Glut unter der Haut
allein entscheiden.«
»Kathleen«, beschwor Seth sie sanft. »Tu es für mich. W enn ich könnte, würde ich doch selber fliegen.« Er rollte nahe an ihren Stuhl heran und nahm ihre Hände in seine. »Ich finde, jemand von Kirchoffs sollte dabei sein. Und du kennst die Kollektionen besser als jeder andere. Es wird harte A rbeit werden, aber versuch doch, es als W interurlaub in der Karibik zu sehen.« Er lächelte und drückte ihre Hände. »Tu es für mich.«
Wie sollte sie ihm das abschlagen?
Die nächsten zwei T age verflogen im fieberhaften Zusammentragen der benötigten Materialien. Ohne Eliots Hilfe hätte Kathleen es nie geschafft, die Garderobe für die A ufnahmen rechtzeitig zu packen.
Nur klagte und jammerte Eliot die ganze Zeit, warum sie nicht darauf bestanden hatte, dass auch er mitflog.
»Weil ich dich hier brauche, Eliot«, antwortete sie zum zigsten Mal. »Du musst hier die Stellung halten.«
»Das ist nicht fair«, murrte Eliot. »Ich würde sogar unbezahlt mitfliegen, wenn ich dafür eine ganze W oche mit Gudjonsen zusammen sein könnte.«
»Ich bin sicher, dass T amara gut auf ihn aufpassen wird.«
»Diese Hexe«, schnaubte Eliot. »Ich wünschte, er wäre wenigstens wählerischer. Die geht doch mit jedem ins Bett.«
»Ach, Eliot.« Kathleen rieb sich seufzend die Stirn. Das war eine ihrer häufigsten Gesten in den letzten T agen.
Hazel tat ein Übriges, dass ihr noch unwohler war zu fliegen. Gestern Mittag war sie zu ihr ins Büro gekommen, als die anderen beim Essen waren. Kathleen bemerkte sie erst, als Hazel sie ansprach: »Soso, du schwirrst also ab in die T ropen, mit diesem gutaussehenden Fotografen.«
Kathleen brauchte einen Moment, bis sich ihr Puls wieder beruhigte und sie ihre Züge unter Kontrolle hatte. Dann sagte sie betont gelassen: »Wenn du damit die Geschäftsreise in die Karibik meinst – ja. Im Übrigen fliege ich auf ausdrücklichen W unsch meines Mannes.«
»Seth ist ein solcher Narr! Dass er nicht sieht, wie leicht er es dir und diesem Gudjonsen macht! Na, wann hängst du meinem Bruder den zweiten Bastard an, hm?«
Kathleen zitterte vor W ut, dann vor A ngst. W usste Hazel etwa alles? Nein. Sie provozierte sie nur. Kühl antwortete sie: »Ich bin dir keinerlei Rechenschaft schuldig. A ber eines möchte ich doch betonen: Ich bin Seth nie untreu gewesen und werde es auch niemals sein.«
»Ha! Doch nur, weil dir bisher die Gelegenheit dazu gefehlt hat. Und die bietet er dir jetzt. Er glaubt, wenn er die Zügel bei dir locker lässt, dann könnte er dich halten. Er ist schwach.«
»Was du als Schwäche begreifst, ist in W ahrheit Selbstlosigkeit. Eine Eigenschaft, die dir anscheinend völlig fremd ist, Hazel. Ich weiß, woher deine V erbitterung rührt. Seth hat mir von dem Mann erzählt, der dich vor dem A ltar versetzt hat. Und wenn du nicht einer der verachtenswertesten Menschen wärst, denen ich je begegnet bin, brächte ich vielleicht sogar Mitgefühl für dich auf, aber so tust du mir einfach nur leid.«
»Hör auf! Ich soll dir leidtun? Ich? « Ihr Gesicht war zu einer abstoßenden Grimasse des Hasses verzerrt. Sie zitterte am ganzen Leib.
Kathleen ging aufs Ganze. Sie war zu aufgewühlt, ihre Nerven zitterten zu sehr, um die W orte abzuwägen, die sie Hazel als Nächstes an den Kopf warf. »Und bilde dir bloß nicht ein, ich würde deine Sorge um Seth nicht durchschauen. Dahinter steckt weder Liebe noch A nteilnahme.
Du hasst ihn, weil er Kirchoffs leitet. Du als die Erstgeborene hattest doch gedacht, die Firma würde nach dem T od eures V aters an dich gehen. A ber er hat Seth wegen seiner Behinderung benachteiligt und dich wegen deines Geschlechts. Und als euer Onkel starb und das Zepter zum zweiten Mal zu vergeben war, da hast du dich nicht getraut, es Seth streitig zu machen. Die V orstellung, dich deinem behinderten Bruder buchstäblich in den W eg zu stellen, war zu verwerflich.
Aber vielleicht hättest du genau das tun sollen, Hazel. Du hättest ihn entweder besiegen oder anfangen sollen, mit deiner Entscheidung zu leben. Du bist dir selbst dein schlimmster Feind, nicht ich. Ich kann nichts dafür, dass du beim Erbe übergangen wurdest. Und Seth liebt dich. W arum, weiß ich nicht, aber ich habe nicht die A bsicht, mich zwischen euch zu stellen.«
Hazels A ugen wurden zu schmalen Schlitzen, ihre Nasenflügel bebten, als sie Kathleen drohte: »Trotzdem werde ich dich erwischen. Und wenn es so weit ist, wird mein Bruder dich als den Menschen
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