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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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werden. »Amelia hat mir damals eine Vermutung anvertraut, die sie schrecklich beunruhigte. Als Win und ich am Scharlachfieber erkrankt sind, hast du viel mehr von dem tödlichen Tollkirschsirup gebraut, als nötig gewesen wäre. Amelia hat behauptet, du habest einen Becher davon auf Wins Nachttisch gestellt, eine Art makaberer Schlummertrunk. Sie war überzeugt, du hättest den Rest des Gifts geschluckt, wenn Win gestorben wäre. Und dafür habe ich dich immer gehasst. Denn du hast mich gezwungen, ohne die Frau, die ich liebte, am Leben zu bleiben, während du nicht die Absicht hattest, dasselbe Leid durchzustehen.«

    Merripen gab keine Antwort, kein Zeichen, dass er Leos Worte überhaupt vernommen hatte.
    »Gütiger Himmel!«, fauchte Leo heiser. »Wenn du den Mumm hattest, mit ihr zu sterben, denkst du nicht, du könntest den Mut aufbringen, mit ihr zu leben? «
    Tiefes Schweigen begleitete Leo, als er den Korridor hinabschritt und die Zellen verließ. Er fragte sich verwundert, was er mit seiner Standpauke angerichtet hatte und ob sie überhaupt eine Wirkung zeigen würde.
    Leo ging zum Zimmer des Wachtmeisters und trug ihm auf, Merripen freizulassen. »Wartet bitte noch fünf Minuten«, fügte er trocken hinzu. »Ich brauche einen kleinen Vorsprung.«
     
    Nach Leos plötzlichem Aufbruch waren die Gespräche am Esstisch mit entschlossener Heiterkeit weitergeführt worden. Niemand wollte laut eine Vermutung über Merripens Abwesenheit oder Leos geheimnisvollen Aufbruch anstellen … aber alle nahmen an, dass die beiden Umstände miteinander zu tun hatten.
    Win hatte sich im Stillen gesorgt und gleichzeitig ermahnt, dass es ihr nicht zustand, sich um Merripen zu ängstigen. Und dann hatte sie sich noch mehr gesorgt. Nachdem sie sich gezwungen hatte, einige Bissen hinunterzuwürgen, kam es ihr vor, als bliebe ihr das Essen im Halse stecken.
    Sie war früh zu Bett gegangen, hatte Kopfschmerzen vorgetäuscht und die anderen beim Kartenspiel im Salon zurückgelassen. Als Julian sie die breite Treppe hinaufführte, gewährte sie ihm einen Kuss.
Es war ein langer Kuss, der feucht wurde, als er sanft mit seiner Zunge ihre Lippen berührte. Die geduldige Süße seines Mundes auf ihrem war – zwar nicht umwerfend -, aber doch sehr angenehm.
    Win nahm an, dass Julian ein erfahrener und einfühlsamer Partner wäre, sobald sie ihn einmal davon überzeugt hatte, dass er mit ihr schlafen könne. Aber er schien in dieser Hinsicht kein besonders ausgeprägtes Interesse zu haben, was gleichzeitig enttäuschend und erleichternd war. Hätte er sie jemals auch nur mit einem Bruchteil der hungrigen Begierde angesehen, mit der Merripen sie ständig bedachte, hätte er womöglich Leidenschaft in ihr geweckt.
    Obwohl Win wusste, dass Julian sie begehrte, waren seine Gefühle nicht zu vergleichen mit der grenzenlosen Hingabe Merripens. Und sie konnte sich nur schwer vorstellen, wie Julian während ihres Liebesspiels die Kontrolle verlor, schwitzte und stöhnte und sie fest an sich presste. Instinktiv wusste sie, dass sich Julian niemals eine solche Blöße gäbe.
    Sie wusste ebenfalls, dass Julian irgendwann in ferner Zukunft mit einer anderen Frau schlafen würde. Der Gedanke widerte sie an. Aber eine solche Vermutung reichte nicht aus, um sie an einer Ehe mit ihm zweifeln zu lassen. Obschon es ein gesellschaftliches Ideal darstellte, dass ein Mann sein Treuegelübde nicht brechen durfte, waren die meisten Menschen bereit, einem Ehemann einen Seitensprung zu verzeihen. Und von den Gattinnen wurde geradezu erwartet, ihren Männern zu vergeben.
    Win badete, zog ein weißes Nachthemd an und las noch eine Weile im Bett. Der Roman, den sie sich von Poppy ausgeliehen hatte, besaß eine solch verwirrende
Anzahl an Figuren und einen derart ausschweifenden Stil, dass man annehmen musste, der Autor sei pro Wort bezahlt worden. Nachdem Win das zweite Kapitel beendet hatte, klappte sie das Buch zu und löschte das Licht. Sie lag ruhig da und starrte mutlos in die Düsternis.
    Schließlich übermannte sie der Schlaf. Sie döste ein und war froh, der Wirklichkeit zu entrinnen. Doch einige Zeit später, es war immer noch dunkel, kämpfte sie sich auf einmal durch einen Schleier aus Träumen. Jemand oder etwas war in ihrem Zimmer. Ihr erster Gedanke galt Beatrix’ Frettchen, das manchmal hereingeschlüpft kam, um Gegenstände zu stibitzen, die es interessierten.
    Win rieb sich die Augen und setzte sich auf, als sie eine Bewegung neben dem Bett

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