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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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Parr fortgegangen sein?
    Im Flur bewegte sich etwas, ein Schatten fiel auf die Wand der Garderobe.
    »Wenn eine Ratte auftaucht, hör ich’s sofort an den raschelnden Barthaaren!«, rief Mrs Garrety. »Komm her, mein Junge, oder ich ziehe dir die Ohren lang!«
    Zögernd trat Doobin durch die offene Tür. »Woher wissen Sie, dass ich es bin?«
    »Weil ich alles weiß und das Hirn benutze, das der Allmächtige mir gegeben hat. Statt überall rumzuschnüffeln!«
    Doobin errötete. Unbehaglich trat er von einem Fuß auf den anderen und sah sich um.
    »Sie ist nicht da.« Die Garderobiere schnalzte mit der Zunge. »Als ob du das nicht wüsstest! Also? Wo treibt sie sich’rum?«
    »Keine Ahnung, was Sie meinen...«, murmelte er und verbarg seine Angst vor Mrs Garrety, die wie eine böse alte Hexe durch seine Albträume zu geistern pflegte. »Ich habe Miss Parr gesucht.«
    Ungläubig schüttelte sie den Kopf. »Hat sie dir befohlen, hier aufzukreuzen und so zu tun, als wüsstest du von nichts? Nun red schon! Ich werde ihr sagen, du hättest ihren Auftrag erfüllt. Dann wird sie dir keine Vorwürfe machen.«
    Doobins verkrampfte Schultern entspannten sich ein wenig. »Sie ist so nett zu mir...«

    »Ja, das stimmt. Eine herzensgute junge Dame. Und ich muss dafür sorgen, dass ihr nichts passiert. Hat sie für heute Abend eine Einladung angenommen?« Düster verengten sich Mrs Garretys Augen.
    Doobin schluckte mühsam. »Wie meinen Sie das?
    »Oh, das weißt du ganz genau, du mieser kleiner Wurm. Heute Abend hast du wieder ihren Zuhälter gespielt, was? Allein schon dafür sollte ich dich windelweich prügeln. Aber ich werd’s nicht tun, wenn du mir seinen Namen verrätst.«
    Beide Beleidigungen ließ er klaglos über sich ergehen. Es störte ihn nicht, ›Wurm‹ oder ›Zuhälter‹ genannt zu werden, wenn er Ersteres auch vorzog. Doch die Andeutung, Miss Parr sei eine Hure, sträubte sein Nackenhaar. »Nehmen Sie das zurück!«, verlangte er und plusterte seine schmale Brust auf.
    Mrs Garrety lachte meckernd. »Hältst du dich für ihren edlen Ritter? Willst du ihre Ehre verteidigen?« Blitzschnell schoss ihr Arm vor. Knochige Finger packten Doobin an der Kehle und drückten ihn an die Wand. »Sag mir seinen Namen! Wer ist’s heute Abend?«
    Schmerzhaft presste sich sein kleiner Adamsapfel gegen die Luftröhre, und er schwieg nicht nur Miss Parr zuliebe.
    »Dacre? Stanhope? Mr Rutherford?« Sie lockerte ihren Würgegriff ein wenig. »Schüttle einfach den Kopf. Wen hast du mit ihr verkuppelt? Dacre?«
    Irgendwie gelang es ihm, seinen Kopf seitwärts zu bewegen. So beängstigende Kräfte hatte er der alten Garderobiere niemals zugetraut.
    »Stanhope?«
    Diesmal glitten nur seine Pupillen seitwärts, um ein Nein zu bekunden.

    Mrs Garrety seufzte. »Oh nein, bloß nicht Rutherford, der romantische Narr! Keinen einzigen Penny hat er in der Tasche! Was kann er Miss Parr schon bieten?«
    In der Hoffnung, die Frau würde sich mit ihren eigenen Überlegungen begnügen, zuckte er die Schultern. Diese Strategie erzielte die beabsichtigte Wirkung, und Mrs Garrety ließ ihn langsam los.
    »Also Rutherford«, sagte sie und beobachtete den Jungen aufmerksam.
    Doobin biss auf seine Unterlippe. In dem winzigen Spielraum, den die Garderobiere ihm gönnte, hob er die rechte Hand und massierte seinen gepeinigten Hals.
    »Eigentlich müsste ich dich auf die Straße werfen.« Ihre Stimme klang nicht allzu bedrohlich. »Glaubst du, Miss Parr würde dich zurückholen? Sicher nicht, wenn Mr Kent vermutet, dass sie sich selbst und die Theatertruppe mit ihren Possen gefährden würde. Was sie zu ihrer Verteidigung vorbringen würde, wäre ihm egal. Für ihn ist’s nur wichtig, dass ihr nichts zustößt. Und sollte er dich als ihren Komplizen entlarven, wird er dir sofort die Tür weisen. Mit diesem Mr Rutherford dürfte sie sich nicht abgeben.«
    Beinahe hätte Doobin kapituliert. Aber sein Mund war staubtrocken, und er brachte kein Wort hervor. Und so konnte er seinen Kummer lediglich mit seinen großen rotbraunen Augen ausdrücken. Allerdings bedrückten ihn keinesfalls reuevolle Gefühle, sondern bloß seine augenblickliche beklagenswerte Lage.
    Mrs Garrety ließ resignierend die Schultern hängen. »Nächstes Mal kriegst du ein paar hinter die Löffel, mein Junge. Geh jetzt. Heute Abend brauche ich dich nicht mehr. Und sieh zu, dass Miss Parr auch keine Verwendung für dich hat!«

    Sobald sie beiseite trat, stürmte Doobin zur Tür

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