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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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haltzumachen, damit ich später süßduftend in meine sauberen Gewänder schlüpfen konnte. Als freundliche Geste Lenia gegenüber nahm ich das Schaf mit rein und wusch es ebenfalls. Aus irgendeinem Grund war Glaucus völlig entsetzt. Fragen Sie mich nicht, wieso. An dem Morgen war niemand Wichtiges da, und außerdem hatte ich für das Schaf Eintritt bezahlt.
    Zu Hause stieß ich auf ein wildes Gewusel junger Frauen, die den Hof der Wäscherei mit Girlanden schmückten, und alter Weiber, die herumsaßen, sich schon mal ordentlich einen genehmigten und über die Verdauungsprobleme anderer Leute quatschten. Die Fassade zur Brunnenpromenade war mit kunstvoll bemalten Laken behängt. Der Eingang wurde fast gänzlich von einer pieksigen Umrahmung aus Zweigen und Blumen versperrt. Die draußen angebrachte Reihe von Fackeln schrie geradezu danach, von Halbwüchsigen geklaut zu werden.
    Die ganze Nachbarschaft war wegen dieser lächerlichen Schnapsidee in heller Aufregung. Lenia und Smaractus hatten sich zu Herzen genommen, daß eine richtige Hochzeit nicht unbemerkt bleiben darf. Im Hinterhof der Wäscherei brannten bereits große Feuer, über denen diverse ganze Tiere am Spieß gedreht wurden. Die Brunnenpromenade war voller Lieferanten und Neugieriger. Als vorübergehende Maßnahme würde das unglückliche Paar sogar die leere Wohnung über der Bäckerei benutzen, die ich so rundweg abgelehnt hatte. Dort hatten sie die erstaunlich vielen Hochzeitsgeschenke verstaut, dazu die kleinen Päckchen mit Süßigkeiten, die für die Gäste bestimmt waren (zweifellos als Trostpflaster für das, was sie erleiden mußten), und die Nüsse, die Smaractus während des Fackelzuges in die Menge werfen sollte (als Symbol der Fruchtbarkeit; grausiger Gedanke). Smaractus würde nach der Hochzeit in die Wäscherei ziehen; die Wohnung gegenüber diente für die erste Nacht als symbolisches »Haus des Bräutigams«. Arbeiter hatten den Boden repariert und ein Bett aufgestellt.
    Da die Braut keine Verwandten besaß, die sie hätten geleiten können, hatte sie sich die meisten von meinen ausgeborgt. Ich traf meine Mutter und Maia, als sie mit der unblutigen Opfergabe (einem trockenen Stück rituellen Backwerks) und dem Hochzeitskuchen hereinschwankten. Dieses gewaltige Exemplar, das nach gebrannten Mandeln und Wein duftete, hatte Mama gebacken, offenbar in einem Fischkessel von der Größe eines kleinen Hais.
    »Finger weg!« Als Mama mir einen Klaps versetzte, weil ich am Kuchen genascht hatte, verschwand ich nach drinnen auf der Suche nach einem ruhigen Platz für das Schaf. »So ist’s recht. Hör auf, hier rumzuschleichen und dich unbeliebt zu machen. Geh lieber die Braut begrüßen.«
    Ich fand eine Frau, die ich nicht wiedererkannte. Lenia, die normalerweise wie ein Rübensack aussah, trug das traditionelle, grobgewebte Gewand und die orangefarbenen Sandalen, dazu einen dicken, fetten Herkulesknoten im Gürtel unter ihrer Brust. Ihr wirres, hennagefärbtes Haar war von zu allem entschlossenen Freundinnen gezähmt, gescheitelt und mit sechs künstlichen, enggeflochtenen Zöpfen besteckt worden; gekrönt wurde das Ganze von einer Girlande aus schimmernden Blättern und leuchtenden Blüten, darüber lag der traditionelle flammendrote Schleier. Der Schleier war zurückgeschlagen, damit ihre Freundin Secunda, mit vor Anstrengung gerunzelter Stirn, ihr die Augen schwarz umranden konnte. Dieser dramatischen Eleganz entsprechend trug Lenia einen Ausdruck arroganten Hochmuts, der bestimmt nicht lange anhalten würde.
    »Oh verdammt, hier kommt ein schlechtes Omen auf zwei Beinen!« brüllte die makellose Vision.
    »Hast du deinen Spinnrocken parat?«
    »Hör doch auf, Falco. Maia wollte mir einen besorgen.«
    »Was, eine Braut, die keinen eigenen besitzt? Ist Smaractus klar, daß er eine unfähige Hausfrau bekommt?«
    »Er weiß, daß er eine brillante Geschäftsfrau bekommt.«
    »Da bin ich mir aber nicht so sicher!« Ich grinste sie an. »Ich habe mir erzählen lassen, daß ihr die Hochzeitsnacht in diesem abgewrackten Loch über Cassius’ Bäckerei verbringen wollt. Hältst du das für klug? Welches frischgetraute Paar will sich in dieser Nacht denn schon zurückhalten, nur weil der Boden unter dem Bett durchkrachen könnte?«
    »Er hat ihn abstützen lassen.«
    »Was? Den Boden, das Bett oder …«
    »Ach, geh und spring in die Jauchegrube, Falco!«
    »Jetzt ist es aber genug mit den Beleidigungen. Der Moment ist gekommen, wo du kindliche

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