Glut der Versuchung
fühlen wirst. «
»Liebst du Haviland?«
Für einen Moment starrte sie ihn an, dann wandte sie den Blick ab. »Es ist sinnlos, dass ich überhaupt an Lord Haviland denke.«
Wieder überkam Drew eine schmerzliche Eifersucht. Zweifellos hegte Roslyn Gefühle für Haviland.
Nun bemerkte Drew, wie die Kutsche langsamer wurde, als sie in die Zufahrt von Danvers Hall einbog. Er verdrängte seine finsteren Gedanken, streckte die Hand aus und strich Roslyn eine verirrte Locke aus dem Gesicht. Roslyn zuckte zurück, als hätte seine Berührung sie verbrannt.
»Siehst du«, sagte sie leise. »Das ist es, was ich meine. Unsere gegenseitige Anziehung ist rein physisch. «
Er wusste, was sie meinte, denn er fühlte dasselbe. Der Funken, den er fühlte, wenn er Roslyn nur berührte, war intensiv genug, um ihn zu versengen.
Und es gab noch andere Anzeichen dafür, wie sehr er sich zu ihr hingezogen fühlte. Sein Herzschlag beschleunigte, wenn er sie sah. Stets war er sich ihrer Nähe bewusst.
Aber das alles waren Symptome seiner zunehmenden Vernarrtheit ...
Als die Kutsche hielt, stieß Drew die Tür auf und wollte aussteigen, doch Roslyn sagte: »Bitte ... du musst mich nicht nach drinnen begleiten.« Ihre Stimme klang sanft, und sie sah ihm in die Augen. »Ich danke dir dafür, wie sehr du meiner Freundin Winifred hilfst, Drew. Und dafür, dass du meinen Ruf schützen willst, indem du dich mit mir verlobst. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir für die Ehe geschaffen sind,
Er antwortete nicht, denn nun klappte sein Diener die Stufen hinunter und half Roslyn aus dem Wagen. Regungslos blickte er ihr nach, als sie die Vordertreppe hinauflief und im Haus verschwand.
»Durchlaucht?«, unterbrach sein Diener Drews Gedanken.
»Ja?«
»Wohin möchten Sie fahren, Durchlaucht?«
»Bringen Sie mich nach Hause, nach Mayfair«, antwortete Drew, der das verstörende Gespräch mit Roslyn vergessen wollte. Doch sobald sich seine Kutsche in Bewegung gesetzt hatte, dachte er wieder an das, was Roslyn über Gefühle gesagt hatte.
Drew gab bereitwillig zu, dass seine Gefühle selten eine Rolle spielten. Er war von Natur aus leidenschaftslos, reserviert, zurückhaltend.
Aber sie irrte sich, was seine Gefühle für sie betraf! Wie konnte sie behaupten, dass er keine Gefühle für sie hatte? Seit Wochen löste Roslyn einen wahren Aufruhr der Gefühle in ihm aus: Amüsement, Verlangen, Wut, Zuneigung, Ärger, Eifersucht, Gereiztheit, Leidenschaft.
Sie brachte Chaos in sein wohlgeordnetes Leben, und er stellte fest, dass er es genoss.
Das war eine beängstigende Erkenntnis, dachte Drew.
Was empfand Roslyn für ihn? Gewiss keine Liebe. Er konnte ihren Körper erregen, nicht aber ihre Gefühle. Er konnte ihre Leidenschaft entfachen, sonst nichts.
Eines jedenfalls stand fest: Sein Werben war bisher fruchtlos. Falls er wollte, dass sie ihn heiratete, musste er seine Strategie komplett verändern.
Fünfzehntes Kapitel
Es ist höchst verwirrend und außerordentlich beunruhigend, Fanny. Der Duke umwirbt mich neuerdings, statt mich verführen zu wollen. Und das macht ihn umso unwiderstehlicher
Roslyn an Fanny
Als er bei seinem Londoner Stadthaus ankam, fand Drew unerwartet Eleanor vor, die an seiner Tür wartete ... oder vielmehr in ihrem kleinen Jagdwagen an der Straße vorm Haus. Kaum war Drew aus seiner Kutsche gestiegen, warf Eleanor ihrem Diener die Zügel zu und sprang hinunter, um zu Drew zu eilen.
»Was verschafft mir die Ehre, Kleines? «, fragte Drew, der ihr den Vortritt in die Diele ließ.
»Ich brauche einen Begleiter für meinen Ausritt in den Park, Drew. Marcus ist noch in den Flitterwochen, und Heath hat anscheinend ganz plötzlich dringende Geschäfte in Hampshire - ausgerechnet in Hampshire! «
Drew ging schweigend voran in seine Bibliothek, wo er gewöhnlich seine engsten Freunde empfing. Weshalb Heath auf einmal in Hampshire zu tun hatte, wunderte ihn allerdings auch.
»Also, begleitest du mich bei meinem Ausritt, Drew? «, bettelte Eleanor
Er sah sie an. Eleanor war eine vermögende Erbin, bemerkenswert schön und von einem gewinnenden Wesen. »Warum ich? Du hast ein Dutzend Verehrer, die dich mit Freuden begleiten würden. «
»Die bin ich alle leid. Ich will dich. Heute Morgen habe ich dir eine Nachricht geschickt, aber du hast nicht geantwortet. Deshalb bin ich hergekommen, um dich persönlich zu überreden.«
Drew setzte sich auf die bequeme Ledercouch und lächelte Eleanor nachdenklich zu.
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