Glut unter der Haut
fragte Kathleen völlig verdutzt. Sie hatte noch nicht ganz begriffen, dass ihr Idyll mit Erik so jäh beendet sein sollte. Sie hatten in dieser Suite in Chub Cay die Entfremdung zwischen sich überwunden und waren wieder zu einer Einheit geworden. Beide fühlten sie den Keil, der zwischen sie getrieben wurde, und keiner von ihnen war bereit, diesen Zustand hinzunehmen. Und nun warf ihnen Eliot vorwurfsvolle Blicke zu. Er sah Erik an, als wollte er ihn am liebsten umbringen.
»Ich hoffe nur, Kathleen, du hattest wenigstens deinen Spaß.« Eliot schäumte fast über vor Sarkasmus. »Seit gestern Nachmittag hocke ich hier und warte auf euch.«
»Ich … ich hatte mir einen T ag freigenommen und bin auf eine kleine Insel geflogen. Dann brach dieser Sturm los. Erik hatte A ngst, mir könnte etwas zugestoßen sein, und als er da war …«
»Verschone mich bitte mit Details.« Eliot warf Erik einen weiteren tödlichen Blick zu.
»Was ist denn überhaupt los, dass du extra hergekommen bist?«, fragte Kathleen hastig.
»Seth liegt im Krankenhaus«, lautete die knappe A ntwort. »Er ist auf die Intensivstation eingeliefert worden. Er wollte nicht, dass ich herkomme und dich hole, aber George hat angerufen und gesagt, es wäre besser, wenn du sofort nach Hause kommst. Dein Mann liegt im Sterben«, fügte er schonungslos hinzu.
Kathleen schlug die Hände vors Gesicht. Sie war aschfahl, als sie Eliot ungläubig über die Finger hinweg anstarrte.
»Eliot, lassen Sie es gut sein. Kathleen wusste von nichts«, mischte sich Erik betont ruhig ein. »Bitte sagen Sie uns jetzt, was geschehen ist.«
Eliot starrte sie noch immer vorwurfsvoll an. Erst jetzt fiel Kathleen auf, wie mitgenommen er aussah. Sein A nzug war zerknittert, sein Haar strähnig. Er war unrasiert. Noch nie hatte sie Eliot derart ungepflegt erlebt. »Seth ist vor drei T agen ins Krankenhaus eingeliefert worden. George hat mir erzählt, dass Seths Nieren damals bei dem Unfall irreparabel beschädigt wurden und sich sein Zustand über die Jahre hinweg kontinuierlich verschlechtert hat. Offensichtlich hat er lange dagegen ankämpfen können, aber jetzt vergiftet sich sein Körper praktisch selbst. Er wollte nicht, dass wir dich benachrichtigen, Kathleen, aber George und ich fanden es angebracht, es trotzdem zu tun.«
Sie trat einige Schritte auf ihn zu, die Hände in einer flehenden Geste ausgestreckt. »Eliot, du übertreibst doch, oder? Er wird doch nicht wirklich …?«
Ihre Stimme erstarb, und sie suchte in seinem Gesicht nach einem A nzeichen für seinen gewöhnlichen Zynismus, fand jedoch keins. Eliot schaute zu Erik, dann wieder zu ihr, und Kathleen begriff, dass das, was er gesagt hatte, die bittere W ahrheit war.
»Nein«, stöhnte sie. »Bitte, lieber Gott, nein!« Sie schlug wieder die Hände vor das Gesicht und brach auf dem Bett zusammen.
»Kathleen …« Es war Erik, der sie ansprach. »Dafür ist jetzt keine Zeit.«
»Er hat recht, Kathleen«, pflichtete Eliot bei. »Ich bin mit einem gecharterten Jet hergekommen. W ir haben mit dem Rückflug auf dich gewartet. W ir sollten unverzüglich nach San Francisco aufbrechen.«
»Ja, sicher«, murmelte sie, erhob sich und machte sich daran, ihre Sachen zusammenzusuchen. W as tat sie da überhaupt? Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
»Lass einfach alles hier. Ich sorge schon dafür, dass dir die Sachen nachgeschickt werden«, bot Erik an. Er fasste sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Mach dir darum keine Sorgen. Ich erledige hier den Rest und komme dann morgen nach.«
»Nein!« Sie stieß ihn von sich. Er schaute sie verdutzt an. »Ich … ich finde, es wäre das Beste, wenn du hierbleibst und den A uftrag zu Ende führst, Seth würde das sicher wollen, und außerdem will ich … ich möchte nicht, dass du zu ihm ins Krankenhaus kommst.«
Das war eindeutig. Sie wollte ihn nicht in ihrer Nähe haben. Sie konnte ihm nicht einmal mehr in die A ugen schauen. Er hob ihr Kinn mit einem Finger und zwang sie, ihn anzusehen. Ihre von Schuldgefühlen überladenen Züge machten ihn wütend. Über ihre Schulter hinweg sagte er zu Eliot: »Geben Sie acht auf sie. W enn es irgendetwas
gibt, was ich tun kann, lasst es mich wissen. Kürzen wir das Ganze hier ab. Übermorgen bin ich wieder in San Francisco.«
»Okay«, meinte Eliot. Erik ging und schloss die T ür hinter sich. Kathleen saß mit zusammengesunkenen Schultern auf dem Bett und starrte auf ihre Hände. Sie hatte weder
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