Glut der Versuchung
sagte Roslyn deutlich milder. »Sie neigt zu übertriebenen Ausschweifungen, wenn sie einen willigen Zuhörer hat. Aber das liegt daran, dass sie als Witwe ohne Kinder oder Familie sehr einsam ist. Zudem hat sie in der Nachbarschaft kaum Freunde, weil man ihr nach wie vor ihre niedere Herkunft verübelt. «
» Dann verstehen Sie, warum ich hier Zuflucht suche?«
»Ja, und Sie sind selbstverständlich jederzeit willkommen.«
»Ich danke Ihnen, meine Schöne.«
Sie sah ihn verdrossen an. »Ich wünschte, Sie würden mich nicht so nennen, Durchlaucht.«
Seine Mundwinkel zuckten. »Sie werden sich an gelegentliche Schmeicheleien gewöhnen müssen, falls Sie beabsichtigen, mit Haviland vertrauter zu werden. «
»Wie könnte ich das, solange Sie mir keine Chance geben?«
»Nun, da haben Sie Recht. Also gut, es kommt nicht wieder vor. «
»Das hoffe ich, denn ich glaube, allein kann ich es besser.«
Er merkte auf. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie keinen Rat mehr von mir benötigen, wie Sie Haviland gewinnen?«
Roslyn zögerte. »Nein, ganz und gar nicht. Aber Sie brauchen nicht so ... provozierend zu sein. «
»Na schön. Setzen Sie sich, und wir besprechen Ihre Darbietung. Leider ließ sie in mehreren Bereichen zu wünschen übrig.«
Widerwillig kehrte Roslyn zum Sofa zurück. »Was habe ich falsch gemacht?«
Arden faltete die Hände vor dem Bauch und betrachtete Roslyn nachdenklich. »Zum einen waren Sie zu sachlich. Sie sollten sich bemühen, Haviland gegenüber femininer aufzutreten. Versuchen Sie, ein bisschen weniger bestimmend und sachkundig aufzutreten.«
»Aber Haviland scheint gerade zu schätzen, dass ich Weiß, wovon ich spreche.«
»Schon, doch wollen Sie, dass er in Ihnen seine Hausdame sieht oder eine mögliche Geliebte?«
»Eine Geliebte natürlich.«
»Dann überlassen Sie den anderen Teil seinem Personal. Ein- oder zweimal erinnerten Sie mich mit Ihrer herrischen Art geradezu an ' meine Mutter.«
»Sie haben eine Mutter?«, fragte Roslyn betont verwundert.
Er grinste. »Was hatten Sie gedacht? Dass ich aus einem Ei geschlüpft bin? «
»Es hätte mich nicht überrascht.«
Sein Grinsen wurde ein wenig spöttisch. »Zugegeben, meine Mutter ist ein Drachen, aber soweit man mir sagte, kam ich auf die übliche Weise zur Welt. «
Obwohl Roslyn beinahe unheimlich fand, wie er über seine Mutter sprach, interessierte sie momentan mehr, was sie bei Haviland falsch gemacht hatte. »Welche Fehler haben Sie sonst noch bei mir festgestellt?«
»Sie könnten hier und da Ihre Offenheit zügeln. Manche Männer fühlen sich von Ihrer direkten Art womöglich eingeschüchtert.«
»Fühlen Sie sich eingeschüchtert?«, fragte sie.
»Nein, aber es geht auch nicht um Männer wie mich. Haviland ist die Sorte Gentleman, die eher auf sanftere Töne anspricht. Und was immer Sie tun, ersparen Sie ihm Ihre scharfe Zunge.«
Mutlos sank Roslyn an die Sofalehne. »Das werde ich zwangsläufig, denn meistens bin ich in seiner Gegenwart vor allem um Worte verlegen.«
»Irgendwie erstaunt mich das«, bemerkte Arden trocken.
»Trotzdem ist es wahr. «
»Vermutlich sind Sie zu erpicht, einen guten Eindruck auf ihn zu machen. Wohingegen Sie bei mir keinerlei Hemmungen haben, mich offen zu kritisieren.«
»Weil ich nicht den Wunsch habe, Sie zu beeindrucken.«
»Dann hören Sie auf, sich bei Haviland zu sehr anzustregen. Seien Sie einfach Sie selbst. Ihr Naturell ist charmant und angenehm genug, um es so zu präsentieren, wie es ist. «
Sie starrte ihn an. »Gütiger Himmel, ich glaube, Sie haben mir eben ein Kompliment gemacht! «
»Ja, ich denke, das habe ich.«
Seine grünen Augen blitzten, und prompt beschleunigte Roslvns Puls. Doch sie ermahnte sich sogleich im Stillen und sagte lächelnd: »Nun, ich danke Ihnen für Ihre Belehrung, Durchlaucht. Nächstes Mal versuche ich, es besser zu machen.«
»Wenn Sie wünschen, komme ich morgen früh vor Ihrer Verabredung mit Haviland her und gebe Ihnen noch eine Stunde. «
»Das wäre sehr freundlich. Jetzt jedoch ... « Sie beugte sich vor, nahm ihre Listen auf und erhob sich. »Jetzt müssen Sie mich leider entschuldigen, denn ich habe noch sehr viel zu tun. Machen Sie es sich gern hier bequem, solange Sie möchten. Und falls Sie mehr Tee möchten oder Wein oder Brandy - läuten Sie einfach nach Simpkin.«
Höflich stand er auf, als sie ging, und verbeugte sich. Dann grinste Drew vor sich hin, der nicht fassen konnte, dass er ein weiteres Mal von ihr
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