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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Esparto-Jungs von der Vierten Kohorte!« Das war das traditionelle Schimpfwort für die Patrouillen, wegen der Espartograsmatten, mit denen sie die Flammen erstickten. Als Bezeichnung für Petros Männer, die Feuerwehraufgaben für unter ihrer Würde hielten, war die doppelt gemein. (Um so schlimmer, da die Espartomatten sowieso als völlig nutzlos galten.)
    Ich mischte mich ein, bevor die Sache aus dem Ruder lief. »Erzählen Sie mir, wie Balbinus’ Imperium funktionierte.«
    »Mit Vergnügen, junger Mann!« Nonnius hatte wohl beschlossen, mich als den Vernünftigen von uns beiden zu betrachten, um Fusculus eins auszuwischen. Der hatte sich inzwischen zurückgelehnt, bereit, sich wieder zu beruhigen. »Was wollen Sie wissen, Falco?«
    »Ich weiß, daß Balbinus der ungekrönte König der Diebe und Beutelschneider war. Er ließ sie für sich arbeiten und hatte an jeder Straßenecke Ablieferstellen, wo die Beute weiterverarbeitet wurde. Ganz zu schweigen von den Bordellen und illegalen Spielhöllen …«
    »Der wußte, wie man so was aufziehen muß«, räumte Nonnius ein, sichtlich stolz, daran beteiligt gewesen zu sein.
    »Mit Ihrer Hilfe.« Er schien es als Kompliment aufzufassen. Ich schluckte meinen Abscheu runter. »Ein paar Nummern größer, als Stolen von Wäscheleinen zu klauen.«
    »Balbinus hätte das Zeug für diesen Fischzug im Emporium gehabt«, stimmte Nonnius zu. »Wenn er noch in Rom wäre!«
    »Aber leider ist er auf Reisen … Wer könnte also sein Talent geerbt haben? Wir gehen davon aus, daß Sie sich zurückgezogen haben, um ein untadeliges Leben zu führen.« Auch diese Lüge nahm Nonnius unwidersprochen hin. »Gab es noch andere schwere Jungs der Truppe, die jetzt ins Rampenlicht wollen?«
    »Ihr Kumpel müßte das wissen«, höhnte Nonnius verächtlich. »Er hat ja mitgeholfen, dem Unternehmen ein Ende zu machen.«
    Fusculus bestätigte das mit seiner üblichen Freundlichkeit, diesmal ohne aus der Haut zu fahren. »Sie haben alle irgendwelche albernen Spitznamen«, sagte er leise zu mir, bevor er eine seiner beliebten Listen runterratterte: »Der Müller war der grausamste; er übernahm das Töten. Je brutaler, desto besser. Klein-Ikarus dachte, er könne die anderen überflügeln; komisch, weil er ein völlig hoffnungsloser Fall ist. Das gleiche gilt für Julius Cäsar. Er war einer dieser Irren, die sich für einen Kaiser halten. Lorbeerkränze würden auf seiner Schmalztolle schnell verfaulen. Die anderen, von denen ich weiß, wurden Verdigris und die Fliege genannt.«
    Wir schauten Nonnius an; der zuckte die Schultern und tat desinteressiert. »Schlaues Kerlchen.«
    »Und wo sind die jetzt alle?«
    »Aufs Land gezogen, als der Prozeß losging.«
    »Ruhige Ferien in Latium? Und du denkst, das stimmt?« fragte ich Fusculus.
    Er nickte. »Die hüten Ziegen.«
    Petro hatte sie bestimmt so gut wie möglich überwacht. »Das waren demnach die Zenturionen, Nonnius, die sich jetzt aufs ländliche Altenteil zurückgezogen haben wie Legionärsveteranen … Wer waren die größten Rivalen eurer dreckigen Bande?«
    »Wir duldeten keine Rivalen!«
    Das konnte ich mir vorstellen.
    Es hatte keinen Sinn, ihn weiter zu bedrängen. Solche Überlegungen konnten warten, bis wir ihn verlassen hatten. Ich spürte, daß Nonnius mein Interesse an Rivalen hämisch genoß – obwohl Balbinus Pius sich bestimmt mächtig angestrengt hatte, Konkurrenten aus seinem Gebiet zu verdrängen, mußte es sie gegeben haben. Nonnius’ perverse Freude am Unruhestiften zu befriedigen, fand ich unnötig.
    »Wir bleiben in Verbindung.« Ich versuchte, möglichst bedrohlich zu klingen.
    »Warten Sie nicht zu lange«, feixte Nonnius. »Ich bin ein kranker Mann.«
    »Wenn die Vierte dich will, finden wir dich auch noch im Hades«, erklärte Fusculus mit einem Lachen. Eine hübsche Drohung, die düsterer klang, als es sein sanftes, freundliches Auftreten vermuten ließ. Petronius wählte sich seine Männer gut aus.
    Dann gingen wir, ohne uns die Mühe zu machen, den Rechnungsprüfer vom Tempel des Saturn aufzusuchen.

XVIII
    Als wir zum Wachlokal zurückkamen, hatte Petronius gerade seinen Dienst angetreten. Gleichzeitig war die Schicht seines Stellvertreters Martinus zu Ende, daher war Petro guter Laune. In unserer Abwesenheit hatte die Tagpatrouille zwei des Diebstahls in einer Pension Verdächtige eingeliefert, dazu einen Mann, dessen freilaufender Hund eine Frau und ein Kind gebissen hatte (der angebliche »Wolf« vom Lunatempel).

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