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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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geheftet.
    Leos Blick wanderte geruhsam über ihr Gesicht, und er musste feststellen, dass sie ein recht passables Profil hatte – eine süße kleine Stupsnase, auf der ihre Brille thronte, sowie ein sanft gerundetes Kinn. Doch leider verhinderten der verbitterte Mund und die gerunzelte Stirn ein annehmbares Gesamtbild.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Poppy zu und dachte verwundert darüber nach, warum sie sich derart über eine Abreise aus London freute. Jedes andere Mädchen in ihrem Alter hätte flehentlich gebettelt, nicht die restlichen Bälle und Einladungen verpassen zu müssen.
    »Erzähl mir von den diesjährigen Heiratskandidaten«, bat er Poppy. »Ist es denn möglich, dass dich keiner von ihnen interessiert?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kein Einziger. Ich habe ein paar kennengelernt, die ich mag, beispielsweise Lord Bromley oder …«
    »Bromley?«, wiederholte Leo mit hochgezogener Augenbraue. »Aber er ist doppelt so alt wie du. Gibt es keine jüngeren Männer, für die du dich erwärmen könntest? Vielleicht jemand, der in diesem Jahrhundert geboren wurde.«
    »Nun, da gibt es Mr Radstock.«
    »Dick und schwerfällig«, sagte Leo, der den Fettwanst schon auf mehreren Gesellschaften getroffen hatte. Die Londoner Oberschicht war ein überschaubares Grüppchen. »Wer noch?«
    »Lord Wallscourt, sehr sanft und freundlich, aber … ein Kaninchen.«

    »Neugierig und süß?«, fragte Beatrix, die eine hohe Meinung von Kaninchen hatte.
    Poppy lächelte. »Nein, ich meinte, er ist sehr farblos und… oh, einfach ein Kaninchen. Was etwas sehr Feines bei einem Haustier sein mag, nicht jedoch bei einem Ehemann.« Übertrieben gewissenhaft band sie sich die Schleife ihrer Haube unter dem Kinn. »Wahrscheinlich rätst du mir, ich solle meine Erwartungen herunterschrauben, aber ich habe sie bereits derart gesenkt, dass sich nicht einmal ein Wurm darunter hindurchquetschen könnte. Ich muss sagen, die Londoner Gesellschaft ist eine herbe Enttäuschung.«
    »Das tut mir leid, Poppy«, sagte Leo sanft. »Ich wünschte, ich würde einen Mann kennen, den ich empfehlen kann, aber ich verkehre lediglich mit Versagern und Trunkenbolden. Ausgezeichnete Freunde. Aber ich würde sie eher erschießen, als sie zum Schwager zu haben.«
    »Das ist genau das, was ich dich schon lange fragen wollte.«
    »Oh?« Er sah in das süße, ernste Gesicht seiner wundervollen Schwester, die sich so verzweifelt nach einem ruhigen und gewöhnlichen Leben sehnte.
    »Nun, da ich in die Gesellschaft eingeführt worden bin«, begann Poppy, »sind mir Gerüchte zu Ohren gekommen …«
    Leos Lächeln wurde reumütig, als ihm klar wurde, was sie in Erfahrung bringen wollte. »Über mich.«
    »Ja. Bist du wirklich so schlecht, wie einige Leute behaupten?«
    Bei dieser äußerst persönlichen Frage musste Leo
feststellen, dass ihm beide, Miss Marks und Beatrix, auf einmal ihre volle Aufmerksamkeit zollten.
    »Leider ja, mein Liebling«, sagte er, während er sich jede schmutzige Einzelheit seiner Vergangenheit ins Gedächtnis rief.
    »Warum?«, fragte Poppy mit einer Ehrlichkeit, die ihn normalerweise gerührt hätte. Aber nicht, solange Miss Marks’ abschätziger Blick auf ihm ruhte.
    »Es ist viel einfacher, schlecht zu sein«, erklärte er. »Besonders, wenn man keinen Grund hat, gut zu sein.«
    »Wie steht es damit, sich einen Platz im Himmel zu verdienen?«, wollte Catherine Marks wissen. Beinahe hätte er sich eingestehen müssen, dass sie eine hübsche Stimme hatte, wäre diese nicht einer solch unangenehmen Quelle entsprungen. »Ist das nicht Grund genug, sich wenigstens zu einem Minimum an Anstand durchzuringen?«
    »Das kommt darauf an«, sagte er sarkastisch. »Was stellt Ihr Euch unter dem Himmel vor, Miss Marks?«
    Sie dachte länger über die Frage nach, als er erwartet hatte. »Frieden. Ruhe. Ein Ort, an dem es keine Sünde, keinen Klatsch, keinen Streit gibt.«
    »Nun, Miss Marks, anscheinend ist Eure Vorstellung vom Himmel meine Vorstellung von der Hölle. Aus diesem Grund werde ich wohl lieber weiter auf dem Pfad des Bösen wandeln.« Als er sich wieder Poppy zuwandte, nahm seine Stimme einen weit freundlicheren Ton an. »Gib die Hoffnung nicht auf, Schwesterherz. Dort draußen ist jemand, der auf dich wartet. Eines Tages wirst du ihn finden, und er wird genau so sein, wie du ihn dir erträumt hast.«

    »Glaubst du wirklich?«, fragte Poppy.
    »Nein. Aber ich habe mir schon immer gedacht, dass es nett wäre, diese Worte

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