Glut der Versuchung
»Wie kommt es, dass ich dir nicht glaube? Du bist doch nicht bloß hergekommen, um mich zum Ausritt zu überreden, stimmt's?«
Eleanor schmunzelte ihn reumütig an und sank in ihren Lieblingssessel. »Nun ja, eigentlich ... frage ich mich, wie es mit deiner Verlobung vorangeht. Ganz London redet von nichts anderem, und ich hatte noch gar keine Gelegenheit, mit dir zu sprechen, seit ich es erfuhr. Du warst die letzten zwei Tage bei deiner Mutter, und gestern Abend bei Lady Freemantle kam ich auch nicht dazu, mit dir unter vier Augen zu reden. «
Drew wurde ein wenig ernster. »Du weißt, dass ich meine persönlichen Angelegenheiten nicht mit anderen bespreche.«
Eleanor musterte ihn prüfend. »Ich war ziemlich verwundert, dass du Roslyn einen Antrag gemacht hast, vor allem, nachdem du vor vierzehn Tagen erst dagegen wettertest, wie übereilt Marcus sich vermählte. Hegst du zärtliche Gefühle für sie, Drew?«
»Meine Gefühle für Roslyn sind privat, Kleines. Über die rede ich nicht einmal mit dir.«
»Vielleicht solltest du es lieber, denn ich glaube, dass ich dir helfen kann.«
»Ich brauche keine Hilfe.«
»Komm schon, Drew ... Ich bin sicher, dass du ein wenig schwesterlichen Rat brauchst.«
Drew schüttelte den Kopf. »Nein, es gibt schon genug Ehestifterinnen, die sich in unsere Verlobung einmischen. Außerdem bist du wohl kaum eine geeignete Ratgeberin, denn immerhin hast du schon zwei gelöste Verlobungen vorzuweisen, und für beide bist du verantwortlich. «
»Ich löste sie aus gutem Grund. Und ich würde sagen, das macht mich zu einer Art Expertin für Verlobungen. Du solltest froh sein, aus meiner Erfahrung schöpfen zu können.«
»Und was genau könnte ich deiner Meinung nach von dir lernen? «
»Ach, da gibt es ganz sicher einiges. Ich bin eine Frau, also kann ich dir verraten, was in einer Frau vorgeht.«
Womit sie Recht hatte, dachte Drew. Vor kurzem erst hatte er erkannt, dass sein Werben um Roslyn erfolglos war und er versuchen musste, ihr Herz zu erobern, wenn er wollte, dass sie ihn heiratete.
Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nun, dann verrate mir, wie ich es schaffe, dass sie sich in mich verliebt.«
Eleanor machte große Augen. »Ich dachte, du glaubst nicht an die Liebe! «
»Tue ich auch nicht. Roslyn hingegen schon. Und sie will eine Liebesheirat oder gar keine. Unsere Verlobung gibt mir Zeit, ihr offiziell den Hof zu machen, aber ich muss mehr erreichen. «
»Wie empfindet sie gegenwärtig für dich, Drew? Offenbar ist sie noch nicht in dich verliebt, oder zumindest schien sie es nicht eilig zu haben, ein Datum für die Hochzeit festzusetzen. «
»Ich vermute sogar, dass sie froh wäre, einen Grund zu haben, die Verlobung wieder zu lösen. «
»Glaubst du, du könntest sie lieben? «
Die Frage konnte er nicht beantworten, weil er nicht sicher war, ob er überhaupt zur Liebe fähig wäre. »Ich weiß es nicht«, sagte er.
»Hmmm«, murmelte Eleanor nachdenklich. »Was denkst du, warum sie dich noch nicht liebt? «
»Das weiß ich ebenso wenig.«
»Ich würde sagen, weil du sie wie eine deiner Mätressen behandelst.«
Ja, genau das tat er. Seine Beziehung zu Roslyn hatte begonnen, als er sie für eine Freudendame hielt, und er hatte sie gelehrt, eine noch bessere zu werden.
Eleanor deutete seinen Blick richtig und triumphierte. »Ich habe Recht! Du hast versucht, sie zu verführen, statt um sie zu werben.«
»Selbst wenn, na und? «, fragte er stirnrunzelnd.
»Nun, das entscheidet alles. Wenn du sie ernstlich umwerben willst, dann stellst du es so vollkommen verkehrt an.«
Was für eine Ironie, dachte er mürrisch. Es ärgerte ihn, dass er Roslyn überhaupt umwerben musste, denn diese Mühe hatte er sich noch bei keiner Frau geben müssen. Aber er wollte sich zumindest anhören, was Eleanor zu sagen hatte.
»Also, was ist an meinem Werben falsch? «
»Du konzentrierst dich auf Verführung statt Romantik. Das sind aber zwei gänzlich unterschiedliche Dinge.«
»Romantik?«, wiederholte er. »Wovon, zum Teufel, redest du? «
»Miss Roslyn ist keine Dirne, Drew. Sie ist eine Dame, gebildet und sensibel. Du bringst sie nicht dazu, dich zu lieben, indem du ihr beweist, was für ein guter Liebhaber du bist. «
»Ja, das ist mir klar.«
»Deshalb musst du sie romantisch umwerben.«
Er verdrehte die Augen. »Und wie umwerbe ich sie romantisch?«
»Zunächst einmal musst du sie als Person sehen, nicht als Besitz oder einen Preis
Weitere Kostenlose Bücher