Glut unter der Haut
Privatparkplatz nahe dem Eingang abgestellt war. Es war ein silberner Bus mit luxuriöser schwarzer Innenausstattung. Ein hydraulischer Lift hob Seth samt Rollstuhl hinein. Kathleen äußerte sich lobend, als sie auf dem edlen Ledersitz Platz nahm und fast darin versank, während George Seths Rollstuhl befestigte.
»Ja, der W agen ist ganz nett«, meinte Seth trocken. »Ich wollte ja lieber einen Ferrari, aber der verdammte Rollstuhl hat einfach nicht reingepasst.«
Kathleen lachte leichten Herzens.
Sehr zu Seths Überraschung verzichtete Kathleen auf das für sie vorgesehene Büro in einer der oberen Etagen des siebenstöckigen Gebäudes und bat stattdessen darum, in einen der kleinen Lagerräume im T iefgeschoss ziehen zu dürfen.
»Das ist doch viel praktischer, wirklich«, sagte sie. »Hier kann ich die eingehenden Lieferungen kontrollieren und gegenprüfen, ehe sie in die einzelnen A bteilungen weitergehen.«
»Kathleen«, protestierte Seth, »dafür haben wir doch A ngestellte.«
»Ich weiß. Die können mir helfen. A ber ich möchte es doch gern selber machen oder zumindest ein A uge darauf haben.« Er ließ ihr ihren W illen.
Die erste Oktoberwoche brach an, und Kathleen freute sich bereits auf ihre Ende des Monats bevorstehende Reise nach New York. Sie war gerade dabei, einen angelieferten Karton mit A bendkleidern auszupacken und aufzuhängen, damit sie gebügelt werden konnten, ehe sie in die A bteilung für A bendgarderobe kamen, als sie plötzlich von einem heftigen Schwindelgefühl ereilt wurde.
Für einen Moment stützte sie sich am T isch in ihrer Nähe ab, schloss die A ugen und ließ den Kopf hängen, damit das Blut hineinfließen konnte. Schließlich richtete sie sich langsam wieder auf und rang nach Luft.
Das Mädchen an der Bügelpresse hatte es mitbekommen und fragte: »Kathleen? A lles in Ordnung? Sie sehen aus, als würden Sie gleich umkippen.«
»Nei … nein. A lles in Ordnung. Mir ist nur ein bisschen schwindlig. Ich glaube, ich sollte morgens doch ein bisschen mehr frühstücken.« Manchmal war sie derart in ihre A rbeit vertieft, dass sie das Mittagessen verschob oder ganz ausließ, und dann war sie abends so hungrig und geschwächt, dass sie buchstäblich zitterte. Das Problem war nur, dass das Frühstück noch nie ihre Lieblingsmahlzeit gewesen war, und in letzter Zeit bekam sie morgens fast nichts runter.
Heute Morgen, als sie sich die Zähne putzte, wurde ihr beim Geschmack der Zahnpasta so übel, dass sie sich beinahe übergeben hätte. Zudem plagte sie abends eine üble Magenverstimmung. A m Nachmittag hatte sie das Gefühl, als würde sich ihr Magen aufblähen und auf ihre Lungen drücken, so dass sie ein seltsames V öllegefühl verspürte, wenn sie sehr hungrig war.
Kathleen hatte diesen Symptomen keine besondere Beachtung geschenkt, bis sie ständig wiederkehrten und nun nicht mehr zu ignorieren waren. Ihr dritter Schwächeanfall innerhalb einer W oche deutete darauf hin, dass sie es nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte. Den restlichen T ag arbeitete sie etwas langsamer und ging früh zu Bett, fest davon überzeugt, dass sie sich anderntags besser fühlen würde. Doch als sie am nächsten Morgen die A ugen aufschlug, wusste sie, dass es nicht besser geworden war.
»Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, murmelte sie vor sich hin, als sie auf ihre W aage schaute und feststellte, dass sie schon wieder zwei Pfund abgenommen hatte. Dann verschwamm ihr Blick, als sie auf ihre lackierten Fußnägel starrte, und aus zehn wurden zwanzig. Langsam wanderte ihr Blick über die A rmaturen im Bad, bis sie ihr bleiches Spiegelbild über dem W aschbecken erblickte. »Nein«, keuchte sie. »Nein, das kann nicht sein.«
Instinktiv presste sie die Hände auf den Unterleib und fühlte nur die flachen, harten Muskeln. Und doch wusste sie sofort, dass etwas anders war als sonst. Er war nicht länger elastisch und geschmeidig, sondern geschwollen. A uch ihre Brüste waren leicht geschwollen und ungewohnt empfindlich, aber das hatte sie ihrer überfälligen Regel zugeschrieben.
Ihre T age! W ann hatte sie die zuletzt gehabt? Im Juni? Juli? Ja, A nfang Juli. Sie erinnerte sich daran, sie am 4. Juli in »Bergblick« bekommen zu haben.
Und eine W oche später war Erik eingetroffen. Mitte Juli. Seitdem hatte sie ihre T age nicht mehr gehabt. A ber sie hatte das A usbleiben mit dem emotionalen Chaos begründet, in das sie während dieser Zeit gestürzt war.
Sie musterte sich im
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