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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Drogenproblem. Aber vielleicht, nur vielleicht, ist ihr etwas zugestoßen. Irgendwie passt das alles nicht zusammen, finden Sie nicht auch?«
    Sie beugte sich vor und warf Jones einen eindringlichen Blick zu. Mrs. Carr war ein herzensguter Mensch, das erkannte er an ihrem Gesichtsausdruck, an ihrer Haltung. Während seiner Zeit als Polizist hatte er alle möglichen Leute kennengelernt. Manche machten einfach Ärger – sie waren oberflächlich, gewissenlos, böse, sie brummten vor krimineller Energie. Dann waren da noch die vielen ehrlichen Leute, die sich an die Gesetze hielten und alles richtig machen wollten. Aber die herzensguten, jene, die so unschuldig waren wie Paula Carr, die immer zuerst an die anderen dachten und nie an sich selbst, die waren selten.
    Jones erinnerte sich an die Frage, die ihm ein kriminell gewordener Jugendlicher einmal gestellt hatte: Woran merkt man, ob man gut oder böse ist? In letzter Zeit hatte er viel darüber nachgedacht. Er war der Antwort nicht nähergekommen. Er vermutete, dass die meisten Menschen diese Frage erst am Ende ihres Lebens beantworten konnten. Vielleicht nicht einmal dann. Vielleicht lautete die Antwort immer anders, je nachdem, wann man sich die Frage stellte. Wer führte schon eine Strichliste? Wer errechnete den Endstand, wenn das Spiel vorbei war? Jones hatte keine Ahnung.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie nicht möchten, dass Ihre Familie von dieser Unterhaltung erfährt?«, fragte Jones.
    Er bemerkte die hektischen Flecken an Paulas Hals.
    »Ja«, sagte sie.
    »Wie kommt’s?«
    »Nun ja, zunächst einmal möchte ich nicht, dass Cole das Gefühl bekommt, er wäre hier unerwünscht. Außerdem möchte ich nicht, dass er sich Hoffnungen macht.« Das waren zwei Gründe. Normalerweise nannten die Leute immer drei, und auf den dritten kam es an.
    »Und Kevin …« Sie schüttelte den Kopf und verstummte, so als sei ihr das Satzende entfallen. »Er wäre dagegen. Kevin ist an seinem eigenen Wohlergehen interessiert, an mehr nicht. Er will, dass Cole hier bei uns lebt. Was mit Robin ist, interessiert ihn nicht.«
    Er ist an seinem eigenen Wohlergehen interessiert, an mehr nicht . Jones dachte über den Satz nach, ließ ihn in Gedanken nachklingen. Jones kannte Kevin Carr nicht, aber er war sicher, dass er sich nicht mit ihm verstehen würde.
    »Mrs. Carr, ich bin kein Privatdetektiv.«
    Sie legte den Kopf schief und riss die Augen auf.
    »Da habe ich was anderes gehört.«
    »Von wem?«
    Sie schürzte die Lippen, schlug die Augen nieder.
    »Die Pedersens haben mir Ihre Nummer gegeben. Sie sagten, Sie wären ein pensionierter Kriminalbeamter, der gelegentlich als Privatdetektiv arbeitet.«
    Jones hörte das Baby durchs Babyfon brabbeln.
    »Ich war Ermittler, das stimmt«, sagte er, »aber normalerweise beschränken sich meine Aufträge darauf, nach dem Rechten zu sehen, Haustiere zu versorgen und Handwerker einzulassen, während die Leute im Urlaub sind.«
    Den zweiten Teil überhörte sie, oder wenigstens tat sie so.
    »Dann hätten Sie tatsächlich den einen oder anderen Kontakt zur Polizei? Sie kennen die richtigen Leute, oder?«
    Jones nickte unwillkürlich. Vielleicht lag es daran, dass sie jung und hübsch war und ihm so bedingungslos vertraute. Vielleicht hatte Maggie tatsächlich recht und er konnte nicht widerstehen, wenn Not an der Frau war. Und diese Frau war definitiv in Not, auch wenn er noch nicht genau wusste, warum. Aber irgendetwas an Paula Carr bereitete ihm Sorge. Er hätte sie nicht als schreckhaft bezeichnet, was misshandelte Ehefrauen seiner Erfahrung nach waren, aber irgendetwas stimmte nicht – sie war angespannt und nervös.
    »Ich kann Sie selbstverständlich bezahlen. Ich habe eigenes Geld.« Sie reckte das Kinn vor. »Ich war nicht immer nur Hausfrau und Mutter.«
    Er lächelte und war kurz davor, ihre Hand zu tätscheln.
    »Daran ist doch nichts Verwerfliches. Mutter zu sein ist der wichtigste Job der Welt.«
    »Ja, das sagt man so.« Sie klang verbittert. Sie zwang sich zu einem Lächeln und sagte: »Natürlich liebe ich meinen Job als Mom.«
    Plötzlich wirkte sie abwesend, schien sich innerlich zurückzuziehen. Jones fühlte, wie er umschwenkte. Er konnte nicht gehen, ohne ihr geholfen, ohne es wenigstens versucht zu haben.
    »Ich brauche ein paar Informationen«, sagte er und bezwang seinen Widerwillen. Er holte den Notizblock heraus, den er stets bei sich trug.
    Ihr Gesicht hellte sich auf.
    »Sie würden mir wirklich

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