterbrach sich und suchte nach einem möglichst dezenten Wort, um die Beziehung zwischen dem Viscount und der Schauspielerin zu beschreiben. »... an ihr interessiert ?«
»Ich werde sie heiraten.« Zum zweiten Mal bewunderte South die unergründliche Miene seines Freundes. »Ich weiß allerdings noch nicht, ob sie meinen Antrag annehmen wird.«
Neben Wests Mundwinkel erschien das vertraute Grübchen, und seine Lippen zuckten. »Dann ist sie eine Frau, die
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