Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
Vom Netzwerk:
drei Tagen folge ich Ihnen. Versuchen Sie nicht, allein in die Stadt zurückzufahren, India. Das wäre töricht. Natürlich wird Darrow sein Bestes tun, um Sie in Ambermede festzuhalten. Und er wird alle meine Anordnungen ausführen. Verstehen Sie das?«
    »Ja.« Ehe sie Southerton um eine Erklärung bitten konnte, schloss er den Wagenschlag.
    Wie würde er nach London gelangen? Zu Fuß? India stieß die Tür auf und spähte hinaus. Der Viscount stand
hinter der Kutsche und band einen Rappen los, den sie zum ersten Mal erblickte.
    »Vorsicht, Miss!«, hallte eine Stimme vom Wagendach herab.
    »Um Himmels willen, machen Sie die Tür zu, India!«, befahl South.
    Aber sie gehorchte nicht. Ihre Fügsamkeit hatte gewisse Grenzen. »Werden Sie dieses Pferd reiten, Mylord?« Der Rappen sah nicht so aus wie ein Tier, das einen Sattel auf seinem Rücken dulden würde. Kraftvoll und hochbeinig, mit breiten Schultern, tänzelte es rastlos umher und warf den großen schwarzen Kopf in die Höhe. Die regennasse dunkle Mähne flatterte im Wind.
    »Hier, Mylord!«, rief Darrow vom Dach herab, nachdem er einen Sattel losgebunden hatte. Als er ihn in Southertons ausgestreckte Arme warf, wich India zurück.
    Nun kletterte der Diener nach unten und half seinem Herrn, den Rappen zu satteln.
    Fasziniert vom vibrierenden Muskelspiel des Hengstes, schaute India zu. »Wie heißt er?«
    »Griffin«, antwortete der Viscount.
    Wie ein mythologisches Geschöpf, teils Adler, teils Löwe – und der Hengst erweckte tatsächlich den Eindruck, er könne schwerelos dahinfliegen, um einer Beute nachzujagen. »Der Name passt zu ihm.«
    »Da irren Sie sich.« South schüttelte den Kopf. »Jetzt will er sich nur vor Ihnen aufspielen. Normalerweise ist er sanft wie ein Lamm.«
    Stöhnend verdrehte Darrow die Augen. »Glauben Sie ihm nicht, Miss Parr. Dieses Biest ist ein irischer Vollblüter. Wäre er bloß kastriert worden, bevor er die Insel verlassen hat!«
    Als hätte Griffin die Worte verstanden, senkte er den
Kopf und versetzte dem Kammerdiener einen harten Stoß. Darrow verlor das Gleichgewicht. Taumelnd fiel er vornüber und landete in einer Pfütze.
    India wollte aus der Kutsche steigen, um ihm zu helfen. Aber South versperrte ihr den Weg. Sein warnender Blick bedeutete ihr, der Mann würde ihren Beistand nicht schätzen. Nun reichte er ihm selbst eine Hand. »Wann werden Sie endlich lernen, dass Griffin alles versteht, was Sie sagen, Darrow? Und wenn Sie behaupten, er hätte kastriert werden müssen...«
    »Ach, was|...« Darrow missachtete die ausgestreckte Hand des Viscounts und rappelte sich aus eigener Kraft auf, die Hose voller Schlamm. »Soll ich Sie in den Sattel hieven, Mylord?«
    »Damit ich auf der anderen Seite wieder runterfalle? Nein, danke.« South führte Griffin von der Kutsche weg. Mit einer Hand umfasste er den Sattelknauf, dann schwang er sich mühelos auf den Pferderücken. India gewann den Eindruck, der Hengst sei ein wenig in die Knie gegangen, um Southerton den Aufstieg zu erleichtern. Aber vielleicht täuschte sie sich. »Schließen Sie den Wagenschlag, Miss Parr! Es ist eiskalt. Oder wollen Sie sich den Tod holen?«
    »Oh, das wäre zu peinlich, nicht wahr?«
    Er ignorierte ihren Spott und gab dem Rappen die Sporen. Der strömende Regen verbarg sein grimmiges Lächeln.
     
    Als sie Ambermede erreichten, neigte sich der graue Nachmittag dem Ende zu. Darrow half India aus der Kutsche und führte die Schauspielerin über das Kopfsteinpflaster eines breiten, von sorgsam gestutzten Hecken gesäumten Wegs zum Cottage.

    Auch hier hatte es geregnet. An den grünen Blättern glänzten Wassertropfen. Ein frischer Wind presste die Pelisse an Indias Beine. Während sie die kühle, feuchte Luft tief in ihre Lungen sog, nahm sie einen salzigen Geruch wahr. Offensichtlich war das Meer nicht weit entfernt. Warum hatte Southerton sie hierher geschickt?
    »Gehen Sie schon mal hinein, Miss«, sagte der Kammerdiener, »ich hole das Gepäck.«
    »Ja, gleich|...« Erst einmal wollte sie eine Weile im Freien stehen bleiben und sich umsehen.
    Das Cottage lag etwa zwanzig Yards von der Straße entfernt. Zu beiden Seiten der Hecke wucherten Blumen. Der Sommersonne beraubt, blühten sie allerdings nicht mehr. Das Schrägdach warf einen dunklen Schatten über den Eingang. Aus den beiden Schornsteinen stiegen keine Rauchwolken, doch das erschien India nicht wie eine kalte, unfreundliche Begrüßung, weil schon bald ein Feuer im Kamin lodern würde.

Weitere Kostenlose Bücher