Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
geglaubt. Er war nicht dumm. Er wußte, daß er nicht krank war.«
    »Also hat er sich umgehört und rausgefunden, daß der Arzt, der behauptete, Nonnius würde bald sterben, einen Bruder bei der Wache hatte?«
    »Der Mann war Geldeintreiber, Falco. Der konnte zwei und zwei zusammenzählen! Er hat mir davon erzählt. Am Anfang hat er nur gelacht, weil das Ganze so albern schien, aber ich wußte, wie wir davon profitieren konnten. Wir wollten Balbinus loswerden. Ich wollte das Bordell allein führen, und Nonnius hatte vor, sich den Rest unter den Nagel zu reißen. Wir haben die Sache zusammen geplant.«
    »Nonnius hat Alexander noch einmal zu sich gerufen?«
    »Ihm Entsetzen vorzuheucheln, hat ihm viel Spaß gemacht. Und dann hat er Ihren Freund davon überzeugt, daß jetzt der Weg, Rom zu säubern, frei sei.«
    »Was ist mit dem toten Lykier?«
    »Der wurde hier im Haus umgebracht.«
    »Das weiß ich.« Meine Gedanken rasten. Der Lykier war offenbar vorsätzlich ermordet worden. »Das war ein Hinterhalt? Die Ratte, die ihn erstochen hat, wurde absichtlich reingeschickt?«
    »Nein, Castus brauchte keine Ermutigung. Er war ein Spitzel von Balbinus. Hing hier rum und berichtete ihm, wie der Laden lief. Ich habe ihm nichts gesagt; ich wußte, wie er reagieren würde, wenn wir einen Streit anzettelten. Das Mädchen war allerdings eingeweiht. Ich wollte nicht, daß sie sich Castus in den Weg stellte, wenn die Sache erst mal ins Rollen gekommen war.«
    »Arbeiten die beiden immer noch hier?«
    »Nur das Mädchen.«
    Lalage erzählte das alles mit großer Gelassenheit. Sie und Nonnius hatten den lykischen Touristen umbringen lassen, damit die Wache ihn »zufällig« fand, und sorgten so für das nötige Beweismaterial, das Lalage »gezwungenermaßen« vor Gericht ausbreiten mußte.
    Mir war klar, daß Lalage dies offiziell nie zugeben würde und ihr Privatgeständnis für mich fatale Folgen haben könnte. Die Stimmung war gefährlich geworden. Ich befand mich tief im Inneren des Gebäudes. Niemand wußte, daß ich hier war. Wenn sie beschloß, mich umzubringen wie den Lykier, saß ich in der Falle. Ich versuchte, das Thema zu wechseln. »Und nachdem Balbinus angeblich abgereist ist, hat Nonnius den Überfall auf das Emporium organisiert?«
    »Keine Ahnung. Nachdem die Gerichtsverhandlung vorüber war, wollte ich mit diesem Teil der Bande nichts mehr zu tun haben.«
    »Wirklich? Ich frage mich, ob Sie und Nonnius die Sache nicht gemeinsam ausgeheckt haben, weil Sie eine Affäre hatten?«
    Sie lachte amüsiert auf. »Nur ein Mann kann auf die Idee kommen, Frauen würden aus Liebe Geschäfte machen.«
    »Sie mochten Nonnius nicht?«
    »Nein.« Lalage machte sich nicht die Mühe, etwas Beleidigendes hinzuzufügen.
    »Neulich sagten Sie, daß Sie ihn gehaßt haben – und jetzt behaupten Sie, für die Gerichtsverhandlung mit ihm zusammengearbeitet zu haben.«
    »Na und? Ich verabscheute ihn, aber benutzen konnte ich ihn trotzdem.«
    »Sie haben eine Menge Lügen erzählt. Warum rücken Sie jetzt plötzlich mit der Wahrheit über Nonnius raus?«
    »Weil er tot ist. Als ich das erfuhr, war mir klar, daß Balbinus zurückgekommen ist. Ihnen hätte das auch klar sein müssen«, stichelte sie.
    »Wir dachten, Flaccida hätte Nonnius ermordet.«
    »Oh, sie hat bestimmt dabei die Hand im Spiel gehabt. Es geht das Gerücht, daß es in ihrem Haus geschehen ist. Man sagt, sie hätte es genossen, hätte ihm sogar selbst den Topf über den Kopf gerammt.«
    »Eine einfallsreiche Hexe!« Meine Lippen verzogen sich. »Versteckt sich Balbinus in Flaccidas Haus?«
    »Das bezweifle ich. Er ist nicht dumm. Dort werden die Vigiles doch als erstes nachschauen.« Womit sie eindeutig meinte, die Vigiles wären dumm oder zumindest leicht durchschaubar.
    »Tja, dann kann ich mich nur bei Ihnen bedanken. Schön, daß Sie so kooperativ waren.«
    »Wenn Sie nicht gemerkt hätten, daß Balbinus wieder in Rom ist, hätte ich es Ihnen selbst erzählt.«
    Was sie allerdings nicht getan hatte.
    Ich stand auf. Einen Moment lang erwartete ich, sie würde mich zurückhalten. Ich war auf einen Angriff gefaßt, und diesmal keinen der erotischen Art.
    »Fürchten Sie sich vor etwas, Falco?« Sie kannte sich mit Männern aus. Das war ihr Beruf.
    »Nein, aber Sie sollten es tun. Balbinus ist zurück. Sie haben zu seiner Verurteilung beigetragen. Er wird sich rächen wollen.«
    »Ach, ich glaube nicht, daß ich mir Sorgen machen muß!« Lalage schien sich absolut sicher.

Weitere Kostenlose Bücher