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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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bin doch hier.«
    »Nicht wirklich. Du scheinst der Gegenwart zu entfliehen. Nicht bloß in Gedanken, so wie es mir oft vorgeworfen wird – stattdessen entfernst du dich vollends aus dem Hier und Jetzt, als würdest du zu existieren aufhören.«

    »Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was du meinst|...«
    Vielleicht weiß sie es tatsächlich nicht, dachte er. Für sie war dieser Zustand so natürlich, dass er ihr gar nicht auffiel. Wenn ein Igel eine Gefahr wittert, rollt er sich zusammen und zeigt der Umwelt nur noch seine Stacheln. Ähnlich verhielt es sich womöglich auch bei India.
    »Warum lächelst du?«, erkundigte sie sich.
    »Lächle ich? Das habe ich nicht gemerkt.« Seine Mundwinkel sanken hinab, sein Gesicht nahm ernste Züge an. »Du hast dich überhaupt nicht nach dem Theater erkundigt, India. Weder gestern Abend noch heute Morgen. Willst du nichts davon hören?«
    »Wahrscheinlich ergab sich keine Gelegenheit für solche Fragen.«
    »Wie Darrow mir erzählte, hast du das Drury Lane in diesen neun Tagen kein einziges Mal erwähnt. Vermisst du die Bühne nicht?«
    Diesmal dauerte es sehr lange, bis sie antwortete. »Lediglich die Freiheit, die sie mir bietet.«
    Darüber dachte South eine Weile nach, enthielt sich aber jeden Kommentars. »Und deine Kollegen? Laut meinem Kammerdiener hast du mit keiner Silbe angedeutet, du würdest dich um sie sorgen.«
    »Was konnte er mir schon über ihr Befinden erzählen? Die ganze Zeit war er hier bei mir. Und nun wirfst du mir vor, die Drury-Lane-Truppe sei mir gleichgültig – einfach nur, weil ich dieses Thema nicht anschnitt, wenn ich mit Mr Darrow sprach. Danach beurteilst du meine Gefühle? Das finde ich sehr seltsam.«
    »Ich werfe dir nichts vor, India, ich bin lediglich neugierig.«
    »Ach, zum Teufel mit deiner Neugier!«

    Unter anderen Umständen hätte ihn ihre heftige Reaktion amüsiert. Aber nicht jetzt. India durfte nicht glauben, er würde sich über sie lustig machen – wo er doch bloß verstehen wollte, was in ihr vorging. Einige Sekunden lang wartete er ab, ob sie Fragen stellen würde. Das tat sie jedoch nicht. »Gibt es niemanden, über den du etwas erfahren möchtest? Weder über Mr Kent noch über den kleinen Doobin? Oder Mrs Garrety?«
    »Hast du sie gesehen?«
    »Kent und den Jungen. Nachdem du verschwunden warst, entließ der Direktor deine Garderobiere.«
    Indias Mund wurde trocken. »Manchmal kann Mrs Garrety... sehr schwierig sein. Mr Kent ertrug ihre Anwesenheit nur, weil ich darauf bestand. Weißt du, wo sie ist?«
    »Nein, und ich habe mich auch nicht darum gekümmert. Wenn du nach London zurückkehrst, wird sie sicher wieder auftauchen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil ich den Eindruck gewann, dass sie dir treu ergeben ist.«
    Anstatt seine Vermutung zu bestätigen oder zu bestreiten, musterte India ihre gefalteten Hände. Dann glättete sie ihr Hemd über den Knien. Mit diesem Gleichmut, den sie so beharrlich demonstrierte, trieb sie den Viscount fast in den Wahnsinn.
    »Anscheinend geht es Doobin gut«, sagte er.
    Endlich umspielte ein schwaches Lächeln ihre Lippen. »Das habe ich nicht anders erwartet.«
    »Zunächst ließ Mr Kent verlauten, du seiest krank, dann verkündete er, du würdest dich auf dem Land erholen.«
    »Wie der Direktor meine Abwesenheit begründet, interessiert mich nicht.«

    »Darauf weise ich dich nur hin, weil ich es eigenartig finde, dass er nicht nach dir sucht. Anscheinend gibt er sich mit der Geschichte zufrieden, die er erfunden hat – obwohl er nicht ernsthaft daran glauben kann.«
    »Zweifellos ist er froh, dass er mich losgeworden ist. Auch ich bin manchmal etwas schwierig.«
    »Tatsächlich? Das kann ich mir kaum vorstellen.«
    Da hob sie den Kopf. Mit seiner Ironie entlockte er ihr wieder ein Lächeln, dann prophezeite sie: »Gewiss wirst du ebenfalls aufatmen, wenn ich fort bin.«
    Statt zu widersprechen, fuhr er im Konversationston fort: »In den Klubs kursiert das Gerücht, du seiest mit deinem Liebhaber aufs Land geflohen, und nun würdet ihr beide durch Europa reisen.«
    Endlich zeigte sie Emotionen. Sie wurde blass bis in die Lippen. Zitternd schlang sie die Finger ineinander. In ihren Augen las er wachsende Verzweiflung, die sie nicht zu verhehlen suchte.
    »Nach meiner Einschätzung glaubt auch Kent diese Version der Geschichte. Aber er äußert sich nicht dazu, weil er hofft, du würdest zurückkommen und erneut großzügige Investoren ködern. Wahrscheinlich hat er den

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