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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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hervorblitzen. Sie ist nicht unattraktiv, trägt aber keinerlei Make-up, ist nicht nennenswert frisiert und hält sich ein bisschen krumm.
    »Wissen Sie was darüber?«, fragt sie.
    »Eigentlich nicht«, sagt Jerry.
    »Von der Akazie, hebräisch
shitim
, stammt das Holz, das Gott für das Erscheinungszelt oder die Stiftshütte ausgewählt hat. In Exodus sechsundzwanzig, Vers fünfzehn heißt es: ›Du sollst auch Bretter machen für die Wohnung, aus Akazienholz, zum Aufstellen; zehn Ellen lang soll ein Brett sein und anderthalb Ellen breit.‹ Nach der jüdischen Überlieferung gibt es in der Sinai-Region so viele von diesen Bäumen, weil der Patriarch Jakob vorausgesehen hat, dass man in der Wüste Bauholz braucht – göttliche Inspiration, zweifellos.«
    »Zweifellos«, sagt Jerry.
    »Er hat sie in Ägypten gepflanzt und die Hebräer dann angewiesen, das Holz mitzunehmen, als es zum Exodus kam. Bitte schön!«
    Die Bäumchen wachsen geneigt wie an einem Berghang und wirken schon dadurch wie aus der Bibel.
    »Haben die mal Feuer gefangen, ohne abzubrennen?«, fragt Jerry.
    Sie zögert einen Moment und lächelt dann.
    Die Bäume sind etwa dreieinhalb Meter hoch, aber am Fuß im Durchmesser nur fünfundzwanzig Zentimeter dick.
    »Sie sind kleiner, als ich dachte«, sagt er.
    »Die größeren haben sie mitgenommen«, sagt sie. »Da oben.«
    Sie führt ihn weiter den zementierten Pfad hinauf und zeigt ihm die Stümpfe der gestohlenen Bäume.
    »Acht Stück haben sie geklaut«, erklärt sie. »Drüben an der Lieferanteneinfahrt haben sie einen Laster abgestellt, und dann haben sie die Bäume abgesägt, aufgeladen und weggebracht – alles in einer Nacht.«
    Was er da abgeräumt hat, reicht für wesentlich mehr als einen Altar.
    »Haben sie was zurückgelassen?«
    »Es waren Männer vom Sheriff da und haben sich umgesehen, ein paar Fuß- und Reifenabdrücke genommen, hat aber nichts gebracht.«
    »Bevor das passiert ist, ist Ihnen da jemand aufgefallen, der sich hier herumgetrieben und sich besonders für die Bäume oder den Lieferanteneingang interessiert hat?«
    »Eigentlich nicht. Wir sind nicht oft hier draußen bei den Besuchern unterwegs, es sei denn, wir machen eine Führung.«
    »Und ein Angestellter oder Praktikant, der aufgehört hat oder gefeuert wurde – und vielleicht gar nicht lange hier war?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Nein, keiner«, sagt sie. »Warum sollte jemand so was auch tun?«
    »Wie konnten die Bäume abgesägt werden, ohne dass es jemand hört?«
    »Nachts ist hier niemand«, sagt sie. »Keiner von uns wohnt in der Nähe. Von der Explosion letzte Nacht hätten wir auch nichts mitbekommen, wenn ihr nicht angerufen hättet.«
    »Explosion?«
    »Meinen Sie, es gibt da eine Verbindung?«
    Aaron Ben Aaron ist ein Weißer Mitte fünfzig mit Glatze, einem langen, eckig gestutzten weißen Bart und eisblauen Augen hinter kleinen runden Gläsern. Er trägt ein weißes Priestergewand, eine purpurrote Schnur um seine umfangreiche Körpermitte und abgetragene braune Sandalen, durch die man sieht, dass seine Zehennägel geschnitten werden müssten.
    Mit Hut könnte er der Priester aus der Schnitzerei sein.
    »Warum interessieren Sie sich für unseren Glauben, Dr. Davis?«
    »Aus mehreren Gründen«, sagt Daniel. »Wie Nathan studiere ich die Religionen, und ich bin immer auf der Suche nach neuer Offenbarung. Teils ist es Neugier, aber vor allem bin ich im Herzen ein Suchender und immer auf Wahrheit aus.«
    »Nun, suchen Sie nicht weiter«, sagt Aaron. »Sie haben gefunden. Jeschua sagte, er sei nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen.«
    Daniel nickt.
    Als Kirche dient den Witnesses of Yahweh ein kleines Ladengeschäft, in dem Klappstühle wie im Theater auf Podium, Abendmahlstisch und Thoraschrein ausgerichtet sind. An den Wänden hängen selbstgemachte Banner, vorn decken Jalousien die Tafelglasfenster ab.
    »Falsche Propheten wollen suggerieren, dass wir als Christen vom Gesetz ausgenommen sind«, fährt Aaron fort, »aber das hat uns Jeschua nicht gelehrt. Der Meister, unser großer Hohepriester, hat nie gesagt, dass wir die Mosaischen Gesetze brechen sollen, sondern nur erklärt, wie wir sie besser erfüllen. ›Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde.‹ Das ist keine Aufhebung, sondern eine Erweiterung, eine Erläuterung der Mosaischen Gesetze.«
    »Was ist mit Opferungen? Spielen die

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