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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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schmutzig blonde Haare, die ihm ins Gesicht fallen, worauf er den Kopf zurückwerfen oder sie mit den Händen wegstreichen muss – und beides tut er oft.
    »Nur draußen im Wald?«, fragt Daniel.
    Sie sitzen am Fenster der kleinen Bäckerei einen Block hinter der Main Street, trinken Kaffee und essen glasierte Donuts.
    »Eigentlich hab ich von der ganzen Gegend gesprochen, Mann«, sagt er. »Sie wissen schon, finsterste Provinz.«
    Er ist groß und so dünn, dass er regelrecht ausgezehrt wirkt, und sein langes, blasses Gesicht ist mit winzigen roten Unebenheiten gesprenkelt. Er ist jung und sieht noch jünger aus, was den Widerspruch zwischen der tiefen Stimme und seiner Statur umso größer macht.
    »Verstehe«, sagt Daniel. »Hat Dr. Haddon Ihnen erzählt, wonach ich suche?«
    »Ja«, sagt er und leckt sich Glasur von den Fingerspitzen.
    »Kommen Religionsgemeinschaften aus der Gegend infrage?«
    »Zwei. Eine sitzt hier in der Stadt und versucht, sich anzupassen, durchschnittlich zu wirken. Die andere ist wesentlich randständiger und radikaler, hat ein Gelände in der Nähe der Louisiana Lodge. Wissen Sie, wo das ist?«
    »Ja«, sagt Daniel lächelnd. »Ich habe davon gehört.«
    »Ich komme ganz gut voran mit den Witnesses of Yahweh, dieser Gemeinschaft in der Stadt – aber mit der Jehovah Nation geht es nicht weiter. Ich weiß, dass es anderswo bei der Nation ein paar Leute gibt, die wirklich religiös sind, aber ihre Inkarnation hier in der Gegend ist eher so was wie eine Motorradgang oder eine gesetzlose Miliz.«
    »Erzählen Sie mir von den Witnesses of Yahweh.«
    »Der Rassismus dort ist ziemlich subtil, aber es gibt ihn«, sagt er. »Die glauben an die Überlegenheit der Weißen, ohne allerdings militant zu sein. Sie halten sich für die wahren Hebräer, einen verlorenen Stamm Israels. Das meiste von ihrer Doktrin und Lehre stammt aus der Hebräischen Bibel, nicht aus dem Neuen Testament. Frauen dürfen keine Führungsaufgaben übernehmen oder irgendwelche Autorität besitzen. Und bald wird sich Gottes feuriger Zorn über all die Gottlosen ergießen – zum Beispiel über Mischlinge, Homosexuelle und andere Perverse, und generell über alle außer ihnen.«
    »Wo findet man die?«
    »In einem Ladengeschäft ein paar Blocks von hier«, sagt er. »Die Gemeinde ist sehr klein.«
    »Und wer ist ihr Anführer?«, fragt Daniel. »Meinen Sie, er würde mit mir reden?«
    »Nennt sich selbst Hohepriester Aaron Ben Aaron, obwohl ich bezweifle, dass seine Mutter ihm diesen Namen gegeben hat. Und er redet ausgesprochen gern.«

37
    Als Jerry Douglas am botanischen
Garden of Eden
eintrifft, wird es schon dunkel. Das Gelände ist bereits geschlossen, aber eine Frau mittleren Alters namens Maggie hat auf ihn gewartet, um ihn herumzuführen.
    Als er seinen Wagen geparkt hat und auf den Eingang zugeht, riecht er Rauch in der Luft – zu schwach für einen Brand, aber vielleicht schwelen irgendwo Reste.
    Maggie kommt aus dem Besucherzentrum und nimmt ihn an einem verzogenen Eingangstor in Empfang.
    Nachdem sie sich bekannt gemacht haben, führt sie ihn durch das Tor, verschließt es mit einer offenbar nagelneuen Kette und erzählt ihm dann auf dem Weg zu den Pflanzen aus Nahost etwas über den Garten.
    Obwohl es dämmrig ist, kann Jerry sehen, wie weitläufig und elegant der Garten angelegt ist. Dichtes Grün umrahmt zwei Seen, überwachsene Pfade winden sich um Büsche und Blumen in perfekt gepflegten Beeten und durch baumbestandene Anlagen von natürlicher Schönheit.
    Das dreißig Morgen große Privatgrundstück gehörte ursprünglich Mr und Mrs William Broderick, einem kinderlosen Paar, und wurde der Florida Conservancy zur Nutzung für einen botanischen Garten gespendet.
    Die Anlage soll aktiv zur Bewahrung seltener, bedrohter und gefährdeter Pflanzenarten beitragen, den botanischen und gärtnerischen Ansprüchen von Liberty County dienen, einen Ort der Meditation bieten und zum besseren Verständnis der Bibel biblische Pflanzen hegen.
    Weil sich dieser friedliche Garten hervorragend für Gebete und Meditationen eignet, reisen Pilger vieler Glaubensrichtungen nur zu diesem Zwecke zum
Garden of Eden
, wo sie die Tatsache, dass Abraham, Moses, David und Jesus von denselben Baum- und Pflanzenarten umgeben waren, tief bewegt.
    »Die Akazienbäume stehen gleich dahinten links«, sagt Maggie.
    Sie trägt ein hellblaues Trägerkleid aus Jeansstoff, das ihr bis zu den Knöcheln reicht und unter dem weiße Tennisschuhe

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