Glut der Herzen - Roman
Vasen für Fälschungen?«, fragte Mrs Harper eisig.
»Ich weiß, dass Taggert einige seiner besten Stücke aus der Familienwerkstätte der Harpers bezog«, sagte Griffin.
Ingram Harper geriet in Rage. »Hören Sie, Sir, falls Sie damit andeuten wollen, dass unsere Familie auch nur irgendetwas mit der gewerbsmäßigen Fälschung von Antiquitäten zu tun hat...«
»Ingram, das reicht«, sagte Calvin mit Bestimmtheit. »Dafür ist jetzt keine Zeit. Wir müssen mit dem Direktor etwas Wichtiges besprechen. Es geht um Norwoods Leben.«
»Allerdings«, sagte Mrs Harper leise. Sie zerknüllte ein schlaffes, feuchtes Taschentuch in ihren behandschuhten Fingern. »Wir können nur hoffen, dass er noch lebt. Bitte, helfen Sie uns. Wir wissen nicht, an wen wir uns sonst wenden sollten.«
Calvin nahm Haltung an. »Es heißt, dass Sie immer wieder Menschen helfen, die in ernste Schwierigkeiten geraten sind. Wir sind bereit zu zahlen, was Sie verlangen.«
»Mein Honorar sind Gefälligkeiten, die ich erwarte, wenn ich Informationen oder andere Dienste benötige«, erwiderte Griffin.
Calvin schluckte. »Ja, Sir. Wir verstehen.«
Griffin machte eine aufmunternde Kopfbewegung. »Also, fangen wir damit an, dass Sie mir sagen, wer Norwood ist.«
»Ja, natürlich.« Mrs Harper fasste sich. »Norwood ist mein Neffe. Seine Frau hätte uns begleitet, doch sie muss nach einem schweren Schock das Bett hüten.«
»Ich bin Norwoods Vater«, setzte Ingram hinzu. »Mein Sohn ist ein äußerst begabter Bildhauer. Außerdem besitzt er einen kleinen Antiquitätenladen.«
»Harper Antiquities, glaube ich«, sagte Griffin. »Ja, mir kamen Gerüchte über den Laden zu Ohren. Offenbar befinden sich etliche von Norwoods Arbeiten in vielen angesehenen Privatsammlungen hier und in Amerika.«
Ingram seufzte. »Zu seiner Verteidigung kann ich nur vorbringen, dass es Norwoods Vertrauen in sein eigenes großes Talent war, das ihn dazu verleitete, das Risiko einzugehen und die Königin einem so gefährlichen Menschen zu verkaufen.«
Griffin studierte die angespannten Mienen der Harpers. »Wollen Sie damit sagen, dass Norwood eine gefälschte Antiquität einem Sammler verkaufte, der ungehalten reagierte, als er entdeckte, dass er hereingelegt worden war?«
Calvins Kinn straffte sich. »Offenbar kam der Sammler zu dem Schluss, dass die Statue keine echte Antiquität ist. Das alles ist natürlich ein schreckliches Missverständnis.«
»Natürlich«, sagte Griffin.
»Jetzt ist Norwood verschwunden. Als er aus seinem Geschäft ging, sagte er zu seinem Mitarbeiter, er sei zu dem Sammler bestellt worden, der die Königin gekauft hat. Von diesem Treffen kehrte Norwood nie zurück.«
Mrs Harper führte ihr Taschentuch an die Augen. »Die letzten Stunden waren ein Albtraum. Jeden Moment erwarteten
wir die Nachricht, man hätte Norwood aus dem Fluss gezogen.«
Calvin legte ihr tröstend seine Hand auf die Schulter, ehe er sich wieder an Griffin wandte. »Heute Morgen kam uns zu Ohren, dass Norwood gefangen gehalten wird.«
»Gab es eine Lösegeldforderung?«, fragte Griffin.
»Nein, nein, nichts dergleichen.« Mrs Harper trocknete ihre Augen. »Kein Wort, nichts. Das macht diese Situation so schrecklich. Deshalb haben wir Sie aufgesucht, Sir. Uns ist sonst niemand eingefallen, der die nötigen Verbindungen hat, um festzustellen, was mit Norwood passierte.«
»Ihre Besorgnis erscheint mir etwas übertrieben«, sagte Griffin. »Sammler, die glauben, man hätte sie getäuscht, begnügen sich in der Regel mit einer Entschädigung.«
Eine kurze Pause. Die Harpers wechselten Blicke.
Ingram räusperte sich. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass der fragliche Sammler Mr Luttrell ist.«
»Verdammt noch mal«, entfuhr es Griffin ganz leise. »Norwood Harper drehte Luttrell eine Fälschung an? Tja, das ist freilich gewagt.«
»Werden Sie uns helfen, Sir?«, bat Ingram. »Unsere ganze Familie ist am Boden zerstört.«
»Ich werde Nachforschungen anstellen«, antwortete Griffin. »Aber wenn es sich um Luttrell handelt, könnte Norwood Harper längst auf dem Grund des Flusses gelandet sein.«
»Das ist uns klar, Sir, wenn meine Intuition mir auch sagt, dass er noch am Leben, aber in großer Gefahr ist«, sagte Calvin grimmig. Er straffte die Schultern. »Was Ihre
Nachforschungen auch ergeben mögen, so sollen Sie wissen, dass wir in Ihrer Schuld stehen. Wenn Sie etwas benötigen, das die Familie Harper Ihnen verschaffen kann, wenden Sie sich an uns.«
Mrs
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