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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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uns zu kommen.«
    »Das wird nicht klappen.«
    »Biete es ihr einfach an. Wo steckst du überhaupt?«
    Er hatte Maggie von Robin O’Conner erzählt und dass er ihr Geld gegeben hatte. Du alter Softie. War sie hübsch? Und er erzählte von seiner Therapiestunde, der Doktor hatte angeregt,Jones’ Vater ausfindig zu machen. Es stimmt, wir reden kaum über deinen Vater. Vielleicht solltest du dich wirklich einmal darum kümmern. Jones sagte ihr, dass er jetzt vor dem Haus der Carrs stand, das im Dunkeln lag, eine finstere Lücke zwischen den freundlich erleuchteten Nachbarhäusern. Jones sah geöffnete Garagentore und das Flackern von Fernsehschirmen. Irgendwo klingelte leise ein Telefon.
    »Was hast du vor?«, fragte Maggie.
    »So weit bin ich noch nicht. Sieht so aus, als wäre niemand zu Hause.«
    »Was würde Columbo tun?«
    »Columbo? Im Ernst? Es gibt Hunderte von attraktiven, beinharten Fernsehkommissaren, aber ich erinnere dich an Columbo ?«
    »Ich sehe kaum fern. Außerdem fand ich ihn immer ganz sexy«, sagte Maggie und lachte. »Hast du deine Pistole dabei?« Seine Frau, die Pragmatikerin.
    »Nein, nur meine Maglite.« Im Job hatte man immer eine Schusswaffe, einen Totschläger und eine Taschenlampe von Maglite dabei, es war die Lieblingsmarke aller Polizeibeamten. Eineinhalb Kilo Metall und Batterien vom Typ D – damit konnte man sich im Notfall effektiv verteidigen.
    »Hm«, machte Maggie unschlüssig. Jones scannte die Fenster des Hauses nach Bewegungen ab, konnte aber nichts feststellen.
    »Sei vorsichtig, okay?«
    Das hatte sie jedes Mal gesagt, wenn er zur Arbeit aufbrach. Selbst hier in der Kleinstadt, wo es normalerweise ruhig zuging, hatte sie sich immer Sorgen um ihn gemacht. Früher war sie oft sauer gewesen, wenn er sich nicht wie verabredet meldete oder Überstunden machte und zu spät nach Hause kam. Keine Angst, sagte er dann immer, wenn etwas Schlimmes passiert, klingelt jemand an der Tür. – Und das soll mich jetzt beruhigen? Er mochte es, wenn sie in Sorge war. Es freute ihn, dass sie wollte, dass er nach Hause kam.
    »Du liebst mich also immer noch?«, fragte er.
    »Sei nicht albern.« Sie flirtete mit ihm.
    »Neulich abends warst du ziemlich sauer auf mich.«
    »Nicht sauer«, korrigierte sie ihn, »sondern besorgt .«
    »Nein, sauer.«
    »Okay«, sagte sie. »Ich war wütend. Aufgebracht.« Ihm fiel ein, dass sie das Wort »wütend« nicht mochte, denn es implizierte eine gewisse Unsensibilität, Unkontrolliertheit. »Aber ich liebe dich tatsächlich. Das weißt du doch.«
    Ja, er wusste es. Er sagte es ihr.
    »An dieser Stelle musst du sagen, dass du mich auch liebst.«
    Er tat sich schwer mit diesen Worten. Sie fühlten sich seltsam an, kamen ihm kaum über die Lippen. Abigail hatte tägliche Liebesbekundungen von ihm verlangt. Ich habe dich lieb, Mommy. Sie hatte die Worte verschlissen. Er hatte sie so oft ausgesprochen, ohne sie aufrichtig zu meinen, nur um andere abzuspeisen und seine Ruhe zu haben, dass sie ihm heute verlogen vorkamen. Für Abigail war es nie genug gewesen.
    »Ja«, sagte er, »das weißt du doch.«
    Maggie verstand. Sie setzte ihn deswegen nie unter Druck. Sie brauchte Körperkontakt, viele Umarmungen. Auch das hatte er im Laufe der Jahre oft vernachlässigt.
    »Im Ernst«, sagte sie, »was wirst du tun?«
    »Ich werde klingeln und nachschauen, ob jemand zu Hause ist. Dann sehen wir weiter.« Er wartete nun seit über fünfzehn Minuten. Inzwischen war er zu der Ansicht gelangt, dass ein leeres Haus eine eigene Aura hatte; man spürte, wenn niemand anwesend war. Es lag nicht nur an der Dunkelheit und Reglosigkeit, es war, als hielte das Haus die Luft an.
    »Hmm.«
    »Ich weiß. Geniale Vorgehensweise, nicht wahr?«
    »Sei vorsichtig«, wiederholte sie.
    Niemand machte auf. Jones stapfte durch den Regen hinter das Haus und wagte es sogar, die Veranda zu betreten und ins Wohnzimmer zu spähen. Über dem Herd brannte Licht. Das Wohnzimmer wirkte aufgeräumt, keine umgestürzten Möbel, kein Blut an den Wänden. Gut. Im ersten Stock brannte Licht. Jones zog an der Schiebetür, die sich aber nicht öffnen ließ. Natürlich wäre er nicht einfach eingetreten, sondern hätte sich durch Rufen bemerkbar gemacht. Er erinnerte sich daran, dass er nicht hier stehen durfte. Er war kein Polizist im Einsatz, sondern ein Eindringling.
    Er ging neben das Haus, wo hohe Bäume wuchsen, und stellte sich unter. In der Einfahrt standen keine Autos, das hatte er gleich bemerkt. Er

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