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Glutnester

Glutnester

Titel: Glutnester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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stehen. Jetzt knurrt er. Elsa spürt ein ungutes Gefühl in sich drin wachsen. Keine Angst, aber gehörigen Respekt.
    »Ganz ruhig. Du bist doch ein Lieber!«, versucht sie den Hund mit lockender Stimme zu beruhigen. Er steht da, die Ohren aufgestellt. Der Schwanz bewegungslos. Du darfst jetzt keine Angst zeigen, fällt es Elsa ein. Du musst Ruhe bewahren und Stärke signalisieren. »Scheiße!«, flucht sie trotzdem. »Ist denn niemand da?«, schreit sie lauthals. Bleibt dabei wie angenagelt stehen.
    Da endlich öffnet sich die hinterste Tür am Gang. Marissas Kopf lugt hervor.
    »Marissa! Gott sei Dank. Ruf bitte den Hund zu dir!«, verlangt Elsa erleichtert.
    Marissa pfeift eindringlich. »Fuß!«, sagt sie. Der Hund folgt augenblicklich und trollt sich an ihre Seite. »Sitz!«, führt Marissa vor.
    »Alle Achtung. Den hast du im Griff«, beeilt Elsa sich festzustellen. Sie kommt zögernd näher.
    »Ich bin mit Gerry allein im Haus. Der Rest der Belegschaft ist ausgeflogen. Einkaufen, strawanzen, irgend so was. Was weiß ich.« Marissa schaut Elsa fordernd an. So, als signalisiere sie: Komm schon zur Sache, Elsa Wegener. Ich hab keine Zeit zu verlieren.
    »Darf ich mal einen Blick auf deine Unterwäsche werfen, Marissa?«
    Marissa nickt flüchtig, sagt aber nichts und geht mit Elsa, den Hund als Verstärkung neben sich, in ihr Zimmer im ersten Stock.
    Sie sieht so aus, als denke sie sich nichts bei meiner Bitte, registriert Elsa zufrieden. Bald wühlt Elsa in mehreren Schubladen herum. Wundert sich, welche Schätze ein Mädchen wie Marissa in ihrem ansonsten engen Zimmer hütet. Slips und BHs, wie sie schöner nicht sein könnten. Die meisten spitzenverziert. Außerdem Stringtangas. Schwarz, rot, gelb, blau. Sämtliche Farben. Nur leider alles andere Modelle als die, nach denen sie sucht. Aber das muss nichts heißen. Marissa wird nicht so blöd sein und ein ähnliches Modell, wie die, die sie trägt, verschickt haben. Im Grunde deutet die Andersartigkeit ihrer Wäsche sogar darauf hin, dass die biederen, geraden Slips, die Michael Horn mit der Post zugesandt bekommen hat beziehungsweise die vor ihre Haustür gelegt worden waren, von der Kratzer-Tochter stammen könnten.
    »Ziemlich edle Teile«, lobt Elsa Marissas Geschmack. »Du hast eine Vorliebe für Unterwäsche, nicht wahr?«
    »Oben hui schafft jeder, find ich. Aber unten hui gibt ein starkes Gefühl. Ich find’s crazy, wenn man sich unter den Klamotten wie eine Prinzessin fühlt. Vor allem, wenn’s die anderen nicht wissen. Du stolzierst den ganzen Tag irgendwo rum. Unauffällig. Niemand weiß, wer du wirklich bist. Nicht, was dein Hirn anbelangt und nicht, was deine Arschbacken angeht.«
    »Auch eine Ansicht«, antwortet Elsa.
    »Kannst du endlich aufhören, meine Sachen durcheinanderzubringen?«, verlangt Marissa streng. Elsa schiebt die beiden Laden endgültig zu. Sie hat genug gesehen.
    »Ich investier gern mein Taschengeld in solchen Flitterkram und dann geb ich Nachhilfe. Da kommt ordentlich was rein. Ich bin also meist flüssig.«
    »Welches Fach?«, fragt Elsa nach. »Die Nachhilfe?«
    »Männerfang!«
    »Herrje! Was ist das denn?« Elsa kann ihr Lachen nicht unterdrücken.
    »Wie man Kerle anmacht. Das ist ab 12, 13 das heißeste Thema überhaupt. Kerle bringen Kohle und Spaß. Jede will wissen, wie’s geht.«
    Elsa wird neugierig. »Und wie geht’s?«
    Jetzt grinst Marissa. Ein wissendes Grinsen, das sie nicht üben muss, sondern als Standardprogramm führt. »Einführungstipps gibt’s ab 10 Euro. Details ab 20. Das Rundumprogramm schlägt mit 50 Mücken zu Buche.«
    »Wow! Ganz schön gerissen. Und geschäftstüchtig«, fügt Elsa ehrlich gemeint an.
    »Ein bisschen süß säuseln, lieb sein, aber mit ’ner Spur Wildkatzenfeeling als Abrundung. Dann mit dem Arsch wackeln. Titten hochschnallen oder den BH weglassen, damit die Nippel recht schön in den Tag lachen. Das kommt immer gut an. Der Rest ist halt bei jedem anders. Man muss ein Gespür dafür entwickeln, wie man den jeweiligen Burschen anmacht, rumkriegt, nimmt und …«, Marissa hebt den Zeigefinger als Mahnung und legt einen kurzen, wiegenden Probegang durch ihr Mini-Zimmer hin, dass es Elsa die Sprache verschlägt, »… wie man ihn behält. Behalten ist die Königsdisziplin. Ich persönlich steh ja nicht auf frisch Geschlüpftes, sondern auf Männer. Ab 20 aufwärts. Da geht’s erst richtig los. Da wird’s interessant.«
    Elsa bleibt jedes einzelne Wort im Hals stecken. Sie

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