Glut unter der Haut
hier auf mich wartet, hätte ich mich mit dem Essen beeilt. W ie geht es dir, Erik?«
Noch immer wie benommen, wandte sich Erik reflexartig um und erwiderte Seths Handschlag. »Bestens.« Er räusperte sich und wiederholte: »Bestens.«
»Wunderbar. A lles klar für den Start unseres V orhabens? Hast du schon eine W ohnung gefunden?« W ie immer war Seths Gesicht offen und ohne Hintergedanken, bereit zu helfen, zu verstehen und … zu vergeben.
»Ja«, antwortete Erik. »Ich habe mir eine Eigentumswohnung zugelegt. A ber sie ist noch nicht eingerichtet.«
Seth lachte. »Da hast du aber Glück. Kathleen ist ein As s in so was. Und ich bin sicher, dass sie dir gern dabei helfen wird. Nicht wahr, Kathleen?«
Kapitel 14
Kathleen sah zu Erik, dann wieder zu Seth. »Ich … ich denke, Erik hätte sich bestimmt einen Profi genommen, wenn er einen Innenarchitekten gewollt hätte«, stammelte sie. W as hatte Erik da gerade gesagt? Er war nicht verheiratet? Er war nicht verheiratet und war es auch nie gewesen!
»Genau das ist es ja. Innenarchitekten sind viel zu professionell. W enn er jemand von ihnen anheuert, wird die ganze W ohnung bald wie unser W ohnzimmer aussehen – zu perfekt, zu unpersönlich, um sich darin wohl zu fühlen.«
Es war das erste Mal, dass sie Seth Kritik an seiner Schwester üben hörte. Doch das war im Moment nicht wirklich wichtig. Sie hatte es kaum wahrgenommen. Ihre Gedanken kreisten ausschließlich um das, was Erik gerade gesagt hatte. Er war nicht verheiratet. War es nie gewesen. Die W orte klangen wie ein Kanon in ihr nach; diese A ussage veränderte ihre W elt mit einem Schlag von Grund auf.
»Kathleen hat sicher viel zu viel um die Ohren, um die W ohnung eines Junggesellen einzurichten«, sagte Erik.
Hatte er das W ort »Junggeselle« absichtlich gedehnt?
Seth rollte hinter dem Schreibtisch hervor und unterdrückte ein Gähnen hinter vorgehaltener Hand. »Entschuldigt bitte«, sagte er, »ich bin wohl etwas müde vom Essen.«
Er schien die Spannung im Raum nicht zu spüren, die Schwingungen, die Eriks Bemerkung ausgelöst hatte. »Morgen ist Donnerstag, nicht wahr? Da hast du doch frei. Schon was vor?«
»Nein, aber ich …«
»Und du, Erik?«
»Nein.«
»Großartig. Dann habt ihr zwei morgen den ganzen T ag Zeit zum Einkaufen. W enn ihr fertig seid, kommt ihr zum Haus, und ich grille euch ein paar Steaks auf der V eranda.«
Da keiner einen Einwand erhob, betrachtete Seth die Sache damit als beschlossen und wandte sich anderen Dingen zu. Kathleen entschuldigte sich, beugte sich zu Seth hinunter und gab ihm einen Kuss, dann nickte sie Erik zu und ging.
Abends beim Essen kam erneut die stornierte Bestellung zur Sprache. Diesmal war es Hazel, die davon anfing. »Ich finde«, sagte sie und tupfte sich sorgfältig den Mund mit einer blütenweißen Leinenserviette ab, »dass sich Kathleen ganz einfach zu viel aufgeladen hat. Sonst wäre ihr wohl kaum ein solcher Patzer unterlaufen.« Seth, immun gegen den bissigen Unterton, hörte nur die Besorgnis in den W orten seiner Schwester.
»Mir ist kein Patzer unterlaufen«, entgegnete Kathleen ruhig.
»Darling, es ist doch nicht so schlimm«, besänftigte Seth sie. »Die Sache ist doch schon behoben. In ein paar T agen kriegen wir die W are.«
»Es ist sehr wohl schlimm, wenn ich grundlos als inkompetent hingestellt werde«, protestierte sie.
»Hazel hat es doch nicht so gemeint …«
»Ich allein entscheide, ob ich mir zu viel aufgeladen habe oder nicht. Ich brauche keinen A ufpasser.« Sie erhob sich unvermittelt. »Wenn ihr mich bitte entschuldigt. Ich gehe rauf zu T heron.«
Kathleen ließ die beiden im Esszimmer allein und kam erst wieder herunter, als sie sicher sein konnte, dass Hazel sich in ihre Räume zurückgezogen hatte.
George schob Seth gerade zu seinem Zimmer, als sie auf dem unteren T reppenabsatz angelangt war. Erschrocken bemerkte sie den erschöpften Zug um Seths Mund und A ugen. Sein T eint, normalerweise gesund und gebräunt, war grau. Die Schatten unter seinen A ugen, die im T ageslicht nur angedeutet waren, wirkten jetzt dunkel und bläulich.
»Seth.« Sie kniete sich hin und legte den Kopf in seinen Schoß. Sie verließ sich darauf, dass sich George dezent zurückzog. »Es tut mir leid, wie ich mich beim A bendessen benommen habe. Ich kann dir nicht sagen, was passiert ist, aber du musst mir glauben, dass ich die Polo-Bestellung nicht storniert habe, auch wenn ich tatsächlich viel zu tun hatte.«
Seth
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