Glut unter der Haut
Richtung Eingang gingen, verhielten sie sich zueinander wie höfliche Fremde. Die Spannung zwischen ihnen war greifbar.
George begrüßte sie im Foyer und richtete ihnen aus, dass Seth in seinem A rbeitszimmer sei.
»Hallo!«, empfing er sie gutgelaunt. »Ihr kommt genau im richtigen Moment. George war drauf und dran, mich beim Schach zu besiegen. Ich vermute ja, dass er schummelt, aber ich kann ihn einfach nicht dabei erwischen.«
George lachte und bot ihnen etwas zu trinken an. Seth lehnte dankend ab, ebenso wie Kathleen und Erik.
George zog sich zurück. Sollte Seth die angespannte Stimmung zwischen seinen beiden Gesellschaftern spüren, so zeigte er es jedoch nicht. Ohne Umschweife kam er darauf zu sprechen, aus welchem Grund er sie gebeten hatte, zu ihm zu kommen. Und als er gesagt hatte, worum es ging, betete Kathleen inständig, sie möge sich verhört haben.
»Ich … du … Seth, hast du den V erstand verloren? Ich kann unmöglich mit in die Karibik!«
»Warum nicht?«
»Weil … weil es nicht geht. Darum. W as soll ich da überhaupt?« Sie wagte es nicht, Erik anzusehen, um herauszufinden, was er von Seths unglaublichem V orschlag hielt, sie solle ihn und das T eam in die Karibik begleiten.
»Die Modelagentur hat vorhin angerufen. Die Stylistin, die sie mitschicken wollen, hat panische A ngst, sie könne zur V erantwortung gezogen werden, wenn die Muster eventuell beschädigt werden. Und darüber hinaus glaubt sie, unmöglich behalten zu können, welche Modelle bei den jeweiligen A ufnahmen präsentiert werden sollen. Sie hat die ganze Zeit versucht, mir zu erklären, dass das alles unmöglich ist. Und du, Erik, wirst kaum die Zeit haben, dir um diese Dinge Gedanken zu machen. Du hast schon genug mit den Kameras zu tun, dem Licht und dem T ransport der Crew, immerhin zwanzig Personen.«
Er hielt inne und seufzte tief. »Kathleen, Liebes, du bist nun mal die Einzige, auf die Erik und ich uns verlassen können, damit alles so läuft, wie wir es uns vorstellen.«
Kathleen wrang die Hände vor A ufregung. Sie konnte nicht. Sie konnte es einfach nicht. A usgeschlossen, dass sie mitflog. Sie würde ständig mit Erik zusammen sein müssen, und das nach der aufreibenden Szene in seiner W ohnung. Nur ein W ahnsinniger oder ein Masochist würde sich einer solchen Situation aussetzen.
»Seth«, sagte sie mit einem schrillen Lachen und hoffte, dass sie die dahinter verborgene Hysterie nicht bemerkten. »Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich verreisen. Du wirst mich im Geschäft brauchen. A ußerdem – wer soll sich um T heron kümmern? Ich kann ihn doch nicht so lange allein lassen. Ich fand es schon schlimm, als ich in New York war. Er wird denken, dass ich ihn verlassen habe.« Sie hasste sich dafür, dass sie das Kind als A rgument einsetzte, aber es ging um ihre Gesundheit, um ihr Leben.
»Ich muss dir leider widersprechen«, sagte Seth. »Das sind nicht die ersten Feiertage, die dieses Geschäft mitmacht; und so wertvoll du hier für uns auch bist – wir werden die Saison auch ohne dich überstehen. W enn ihr zurück seid, bleiben noch immer zwei W ochen bis W eihnachten. A ußerdem weißt du genauso gut wie ich, dass T heron bestens bei A lice aufgehoben ist. Sicher, er wird dich vermissen, aber er wird darüber hinwegkommen, und wenn du wieder da bist, wird er wahrscheinlich sofort vergessen, dass du jemals fort warst.«
»Aber Seth. Ich kann …« Sie schnappte nach einem Strohhalm. Denk nach! ,befahl sie sich. »Ich bin gar nicht darauf vorbereitet. Mein Pass … Kleider … ich kann unmöglich …«
»Dein Pass ist völlig okay. Du hast ihn letztes Jahr erst verlängern lassen, als du mit Eliot nach England geflogen bist. A lice übernimmt bestimmt gern das Packen für dich. W ann fliegt ihr, Erik? Donnerstag?« A uf Eriks Nicken hin fuhr er fort: »Na siehst du. Dann hast du noch zwei volle T age für die V orbereitung. Eliot kann dir dabei helfen, die Muster und A ccessoires zusammenzusuchen, die ihr für die A ufnahmen braucht.«
Irgendwo in ihrem Hinterkopf fragte sich Kathleen, was die beiden Männer wohl tun würden, wenn sie jetzt wild zu schreien anfinge.
»Erik, was meinst du dazu?«, fragte Seth ihn. »Immerhin ist es dein Projekt.«
Erik hielt sich mit seiner Meinung zurück. »Natürlich wäre sie eine enorme Hilfe. A ber ich möchte mich nicht in die Entscheidung einmischen. Das müsst ihr unter euch ausmachen. Sosehr ich sie auch gebrauchen könnte – Kathleen muss das
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