Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
schwitzen sehen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht möchte, dass du hörst, was ich ihnen sage. Man weiß ja nie. Vielleicht musst du eines Tages vor Gericht gegen mich aussagen.«
    »Und was genau hast du mit ihnen vor?«
    Theo nahm die Zuckerdose von der Arbeitsplatte und setzte sich Michelle gegenüber an den Tisch. »Abwarten«, sagte er. Dann schnappte er sich die Cornflakes-Schachtel und schüttete einen kleinen Berg davon in seine Schale. »Mir sind Frosties lieber«, bemerkte er und schaufelte Unmengen von Zucker über sein Frühstück.
    Michelle wurde allein schon vom Zuschauen übel. »Ich habe eine Fünf-Pfund-Tüte Zucker im Keller. Warum gehst du nicht mit einer Schaufel hinunter und gräbst dich dort ein?«
    »Schätzchen, Sarkasmus am frühen Morgen ist nicht gerade appetitanregend. Möchtest du Kaffee?«
    »Nein, ich habe ihn für dich gemacht«, erwiderte sie. »Ich trinke gewöhnlich eine Cola light zum Frühstück.«
    Er lachte. »Und du kritisierst meine Essgewohnheiten?«
    Sie ignorierte seine Bemerkung und holte sich eine Dose aus dem Kühlschrank. Sie riss sie auf und nahm einen großen Schluck. »Ich habe vorhin die Türglocke gehört.«
    »Ja, ein Kurier hat mir einige Unterlagen aus New Orleans gebracht. Es ist erstaunlich, dass der Fahrer dein Haus gefunden hat. Meine Wegbeschreibung war ziemlich vage.«
    »Ihr habt auch ein Büro in New Orleans?«
    »Ich habe Freunde dort«, berichtigte er sie. »Nach dem Gespräch mit Daryl habe ich einige Leute in Boston angerufen. Da ich mich mit den Gesetzen von Louisiana und den Bestimmungen bezüglich Entschädigungen nach Arbeitsunfällen nicht so gut auskenne, musste ich meine Verbindungen spielen lassen.«
    »Es leuchtet ja wohl jedem ein, dass ein Angestellter, der sich während der Arbeit verletzt, ein Anrecht auf eine Entschädigung hat.«
    »Es gibt Ausnahmen.«
    »Welche?«
    »Wenn der Angestellte den Unfall in irgendeiner Weise mitverursacht hat, indem er beispielsweise betrunken zur Arbeit kam.«
    »Oder wenn er eine Maschine benutzt, von der er wusste, dass sie kaputt ist?«
    »Das ist das Argument, das die Carsons vorbringen werden.«
    »Aber darauf bist du hoffentlich vorbereitet.«
    »Natürlich!«
    »Warum muss das alles so schnell gehen?«
    »Ich bleibe nicht allzu lange hier, und ich will Daryl auf jeden Fall helfen. Ich möchte sein Problem lösen, bevor ich wieder nach Hause fahre. Schließlich habe ich es ihm versprochen.«
    Michelle senkte den Kopf und sah zu, wie ihre Cornflakes allmählich aufweichten. Ihr war von Anfang an klar gewesen, dass Theo bald wieder abreisen würde. Und genau das war der Grund, warum sie sich nicht mit ihm einlassen wollte. Es gab nur einen kleinen Haken an der Sache. Sosehr es ihr auch widerstrebte, es zuzugeben, aber am liebsten hätte sie ihn gepackt und nie wieder losgelassen.
    Dieser Mistkerl! Es war alles seine Schuld. Wenn er sie nicht geküsst hätte, würde sie sich jetzt nicht so elend fühlen.
    »Stimmt etwas nicht?«, wollte er wissen.
    »Nein. Warum fragst du?«
    »Du hast so einen seltsamen Gesichtsausdruck … Du siehst aus, als würdest du gern jemandem einen Tritt versetzen.«
    »Ich habe nur nachgedacht.«
    »Worüber?«
    Sie schob die Schale mit den Cornflakes von sich, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Über nicht näher bestimmbare Viren.« Ihr Ton war scherzhaft und streitlustig zugleich.
    »Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen. Viren! Unglaublich.«
    »Nicht näher bestimmbare Viren«, korrigierte sie ihn.
    »Entschuldige. Und was denkst du genau über diese nicht näher bestimmbaren Viren?«
    »Wenn sie den Organismus erst einmal angegriffen haben, sind sie heimtückisch und zerstörerisch. In der einen Minute fühlt man sich noch prima, und in der nächsten verspürt man ein Kratzen im Hals, und alles tut einem weh. Dann schwellen die Drüsen an, und man bekommt Schluckbeschwerden. Wenn man denkt, dass man nicht mehr kränker werden kann, fängt man an zu husten, und ehe man sichs versieht, leidet man unter allen möglichen Beschwerden.«
    Theo schaute sie lange an, dann fragte er: »Und du hast darüber nachgedacht, weil …«
    Weil du bald von hier abhaust, du Blödmann! Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin Ärztin. Ich denke eben über solche Dinge nach.«
    »Geht es dir denn nicht gut?«
    »Doch, aber wer weiß schon, wie es in fünf Minuten sein wird? Sie sind grausam, diese Viren. Sie schlagen einfach so zu.« Sie schnippte mit den Fingern und

Weitere Kostenlose Bücher