Glut der Versuchung
mit meiner Freundin, Miss Blanchard, hinfahren. Es ist besser, wenn ich nicht allzu oft in deiner Gesellschaft gesehen werde. «
»Ist das der wahre Grund? «
Roslyn errötete. »Um ehrlich zu sein, ich möchte nicht allein mit dir in einer Kutsche sein. «
»Weil du dir selbst in meiner Nähe misstraust?«
»Genau.«
Sein Lächeln war ziemlich selbstgefällig, aber immer noch sehr charmant. »Also gut, meine Liebe, doch ich werde nicht zulassen, dass du meine Gesellschaft ganz meidest. Ich will schließlich die Chance haben, anständig um dich zu werben.«
»Wenn du anständig sein willst, musst du deinen Plan aufgeben, mich zu verführen.«
»Oh, das kann ich nicht versprechen. Ich sehe dich morgen Abend. «
Er kam zu ihrem Sessel, beugte sich hinunter und gab ihr einen leichten Kuss auf die Lippen. Dann drehte er sich um und verließ die Bibliothek.
Roslyn legte die Hände an ihre überhitzten Wangen und runzelte unglücklich die Stirn. Wie Drews Werben aussehen würde, konnte sie sich nur allzu gut vorstellen. Er hatte vor, ihr rücksichtslos den Hof zu machen und dabei alles an Charme und Verführungsgeschick einzusetzen, was er besaß. Ohne Frage würde er ihre Sinne hoffnungslos überwältigen, und sie wusste, welche Wirkung das hätte.
Oder nicht?
Gedankenverloren befingerte Roslyn die Juwelen an ihrem Hals. Sie war vielleicht außerstande, Drews physischen Avancen zu widerstehen, aber sie konnten ihr Herz nicht berühren. Vielmehr machte das Wissen um die Taktiken, die er anwandte, es ihr leichter, sich nicht in ihn zu verlieben.
Drew Moncrief mochte ein glänzender Liebhaber sein, über wahre Liebe hingegen wusste er so gut wie nichts.
Der Kreis, der sich am Montagabend zum Dinner bei Winifred einfand, war klein und intim.
Als Roslyn mit Tess eintraf und in den Salon geführt wurde, begrüßte Winifred sie mit einer herzlichen Umarmung, bei der sie ihr zuflüsterte: »Leider konnte Fanny es nicht einrichten, liebe Roslyn, weil sie bereits eine Verabredung hatte. Und Lord Haviland habe ich nicht eingeladen. Ich hielt es für unpassend, wo er doch mit dem Duke um deine Hand konkurriert. «
Roslyn verzichtete auf den Hinweis, dass Haviland bisher keinerlei Interesse an ihr bekundet hatte, und lächelte lediglich.
Drew war bereits vor ihr angekommen, aber seine Begrüßung fiel überraschend zahm aus. Er nahm ihre Hand und hauchte Roslyn einen zarten Kuss auf die Wange. »Nun, zufrieden? Ich habe vor, mich heute Abend vorbildlich zu verhalten.«
»Danke«, murmelte sie.
Miss Jane Caruthers, eine unverheiratete Dame mittleren Alters und Lehrerin an der Akademie, begrüßte Roslyn als Nächstes mit einer freundschaftlichen Umarmung. »Deine Verlobung ist wahrlich eine Überraschung«, sagte Jane, »aber ich freue mich sehr für dich, meine Liebe.«
Marcus' Schwester, Lady Eleanor Pierce, war ebenfalls eingeladen, zusammen mit Drews engem Freund, dem Marquess of Claybourne. Lady Eleanor äußerte sich entzückt, und Claybourne gratulierte Roslyn. »Marcus meinte gleich, dass Sie dem alten Knaben eine hervorragende Duchess sein könnten.«
»Ach ja?«, fragte Roslyn skeptisch. »Ich hätte nie von Marcus erwartet, für die Ehe zu werben. «
»Das tat er auch nicht, bis er Ihre Schwester kennenlernte. Seither ist er bekehrt.«
Sobald der Butler Roslyn ein Glas Wein gebracht hatte, nahm Lady Eleanor sie beiseite. »Drew sagte mir, die Bekanntgabe Ihrer Verlobung wird morgen auf sämtlichen Gesellschaftsseiten erscheinen. Der Hochadel wird staunen, dass er schließlich doch noch den Schritt wagt, nachdem er sich so beharrlich gegen die Ehe sträubte. Aber ich bin ehrlich entzückt von Ihrer Verlobung, besonders um Drews willen. Und ich weiß, dass Marcus es ebenfalls sein wird. «
Roslyn sah zum Marquess hinüber. »Wie denkt Lord Claybourne über unsere Verlobung? «
»Oh, der amüsiert sich königlich! Drew hat stets behauptet, er würde nicht heiraten, ehe er unbedingt muss. Wann soll die Hochzeit sein? «
»Wir haben noch kein Datum festgesetzt. Vielleicht im Herbst. Es besteht keine Eile.«
Die schwarzhaarige junge Dame schüttelte den Kopf. »Wie ich Drew kenne, wird er nicht warten wollen. Hat er erst einmal einen Entschluss gefasst, ist ihm jedes Zögern zuwider. Seine Mutter könnte Ihnen jedoch das eine oder andere Hindernis in den Weg stellen. «
»Sie kennen die Duchess?«, fragte Roslyn neugierig.
Eleanor nickte. » Leider ja. Sie ist ziemlich furchteinflößend. Ich
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