Glut unter der Haut
gelang, auf der anderen Seite herunterzuspringen. Sie schlug sich die Handflächen und Knie auf, als sie auf dem rauen Beton landete.
Sie lief auf das brennende Flugzeug zu; die aufsteigende schwarze Rauchsäule erinnerte an einen Scheiterhaufen.
»Nein, er darf nicht tot sein«, rief sie während des Laufens. »Er muss leben.«
Inzwischen hatten Rettungswagen die Maschine umringt. Das kleinere Flugzeug war als solches kaum noch zu erkennen. Es gab keinen Zweifel am tragischen Schicksal des Piloten und der Insassen. Die größere Maschine brannte lediglich an der V orderseite, und Feuerwehrleute waren dabei, die todbringenden Flammen zu löschen.
»Hallo, Lady, haben Sie völlig den V erstand verloren?« Kathleen wurde von hinten angerempelt und zu Boden geworfen. »Wie sind Sie überhaupt hierhergekommen? W as stehen Sie denn hier im W eg herum?«
Das Gesicht des Feuerwehrmannes war rußverschmiert und abgespannt. Er hatte recht. Sie durfte sie nicht bei ihrem V ersuch behindern, Eriks Leben zu retten. Sie weigerte sich einfach zu glauben, dass dieser V ersuch zwecklos sein könnte.
Kathleen richtete sich mühsam wieder auf und trat zur Seite; sie sah der Feuerwehr zu, während andere Rettungsteams bereits dabei waren, Passagiere aus dem Notausstieg am hinteren T eil des Flugzeuges zu bergen.
Mit zunehmender Panik sah sie, wie sie behutsam herausgeholt wurden. Manche schafften es aus eigener Kraft, andere brauchten Hilfe. Die meisten bluteten, einige waren bewusstlos, andere sogar tot. Kathleen wandte den Blick von ihnen ab. Erik war nicht tot. Sie wusste, dass er nicht tot war.
Ihr Blick fiel auf einen Passagier, der in diesem Moment herausgehoben wurde. Zwei kräftige Männer hatten Mühe, ihn aus dem Flugzeug zu hieven. Kathleens Puls überschlug sich. Dann sah sie das leuchtend blonde Haar, blutverschmiert, aber dennoch schimmernd im grellen Licht.
»Erik!« Sie presste seinen Namen aus ihren Lungen und lief auf die Männer zu, die ihn auf eine T ragbahre geschnallt hatten, die sie nun zu einem wartenden Krankenwagen schoben.
»Warten Sie!«, rief sie, als sie die Räder der Bahre einklappten, um sie in den W agen zu schieben.
Keuchend rannte sie zu ihnen. »Er … er ist …? Ich …?«
»Er ist nicht tot«, sagte einer der Notärzte freundlich. »Soweit ich sehen kann, hat er nur eine große Platzwunde am Kopf. A ber wir müssen ihn jetzt ins Krankenhaus bringen.«
»Aber die … die … die …« Sie deutete auf die Sauerstoffmaske, die Eriks Gesicht bedeckte.
»Er braucht Sauerstoff. Seine Lunge ist voller Rauch. Und jetzt, bitte …«
»Ich fahre mit«, beharrte Kathleen, als sie in Eriks bleiches, regloses Gesicht schaute.
»Ausgeschlossen«, meldete sich der zweite Sanitäter zu W ort. »Wir haben noch andere, die unsere ärztliche V ersorgung brauchen. Gehen Sie gefälligst aus dem W eg.«
Gehorsam trat sie beiseite, damit sie Erik in den W agen heben konnten. Einer der beiden Männer kletterte hinter die T ragbahre und zog die T ür zu.
Was, wenn Erik innere V erletzungen davongetragen hatte? Innere Blutungen?
Der Motor des Notarztwagens sprang an, Kathleen lief zur Fahrerseite, trommelte gegen die Scheibe und rief: »Wo bringen Sie ihn hin?«
»Ins St. Edwards«, rief der Fahrer, als er losfuhr. »Folgen Sie einfach den Sirenen.«
Das St.-Edwards-Hospital war nur fünf Minuten vom Flughafen entfernt. Kathleen folgte dem heulenden Rettungswagen zur Notaufnahme des modernen Krankenhauskomplexes.
Sie sah, wie der Notarztwagen, in dem Erik lag, unter dem V ordach hielt und die T ragbahre herausgehoben wurde. Sie stellte den Blazer ab, verschloss ihn gut und eilte zum Eingang hinauf. Kathleen kam gerade durch die automatischen Schiebetüren, als sie sah, wie Erik, gefolgt von Krankenhauspersonal, in einen Behandlungsraum gerollt wurde.
Da sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, Erik folgen zu wollen, nahm sie nervös auf einem der Stühle im kalten, schmucklosen W arteraum Platz.
Und sie betete.
Sie war sicher, dass das St. Edwards auch eine kleine Kapelle hatte, aber sie verspürte nicht den W unsch, diesen Ort aufzusuchen. Sie wollte lieber in Eriks Nähe sein. Ihr Glaube war stets tief und fest gewesen, und sie hatte sich in ihrem bisherigen Leben regelmäßig darauf gestützt, und nun bat sie Gott, Erik am Leben zu lassen.
Die nächsten Stunden verbrachte sie in einem Zustand von Schmerz und Furcht. Jedes Mal, wenn jemand aus dem Zimmer, in dem Erik lag, herauskam oder dort
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