Glut der Versuchung
Roslyns Puls. Sie hielt jetzt bereits viel von ihm, und heute Abend hatten Lady Eleanors Ausführungen ihre hohe Meinung von seinem Charakter noch bestärkt. Es verwunderte sie allerdings, dass ein Adliger, der sich so großzügig seiner alten Bediensteten annahm, solch ein Sturkopf sein konnte, wenn es um romantische Liebe ging.
In diesem Augenblick erschien der Butler und verkündete, dass das Dinner serviert war.
»Sehr schön«, sagte Winifred. »Ach, Pointon«, rief sie. »Sorgen Sie bitte dafür, dass der Champagner gut gekühlt ist,«
»Sehr wohl, Mylady.«
Strahlend blickte Winifred zu den Ehrengästen. »Ich habe eigens einen besonderen Champagner aus London kommen lassen, um auf das glückliche Paar anzustoßen. Durchlaucht, würden Sie bitte voran in den Speisesalon gehen?«
Als Drew Roslyn seinen Arm anbot, blickte sie nachdenklich zu ihm auf. Sie hatte Tess gesagt, er müsste sich bemühen, wenn er erreichen wollte, dass sie ihn hinreichend liebte, um ihn tatsächlich zu heiraten. Und dennoch, dachte Roslyn nun, falls sie ihrer Verlobung ernstlich eine Chance geben wollte, sollte sie vielleicht versuchen, die Art Frau zu sein, die ihm gefiel.
Gewiss könnte sie mit ihm flirten und buchstäblich an seinen Lippen kleben. Zwar durfte sie es vor Winifreds Gästen nicht allzu offensichtlich anstellen, doch sie konnte auf subtile Weise anwenden, was er ihr über das Verführen beigebracht hatte. Sie könnte ihn sogar berühren ...
Mit einem sanften Lächeln legte Roslyn ihre Hand auf seinen Armel, wobei sie darauf achtete, seinen Handrücken mit den Fingern zu streifen. Sie wusste, dass er es gefühlt hatte, denn er warf ihr einen überraschten Blick zu
»Drew«, flüsterte sie mit betont sanfter Stimme. »Ich hoffe, du wirst während des Dinners neben mir sitzen.«
»Ich bezweifle, dass unsere Gastgeberin etwas anderes zuließe«, antwortete er lächelnd.
Roslyn lachte kurz. »Nein, Winifred wäre vollkommen entzückt, sollte ich auf deinem Schoß sitzen, aber ganz so kühn möchte ich vor Publikum dann doch nicht sein.«
Triumphierend bemerkte sie, wie es in seinen grünen Augen aufflackerte, bevor er sie ein wenig skeptisch anschaute.
Roslyn jedoch blieb bei ihrem sanften Lächeln und sagte kaum etwas, als sich alle an den Tisch setzten, auf dem Kristall und Silber glänzten. Und wann immer Drew etwas sagte, lauschte sie ihm mit angehaltenem Atem.
Nachdem die Diener die Suppe serviert hatten, nahm Roslyn ihren Löffel auf und kostete. Dann wartete sie, bis Drew sie ansah, und fuhr sich leicht mit der Zunge über die Unterlippe. »Ich finde diese Cremesuppen recht köstlich, du nicht ... ?«
Sie verstummte, denn Pointon, der Butler, kam in den Speisesalon geeilt und wirkte aufgelöster als Roslyn ihn je gesehen hatte.
»Verzeihen Sie die Störung, Mylady«, sagte er zu seiner Herrin, »aber ich dachte, Sie sollten es umgehend erfahren. Als ich hinunter in den Weinkeller ging, um den Champagner zu holen, überraschte ich dort den Dieb. Er floh, sowie er mich erblickte.«
Roslyn fühlte, wie sich ihr Magen verkrampfte, während Winifred blass wurde. Bevor eine von ihnen sich wieder gefasst hatte, fragte Drew: »Er ist eingebrochen? «
»Es scheint so, Durchlaucht. Der Riegel der Außenkellertür wurde aufgebrochen. «
»Sind Sie ihm gefolgt, Pointon?«, fragte Roslyn.
»Bedauerlicherweise war es zu spät. Bis ich mich von meinem Schreck erholt hatte, war er verschwunden. «
»Welcher Dieb?«, erkundigte Eleanor sich.
Ihre Frage wurde allerdings ignoriert, denn Pointon, der die Hände rang, erklärte: »In seiner Eile hat er die Armschlinge verloren. Der Stoff ist blutig, Miss Loring. Vielleicht ist seine Wunde wieder aufgerissen, als Sie und seine Durchlaucht ihn verfolgten. «
»Welche Wunde? «, fragte wieder Eleanor. » Und warum haben Sie und Drew ihn verfolgt? «
Miss Jane Caruther übernahm es, sie aufzuklären: »Letzte Woche schoss der Duke auf einen Straßenräuber, der Lady Freemantles Kutsche überfiel.«
»Du hast auf einen Straßenräuber geschossen? «, fragte Eleanor erstaunt.
»Ja, und es gelang mir, ihn zu verwunden. Aber er entkam sowohl in jener Nacht als auch vor zwei Tagen, nachdem er im Schlafgemach ihrer Ladyschaft überrascht wurde, wie er ihren Schmuck durchwühlte.«
Der Marquess of Claybourne runzelte die Stirn. »Von dem Schusswechsel letzte Woche hast du mir erzählt, alter Knabe, aber dein letztes kleines Abenteuer erwähntest du nicht. Ich habe ja den
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