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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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inzwischen schon bemerkt haben!« warf Fusculus ein. Sein Seitenblick versprach mir, er werde mich später über diesen Punkt aufklären.
    Ich sah Nonnius’ Blick von mir zu Fusculus wandern, um rauszufinden, wie wir zueinander standen. Keiner der Vigiles trug Uniform. Die Patrouillen waren mit roten Togen ausgestattet, damit sie bei Feuer besser zum nächsten Brunnen durchkamen, aber Petros Männer waren ähnlich gekleidet wie er, in dunklen Farben mit nur einer Peitsche oder einem Knüppel als Zeichen ihres Amtes, dazu Stiefel, die schwer genug waren, als zusätzliche Waffe zu dienen. Sie und ich waren nicht zu unterscheiden. Ich trug meine normale Arbeitskleidung: eine Tunika in der Farbe von Pilzsoße, einen braunen Gürtel und Stiefel, die sich auskannten.
    Der Raum war voll von solchen Stiefeln. Genug, um eine Bande aufsässiger Fischhändler in fünf Minuten zur Räson zu bringen. Nur der Sklavenjunge mit seinen bestickten persischen Pantoffeln paßte nicht ganz dazu.
    »Was machen Sie beruflich?« wollte Nonnius wissen, jetzt offensichtlich mißtrauisch.
    »Ich bin Privatermittler. Mit Sonderaufträgen des Kaisers.«
    »Das stinkt!«
    »Nicht so sehr wie organisiertes Verbrechen!«
    Zu meiner Freude sah ich, daß ihm nichts daran lag, sich mit mir zu messen. Sein Ton wurde verdrießlich. »Wenn Sie aufhören könnten, mich zu beleidigen: Ich hab genug damit zu tun, meinem Anteil aus der Balbinus-Sache nachzujagen.«
    »Bleiben Sie am Ball!« riet ich ihm.
    Er lachte kurz auf. »Ich nehme an, Ihre ›Sonderbevollmächtigung‹ schließt Hilfe für mich nicht mit ein.«
    Ich wollte das in Angriff nehmen, was Rubella als Vergangenheit bezeichnet hatte; die mit der großen Auswirkung auf die Zukunft. »Meine Interessen gehen in eine andere Richtung.«
    »Was wollen Sie dann von mir?«
    »Informationen.«
    »Natürlich. Sie sind ja Schnüffler! Was zahlen Sie?« fragte er unverfroren.
    »Einem gekauften Plappermaul wie Ihnen gar nichts!«
    »Was wollen Sie also wissen, Falco?« Nonnius ignorierte die Beleidigung, um mich zu verblüffen.
    Das Spielchen beherrschte ich auch. »Ob Sie der Drahtzieher beim Überfall auf das Emporium waren.«
    Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich habe davon gehört«, sagte er leise. Das galt für die meisten Römer, also konnte ich ihn nicht wegen unzulässigen Insiderwissens drankriegen. Zumindest jetzt noch nicht. Allmählich bekam ich das Gefühl, daß ich – sollte er tatsächlich damit zu tun haben – ihn nur gar zu gern der Justiz übergeben würde. Ich spürte deutlich, daß er mehr wußte, als er zugab. Aber Gauner lieben es, einem dieses Gefühl zu vermitteln.
    »Irgend jemand konnte es kaum erwarten, daß Balbinus die Stadt verließ«, sagte ich. »Er drängte sich auf die Innenseite der Rennbahn – und will, daß alle Welt weiß, wer hier den Siegerwagen lenkt.«
    »Sieht so aus«, stimmte er zu, wie ein geselliger Freund, der mich bei Laune halten will.
    »Waren Sie das?«
    »Ich bin ein kranker Mann.«
    »Wie schon gesagt«, meinte ich lächelnd, »es tut mir sehr leid, das zu hören, Nonnius Albius … Ich war lange fort. Dadurch habe ich Ihren berühmten Auftritt vor Gericht verpaßt, also lassen Sie uns ein paar Dinge durchgehen.«
    Er schaute mißmutig. »Ich habe gesagt, was zu sagen war, und damit Schluß.«
    »Oh ja, ich hörte, daß Sie ein ordentlicher Redner sind …«
    In diesem Moment riß Fusculus, der bisher amüsiert zugehört hatte, plötzlich der Geduldsfaden, und er fuhr Nonnius an: »Reiß dich zusammen, du Dreckskerl! Jeder weiß, daß du gesungen hast. Also sag dem Mann, was er wissen will!«
    »Und wenn nicht?« höhnte der Patient mit einem häßlichen Funkeln in den Augen, das zahllose Schuldner in Angst und Schrecken versetzt haben mußte. »Ich sterbe. Du kannst mir keine Furcht einjagen.«
    »Sterben müssen wir alle«, erwiderte Fusculus philosophisch. »Manche von uns versuchen nur, nicht vorher an den Füßen im Bankettsaal aufgehängt zu werden, während Sergius seine Peitsche schwingt.«
    Nonnius war unbeeindruckt. Er hatte vermutlich weit qualvollere und scheußlichere Foltermethoden erdacht und angewendet, als wir zwei Unschuldslämmer uns vorstellen konnten.
    »Vergiß es, Bubi! Mit so was macht man höchstens Schuljungen angst, die Austern aus den Fässern klauen.« Plötzlich musterte er Fusculus genauer. »Dich kenn ich doch!«
    »Ich hatte mit dem Balbinus-Fall zu tun.«
    »Ja, stimmt, einer von den tapferen

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