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Glut der Versuchung

Glut der Versuchung

Titel: Glut der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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Lily nicht kommen konnte. Nein, ehrlich, ich kann nicht fassen, dass sie ausgerechnet jetzt nach Hampshire reisen wollte. Der Marquess ist eine solch gute Partie! «
    Roslyn zögerte. Letzte Woche war Lily nach London gefahren, um in Fannys Privatpension unterzuschlüpfen, wollte jedoch nicht, dass ihre Gönnerin davon erfuhr. Lily war es leid, zum Opfer von Winifreds Bemühungen in Sachen Ehenstiften zu werden und sich ein weiteres Mal Lord Claybourne aufdrängen zu lassen.
    »Du weißt, dass Lily sich nichts aus Bällen macht, Winifred«, sagte Roslyn vorsichtig. »Sie wollte lieber ein paar unserer alten Freunde besuchen. «
    Was ja eigentlich auch stimmte.
    Fast wünschte Roslyn -Sich, sie hätte ihre Schwester nach London begleitet. Dann müsste sie sich nicht unentwegt von einem gewissen, anderen gut aussehenden Adligen plagen lassen. Doch leider beherrschte der Duke of Arden ihre sämtlichen Gedanken und störte ihren Seelenfrieden gewaltig. Sie wollte sich nicht an ihre letzte Begegnung erinnern, wie Arden sie küsste, sie streichelte und, sie in einen Taumel von Empfindungen stürzte, dass ihr schwindlig vor Verlangen wurde.
    Jäh wurde sie in die Gegenwart zurückholt, als sie bemerkte, dass Winifred wieder etwas sagte: »... du wartest hier, ich hole den Duke.«
    Die Vorstellung, mit Arden zu tanzen, war Roslyn ein Gräuel. »Bitte entschuldige mich, Winifred«, erwiderte sie kopfschüttelnd. »Aber ich suche lieber erst nach Lord Haviland, um mich zu entschuldigen. «
    Eilig huschte sie davon, um den Gastgeber zu suchen. Zunächst war sie froh, ihn weiter hinten im Ballsaal zu entdecken, stellte dann jedoch verdrossen fest, dass er von einer ganzen Schar jungen Damen umgeben war - ihren Konkurrentinnen, wie Roslyn aus den bewundernden Blicken folgerte.
    Bisher hatte sie bei Haviland kaum Fortschritte gemacht, da er auf Geheiß seiner Großmutter die letzte Woche häufig in London gewesen war. In der Zwischenzeit hatte Roslyn sich zweimal mit seiner Haushälterin und seinem Butler zusammengesetzt, um die Menüs für heute Abend zu planen, allerdings keine Gelegenheit mehr gehabt, mit dem Earl vertrauter zu werden - abgesehen von einem zarten Handkuss, den er ihr bei ihrem zweiten Besuch zum Abschied gab. Und heute Abend war er mit seinen Pflichten als Gastgeber beschäftigt.
    Als sie näher kam, sah sie, dass nicht alle Damen Jung waren, die bei ihm standen. Eine war sogar schon sehr alt. Roslyn vermutete, dass es sich um Havilands Großmutter handelte, der er angeblich sehr zugetan war. Die alte Dame tippte ihm mit ihrem Fächer auf den Arm, und er warf lachend den Kopf in den Nacken.
    Weil Roslyn vor so vielen Zeugen keine Verführungsversuche unternehmen wollte, entschied sie zu warten, bevor sie Haviland ansprach. Als sie zum Tisch mit den Erfrischungen ging, um sich ein Glas Punsch zu holen, kam sie an den offenen Gartentüren vorbei, durch welche kühle Abendluft hineinwehte. Sehnsüchtig überlegte Roslyn, wie bald sie sich verabschieden dürfte, ohne dass es unhöflich wirkte. Sie war zu Fuß durch den Garten hergekommen, statt mit einer Kutsche zu fahren. Dadurch ersparte sie nicht nur den Dienern unnötige Umstände, sondern konnte sich notfalls auch leichter zurückziehen. Letzteres jedoch dürfte sie frühestens in einer Stunde.
    Im Moment konnte sie noch nicht einmal angenehm mit Tess Blanchard plaudern, denn die tanzte gerade. Tess war eine Kollegin an der Akademie und, seit sie vor vier Jahren herzogen, eine enge Freundin der Loring-Schwestern. Wie diese, war auch Tess angestrengt bemüht, den Kuppelversuchen Winifreds zu entkommen.
    Mehrere Leute begrüßten Roslyn freundlich und wechselten ein paar höfliche Worte mit ihr, als sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte. Roslyn hegte keine Abneigung gegen Bälle wie Lily - oder verstieß absichtlich gegen Konventionen, wie Lily es zu tun liebte -, aber sie begeisterte sich ebenso wenig wie ihre Schwester für die oberflächliche Freundlichkeit der feinen Gesellschaft. Vielmehr fand sie deren Heuchelei abstoßend. Dieselben Menschen hatten die Loring-Schwestern bis vor wenigen Monaten noch geschnitten, bis ihr Stiefonkel starb und Marcus ihre Vormundschaft zusammen mit dem Titel übernahm.
    Die Skandale hatten ihre Schwestern schlimmer getroffen als sie, dachte Roslyn, während sie am Rande des Saals stand und an ihrem Punsch nippte. Arabella musste nicht bloß eine gelöste Verlobung durchmachen, sondern auch noch ein gebrochenes Herz. Und

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