Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
Ankündigung. Selbst Leo, der sich für gewöhnlich den Anschein von Unbekümmertheit gab, konnte seine erschrockene Reaktion
nicht verbergen. »Habt Ihr meiner Schwester von dieser Diagnose erzählt?«, fragte er. »Denn sie scheint überzeugt zu sein, eines Tages heiraten und eine eigene Familie gründen zu können.«
»Natürlich habe ich diesen Umstand mit ihr besprochen«, entgegnete Harrow. »Ich habe ihr erklärt, dass im Falle einer Heirat der Gatte mit einer kinderlosen Ehe einverstanden sein müsste.« Er legte eine Pause ein. »Allerdings ist Miss Hathaway noch nicht bereit, diese Vorstellung zu akzeptieren. Im Laufe der Zeit hoffe ich jedoch, sie davon überzeugen zu können, ihre Erwartungen anzupassen.« Er lächelte zaghaft. »Die Mutterschaft ist nicht notwendigerweise die Erfüllung allen Glücks, so sehr die Gesellschaft sie auch verherrlichen mag.«
Cam starrte ihn eindringlich an. »Meine Schwägerin wird schwer enttäuscht sein, um es milde auszudrücken.«
»Ja, aber Miss Hathaway wird als kinderlose Frau länger leben. Und sie wird sich mit der Situation abfinden. Sie ist sehr stark.« Er nahm einen Schluck von seinem Brandy, bevor er leise fortfuhr: »Miss Hathaway war wahrscheinlich nie für das Kinderkriegen bestimmt, selbst vor dem Scharlachfieber. Solch eine schmale Statur. Elegant, aber keineswegs ideal für eine Schwangerschaft.«
Kev leerte seinen Brandy in einem Zug, ließ das bernsteinfarbene Feuer in seiner Kehle brennen. Dann schob er seinen Sessel vom Tisch und stand auf. Es war ihm unmöglich, noch eine einzige weitere Sekunde in der Gegenwart dieses Mistkerls auszuhalten. Die Erwähnung von Wins »schmaler Statur« hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Mit
einem schroffen Knurren entschuldigte er sich, verschwand aus dem Hotel und floh in die Nacht. Seine Sinne tauchten in die kühle Luft ein, den scharfen Gestank der Stadt, das geschäftige Treiben und Rattern und Geschrei der Menschen. Gütiger Himmel, wie sehr wollte er diesen stinkenden, lärmenden Ort verlassen!
Er wollte Win mit sich aufs Land nehmen, an einen sauberen und gesunden Ort. Fort von dem strahlenden Dr. Harrow, dessen absolute Makellosigkeit ihn mit Grauen erfüllte. Jede Faser seines Körpers warnte ihn, dass Win bei Harrow nicht sicher war.
Aber das war sie auch bei ihm nicht.
Seine eigene Mutter war bei seiner Geburt gestorben. Bei dem Gedanken, Win könne durch seinen Körper, seinen Samen sterben …
Alles in ihm sträubte sich bei dieser Vorstellung. Seine tiefste Angst war die, sie zu verletzen. Sie zu verlieren.
Kev wollte mit ihr reden, ihr zuhören, sie über den Kummer hinwegtrösten, den ihr das Leben zumutete. Doch er hatte eine hohe Mauer zwischen ihnen aufgebaut, die er nicht einzureißen wagte. Denn wenn Harrows Makel ein Mangel an Mitgefühl war, so war Kevs Fehler das genaue Gegenteil. Zu viele Gefühle, zu viele Bedürfnisse.
Genug, um sie zu töten.
Später am Abend suchte Cam Kev auf. Kev war gerade von seinem Spaziergang zurück, und der abendliche Londoner Nebel hing noch in seinem Mantel und seinen Haaren.
Nachdem er die Tür geöffnet hatte, blieb er im Rahmen stehen und blickte Cam finster an. »Was willst du?«
»Ich hatte mit Harrow ein Gespräch unter vier Augen«, sagte Cam mit ausdrucksloser Miene.
»Und?«
»Er will Win heiraten. Wenn auch nur auf dem Papier. Sie weiß noch nichts davon.«
»Verdammt nochmal!«, murmelte Kev. »Sie wäre also ein weiteres Stück in seiner Sammlung schöner Dinge. Sie bliebe rein, während er seinen Affären nachkäme …«
»Ich kenne sie nicht besonders gut«, meinte Cam, »aber ich bezweifle, dass sie ein solches Arrangement gutheißen würde. Insbesondere dann nicht, wenn du ihr eine bessere Alternative bötest, Phral .«
»Es gibt nur eine Alternative, und die lautet, dass sie im sicheren Schoß ihrer Familie bleibt.«
»Da gäbe es noch eine. Du könntest um ihre Hand anhalten.«
»Das ist unmöglich.«
»Warum?«
Kevs Gesicht brannte. »Ich könnte mit ihr niemals enthaltsam leben. Dieses Versprechen könnte ich nicht halten.«
»Es gibt Wege, um einer Schwangerschaft vorzubeugen.«
Diese Aussage entlockte Kev ein verächtliches Schnauben. »Das hat bei euch ja prächtig funktioniert, nicht wahr?« Müde rieb er sich übers Gesicht. »Du kennst die anderen Gründe, weshalb ich nicht um ihre Hand anhalten kann.«
»Ich weiß, wie du früher gelebt hast«, sagte Cam
und wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich
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