Glut unter der Haut
Spiegel und hob ihre zitternde Hand vor den Mund, um den kleinen Schrei zurückzuhalten, der auf ihren Lippen lag. Dann zwang sie sich zu einem Lachen, das hohl in ihren Ohren hallte. »Sei nicht albern, Kathleen Haley. W erd bloß nicht hysterisch. Es kann gar nicht sein. Erwachsenen Frauen wie dir passiert das einfach nicht. Unmöglich. Es ist was anderes. A ußerdem weiß doch jeder, dass man nicht abnimmt, sondern zunimmt, wenn man … Nein, es ist was anderes.«
Doch das war es nicht.
Sie rief bei einem Gynäkologen an, dessen Nummer sie aus dem T elefonbuch entnommen hatte, da sie keine Kollegin mit ihrem V erdacht konfrontieren wollte. Zum Glück hatte der A rzt einen T ermin für den nächsten T ag frei.
Die nächsten dreißig Stunden waren die längsten, die Kathleen je erlebt hatte, mit A usnahme der W artezeit im Hospital in A rkansas.
Anderntags stieg sie in der Mittagspause in ihren W agen und fuhr direkt zur A rztpraxis, die nur wenige Blocks entfernt lag. Sie hatte nichts gegessen, und ihre Hände zitterten.
Sie betrat die gemütliche, in einem Hochhaus untergebrachte Praxis, nannte der Sprechstundenhilfe hinter der Glasscheibe ihren Namen und füllte dann den Fragebogen aus, den sie dann der Sprechstundenhilfe gab. »Danke, Miss Haley. W ir lassen Ihre Unterlagen so schnell wie möglich aus A tlanta kommen. W enn Sie noch einen Moment Platz nehmen würden, der A rzt hat gleich Zeit für Sie.«
Eine weitere Sprechstundenhilfe öffnete die T ür und rief ihren Namen auf. Kathleen zuckte zusammen. Sie hatte gerade einer jungen Frau zugesehen, die einen munteren kleinen Jungen auf dem Schoß hatte. Die Mutter wollte ihm aus einem Bilderbuch vorlesen, doch er fand den Goldfisch im A quarium viel interessanter.
Kathleen folgte der Schwester den Gang entlang zu einer Umkleidekabine. Freundlich sagte die Schwester: »Sie können sich schon mal freimachen, während wir alles vorbereiten. Dort in der Kabine finden Sie einen Kittel.«
Kathleen betrat den kleinen Umkleideraum, zog sich aus und streifte den bunten Kittel über. Er reichte ihr kaum über die Hüften. »Wie hübsch«, murmelte sie, als sie hinter dem V orhang hervorkam.
»Zuerst Ihr Gewicht«, wies die Schwester sie an. A ls sie gewogen und ihr Gewicht in der A kte notiert war, maß die Schwester Kathleens Blutdruck und nahm ihr Blut aus dem Mittelfinger ab. Ihre Hände waren derart feucht vor Schweiß, dass die Schwester sie wegen ihrer Nervosität aufzog und sie aufforderte, sich zu entspannen. Kathleen
lächelte gequält.
»Ist Ihre Periode regelmäßig?«, fragte die Schwester über die A kte gebeugt.
»Ja.«
»Wann zum letzten Mal?«
Kathleen erblasste. »Äh … lassen Sie mich überlegen … ich kann mich nicht genau erinnern, aber … vor zwei W ochen etwa.«
Als Nächstes wurde sie um eine Urinprobe gebeten. Sie gab der Schwester den kleinen Plastikbecher und hoffte, dass der Inhalt sie nicht verriet.
Als sie mehrere Minuten allein war, versuchte Kathleen, ihren heftigen A tem und Puls zu beruhigen, doch vergeblich. A ls der A rzt hereingerauscht kam, lagen ihre Nerven bloß.
»Miss Haley, ich bin Dr. Peters.« Kathleen lächelte. V or ihr stand ein freundlicher Mann in mittleren Jahren mit weißem Haar und einer Halbbrille, die ihm ständig von der Nase rutschte.
Die Untersuchung verlief routinemäßig. Er horchte ihre Brust ab, tastete die Lymphdrüsen ab, schaute in Ohren und Rachen, dann musste sich Kathleen auf den Rücken legen, während er ihre Brüste untersuchte.
»Wund?«, fragte er.
Sie spürte den plötzlichen Knoten im Hals. Erik hatte sie das am nächsten Morgen gefragt. Sie konnte noch immer seine Stimme hören, die Besorgnis, als er sie berührte …
»Ein wenig«, antwortete sie.
Der A rzt steckte den Kopf zur T ür hinaus und rief die Sprechstundenhilfe, die hereinkam und Kathleen half, sich auf den gynäkologischen Stuhl zu setzen.
»Keine A ngst. Ganz ruhig …«
Wieder. Erik. Das hatte er ihr ins Ohr geflüstert, als er ihr die Unschuld genommen hatte. Entspann dich. Ganz ruhig, während ich meiner Frau untreu bin und dich betrüge.
Das Spekulum war kalt, und als es sich in ihr öffnete, zuckte Kathleen zusammen, krallte sich in den losen Kittel über ihren Brüsten und biss die Zähne zusammen. Sie öffnete ihre Fäuste erst wieder, als der A rzt seine behandschuhten Finger herausgezogen hatte.
Schließlich war es überstanden. Er sagte nichts weiter außer: »Wenn Sie sich angezogen haben,
Weitere Kostenlose Bücher