Glut der Gefuehle - Roman
gegangen. Noch nie habe ich ein unglücklicheres Paar gesehen, und es bedrückt mich, dass ich diese Heirat gefördert habe.«
Langsam drehte sich der Oberst zu ihm. »Nun, dann solltest du froh sein, weil du bei jenen Ereignissen nur eine kleine Rolle gespielt hast. Aber sobald sich das Blatt wendet, wirst du dich brüsten, es sei deine Idee gewesen.«
»Cupidos Pfeil abzuschießen?« South schnaufte verächtlich. »Du darfst mit meiner Diskretion rechnen. Niemals werde ich so etwas behaupten! Diese Ehe ist auf deinem Mist gewachsen. Und jetzt müssen sie sehen, wie sie damit zurechtkommen.«
»Genau. Also kannst du dich raushalten.«
Southerton sank auf ein Sofa. Natürlich fiel es ihm sehr schwer, so zu tun, als ginge ihn das alles nichts an, denn North war sein Freund. Und er hatte großen Respekt vor der Countess. »Vorhin bemerkte ich, wie Elizabeth dich in dieses Zimmer begleitete. Eine Privataudienz?«
»So etwas Ähnliches. Sie bat mich, ihren Gemahl von seinen Pflichten zu entbinden. Selbstverständlich habe
ich mich geweigert. Wäre North über ihre Absichten informiert gewesen, hätte er diese Einmischung niemals geduldet.«
»Versucht er immer noch, den Gentleman-Dieb dingfest zu machen?«
»Ja.«
South nickte. Wenn er auch nicht genau wusste, was sich in der Bibliothek abgespielt hatte, glaubte er nun zumindest, die Kluft zwischen Elizabeth und North sei nicht ganz so unüberbrückbar wie befürchtet. »Habe ich dich je zuvor einen gottverdammten Schurken genannt?«, fragte er nachdenklich.
»Nicht in meiner Gegenwart.« Der Oberst lachte leise.
»Ich kann mir nicht erklären, warum ich es bisher nicht tat«, gestand der Viscount freimütig. »Jedenfalls habe ich’s oft gedacht.«
»Hättest du solche Gedanken nicht gehegt, wäre ich sogar besorgt«, entgegnete Blackwood gelassen. »Keine Bange, ich werde dich nicht zum Duell fordern. Sonst müsste ich – obwohl ich ein Krüppel bin – dein Herz mit meinem Schwert durchbohren.« Voller Genugtuung sah er South zusammenzucken, und es gefiel ihm, dass er den viel zu selbstbewussten Viscount immer noch einschüchtern konnte. Grinsend rückte er die Decke über seinen Knien zurecht. Dann lenkte er den Rollstuhl etwas näher an South heran. »Und jetzt erzähl mir, was du mit Miss Parr gemacht hast. Sie ist doch bei dir, oder?«
»In der Obhut meines Kammerdieners... in Sicherheit.«
»Davon hättest du mich vorher unterrichten sollen.« Blackwoods Stimme nahm einen tadelnden Klang an. »Wer ist außerdem informiert?«
»West weiß nur, dass ich das Cottage in Ambermede benutze. Und er hat mir versichert, alle Vorbereitungen seien
rechtzeitig getroffen worden. Falls er ahnt, wer meine Gefährtin ist, hat er sich nichts anmerken lassen.«
»Gewiss hätte er an deinem gesunden Menschenverstand gezweifelt – so wie ich. Hast du sie selbst dorthin begleitet?«
»Nein. Unterwegs erfuhr ich von Westphals Tod und kehrte sofort nach London zurück. Darrow wird meine Anweisungen befolgen. Und Miss Parr schien keinen Fluchtplan auszuhecken, als ich mich von ihr trennte. Mittlerweile hat sie sich wohl kaum anders besonnen.«
»Ich vermute, sie ist nur so fügsam, weil du sie noch nicht zur Rede gestellt hast.«
»Mag sein.«
»Weißt du, was du tust?«
Nein, aber das werde ich dir nicht verraten... »Wie hast du von der Entführung erfahren?«
»Nachdem West den Tod seines Vaters bekannt gegeben hatte, überraschte mich deine Abwesenheit. Wenig später versäumte Miss Parr ihren Auftritt im Drury Lane. Du bist zurückgekehrt. Doch sie blieb verschwunden. Wie ich höre, bekundete das Publikum ziemlich lautstark sein Missfallen, verzichtete jedoch darauf, das Theater niederzubrennen. Heute oder morgen Abend wird es dem Direktor sicher noch schwerer fallen, die aufgebrachten Zuschauer zu besänftigen.«
Da Miss Parr noch sehr lange nicht in die Stadt zurückkommen würde, mussten sich ihre Bewunderer nach neuen Amüsements umsehen. »Die Theaterbesucher sind eine wankelmütige Spezies. Aber so schnell werden sie Miss Parr nicht vergessen.«
Aufmerksam beobachtete der Oberst den jungen Mann. »Glaubst du, die Leute würden ihr immer noch zujubeln, wenn sie von ihrem Hochverrat wüssten?«
»Nicht einmal wir wissen, ob sie tatsächlich daran schuld ist.«
»Die Indizien sind allerdings erdrückend. Dieses Beweismaterial hast du während der letzten Wochen selbst gesammelt. Dazu kommen Kendalls Ermordung und Lady Macquey-Howells Affäre mit dem
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