Glut der Versuchung
es mir vorstellen«, sagte Roslyn, ehe sie wieder auf den Überfall zurückkam. » Dann beabsichtigen Sie, morgen mit dem Verwalter, Mr. Hickling, zu sprechen?«
»Ja, er sollte nach dem Wegelagerer suchen. «
»Bei Ihrer Unterredung wäre ich gern anwesend.« Als Arden sie fragend ansah, erklärte sie: »Ich habe den Schuldigen aus nächster Nähe gesehen, folglich kann ich ihn am besten von uns allen beschreiben. Zudem kenne ich fast Jeden hier in der Gegend und weiß, wo man suchen sollte.« Sie blickte hinunter auf das Glas in ihrer Hand. »In Wahrheit möchte ich das Gefühl haben, etwas Sinnvolles beizutragen. Ich fühle mich ungern hilflos.«
Arden nickte, als verstünde er sie. »Sie dürfen sich selbstverständlich zu uns gesellen, meine Liebe. Aber nur, wenn Sie mir versprechen, nie wieder bewaffnete Banditen herauszufordern. Gestatten Sie mir die Chance, den Helden zu spielen. «
Roslyn sah verärgert zu ihm auf, erkannte aber gleich, dass er sie absichtlich neckte, damit sie nicht mehr an de
Überfall dachte. »Sie waren heute Nacht sehr heldenhaft«, bemerkte sie angestrengt gelassen. Innerlich aber zitterte sie immer noch.
»Genau wie Sie.«
»Sie sagten, ich wäre töricht gewesen.«
Sein lässiges Grinsen war unwiderstehlich. »Das auch.«
Roslyn lächelte ebenfalls. Allmählich entspannte der Wein sie etwas, so dass Ardens Nähe sie nicht mehr ganz so irritierte. Trotzdem war es ärgerlich, wie sehr ihr Puls auf ihn reagierte. Natürlich war das eine rein körperliche Sache, während ihre Gefühle nicht im mindesten angesprochen wurden. Sie war nicht einmal sicher, ob sie den Duke mochte, auch wenn sie nicht leugnen konnte, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte.
Als er das Thema wechselte, war sie froh, ungeachtet dessen, dass er eines wählte, mit dem er sie provozieren wollte.
»Marcus erzählte mir, Sie neigen zur Blaustrümpfigkeit«, sagte Arden und sah sie eindringlich an. »Und Eleanor meinte, Sie lesen Latein. Ich gestehe, dass mich das überrascht.«
»Warum?«, fragte Roslyn. »Sind Sie der Ansicht, dass Damen nicht in den maskulinen Fächern gebildet werden sollten? «
»Nein, ich wundere mich lediglich, dass Sie solch ungewöhnliche Interessen pflegen. Sie sehen nicht wie eine Gelehrte aus. «
Ihr Lächeln kühlte merklich ab. »Viele Menschen kommen irrtümlich zu diesem voreiligen Schluss. Sie sehen mich einmal an und unterstellen, ich hätte keinen Verstand. Sie taten es ebenfalls an dem Abend, als wir uns erstmals begegneten. Ihr Angebot gründete einzig auf meiner äußeren Erscheinung.«
»Nicht einzig. Ihr Esprit reizte mich auch.«
Sie lachte. »Sie hatten überhaupt keine Gelegenheit, meinen Esprit einzuschätzen, bevor Sie mir anboten, Ihre Mätresse zu werden! «
»Ich glaube, die Umstände rechtfertigten meine Unterstellungen«, sagte Arden freundlich. »Ich hielt Sie für eine Kurtisane.«
»Und doch sehen selbst Herren, die wissen, dass ich eine Lady bin, selten mehr als die Oberfläche. «
»Dann betrachten Sie Ihre Schönheit eher als Nachteil denn als Qualitätsmerkmal?«, fragte er ungläubig.
Ihr bereits abgekühltes Lächeln wurde angestrengt. »Das ist sie bisweilen. Keine Frau möchte farblos sein, das versteht sich von selbst, aber Schönheit macht sie sehr leicht zum Ziel übelster Schurken und Wüstlinge.«
»Marcus sagte mir schon, dass Sie unlängst von einem Tunichtgut umworben wurden.«
Sie kräuselte die Stirn und sah ihn misstrauisch an. »Sie scheinen sehr viel mit Marcus über mich gesprochen zu haben.«
»Nein, nicht sehr viel. Die meisten Informationen bot er uns unaufgefordert dar, als er vor einigen Monaten darüber klagte, die Verantwortung für Sie und Ihre Schwestern geerbt zu haben. «
Roslyn machte die Schultern gerade. »Nun, tatsächlich wurde ich schon beunruhigend häufig Opfer höchst verwerflicher Werbungen. Weshalb ich beschloss, dass diesmal ich das Werben übernehmen würde. «
Arden wirkte nur noch amüsierter. »Und Ihr Werben zieht eine Heirat nach sich. «
»Unbedingt. Ich beabsichtige, einen Ehemann zu finden, der mich um meinetwillen liebt, nicht wegen etwas so Oberflächlichem wie meinem Aussehen.«
Sie blickte Arden trotzig an, weil sie mit einer spitzen Bemerkung rechnete, doch er trank seelenruhig von seinem Wein.
»Warum. Haviland?«, fragte er schließlich.
»Weil ich glaube, dass er ein idealer Ehemann für mich wäre.«
Der Duke lüpfte verwundert eine Braue. »Und wie kommen Sie darauf?
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