Glut unter der Haut
kommen Sie bitte in mein Büro.« Dann ging er mit wehendem Kittel hinaus.
Kathleen zog sich an, während die Schwester plaudernd den Untersuchungstisch für die nächste Patientin säuberte. A ls Kathleen ihr sagte, wo sie arbeitete und was sie dort tat, war die Schwester beeindruckt. »Was für ein aufregender Job!«
Ja, dachte Kathleen im Stillen. Nur nicht ganz so geschaffen für eine schwangere Frau. A ber sie war bestimmt nicht schwanger, sonst hätte der A rzt doch sicher etwas gesagt. Sie nahm ein Papiertuch und wischte sich den Schweiß von den Händen.
»Kommen Sie herein«, rief der A rzt, als sie zaghaft an die T ür zu seinem Büro klopfte. Höflich erhob er sich und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. A ls sie Platz genommen hatte, faltete er die Hände auf der Schreibtischplatte und schaute Kathleen entwaffnend über den Rand seiner Brille hinweg an.
»Miss Haley, sehen Sie es mir nach, dass ich Sie ganz offen frage: Haben Sie eigentlich vermutet, dass Sie schwanger sind?«
Die W orte trafen sie wie ein Schlag. Sämtliche Energie schien aus ihrem Körper zu entweichen wie die Luft aus einem Luftballon und nichts mehr in ihr zurückzulassen. Doch das stimmte nicht. Da war etwas: Eriks Baby.
Sie senkte den Kopf, während ihr die T ränen in die A ugen stiegen. »Ja«, sagte sie leise.
»Wann hatten Sie Ihre letzte Periode?«, fragte er freundlich, wissend, dass sie die Schwester angelogen hatte.
»In der ersten Juliwoche.«
Er dachte kurz nach, dann sagte er: »Das kann hinkommen. Dem Umfang Ihres Uterus zufolge nehme ich an, dass Sie in der zehnten W oche schwanger sind.« Er räusperte sich leicht und gab ihr Zeit, seine W orte zu verarbeiten. »Es sieht alles sehr normal aus. Ihr Blutzuckerspiegel ist in Ordnung, aber ich schlage Ihnen vor, ab sofort mehr zu essen, damit Sie wieder zunehmen. Sie sollten …«
»Ich kann das Kind nicht bekommen«, platzte es aus ihr heraus. Sie schluckte heftig und wischte sich mit dem Handballen die T ränen ab. »Ich möchte eine A btreibung.«
Dr. Peters war reichlich erstaunt über die Entschiedenheit, mit der sie das sagte. Sie wirkte gar nicht wie eine Frau, die eine übereilte Entscheidung traf, besonders wenn es eine so bedeutsame war wie diese. »Ist das Ihre erste Schwangerschaft, Miss Haley?«
Sie lachte bitter. Er konnte ja nicht ahnen, dass sie zum ersten Mal mit einem Mann geschlafen hatte. Sie hatte nicht einen Moment daran gedacht, sich gegen Schwangerschaft zu schützen. Die meisten T eenager waren sexuell verantwortungsbewusster als sie! W as hatte sie sich nur dabei gedacht? Kathleen lachte erneut, und der A rzt runzelte die Stirn. »Ja, das ist meine erste Schwangerschaft.«
»Und Sie sind sich sicher in Ihrer Entscheidung?«
Sie schaute auf das feuchte T uch in ihrer Hand. »So sicher, wie man sein kann, jemanden umzubringen.«
»Miss Haley, Sie haben einige W ochen Zeit, das alles noch mal zu überdenken, ehe Sie sich dazu entscheiden, die Schwangerschaft abbrechen zu lassen. V ielleicht sollten Sie zuvor mit dem V ater des Kindes reden …«
Ihr Kopf schnellte hoch. »Das ist unmöglich. A ußerdem gibt es da nichts zu überdenken. Ich muss diese A btreibung vornehmen lassen. T un Sie es? Oder muss ich mich nach jemand anderem umschauen?«
Er starrte sie lange an und dachte im Stillen, dass vieles an ihrer Entschlossenheit aufgesetzt war. Sie wirkte so hilflos,
so unschuldig trotz ihres A lters. Er seufzte tief. »Also gut.«
Er griff zum T elefon auf seinem Schreibtisch und bat die Frau in der A nmeldung, einen T ermin für Miss Haley einzutragen. »Schwangerschaftsabbruch.« A ls er den Hörer wieder auflegte, sagte er zu Kathleen: »Wenn Sie hinausgehen, schauen Sie bitte bei Maxine vorbei. Und denken Sie daran: Sie können Ihre Meinung noch ändern.«
Kathleen ging zur T ür, drehte sich aber noch einmal zum A rzt um. Nun strömten ihr die T ränen hemmungslos über das Gesicht. »Bitte glauben Sie nicht, dass es mir leicht fiele, Dr. Peters. Ich habe keine W ahl. Sehen Sie, der V ater des Kindes ist mit einer anderen Frau verheiratet.«
Samstagmorgen. Zwei T age. Konnte sie so lange warten? Maxine, die Sprechstundenhilfe, hatte ihr die entsprechenden Informationen und A nweisungen gegeben – Freitag a bend nach Mitternacht nichts mehr essen und am A bend ins Hospital kommen für die Labortests. Dr. Peters narkotisierte seine Patientinnen immer, um ihnen auch die leichtesten Schmerzen zu ersparen. Im Hospital
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