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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich erst mal prüfen, ob meine Informationen korrekt sind … Sie sind Balbia Milvia, Tochter des Balbinus Pius und der Cornella Flaccida, jetzt verheiratet mit Gaius Florius Oppicus?«
    »Ja, ja, das bin ich!« Offenbar war es eine Freude für das kleine Strahlauge, daß man so gut über sie Bescheid wußte.
    »Natürlich«, sagte Helena freundlich, »sind uns die Schwierigkeiten bekannt, denen Ihre Familie vor kurzem ausgesetzt war. Es war sicher ein Schock für Sie, von den schwerwiegenden Anklagepunkten gegen Ihren Vater zu hören?«
    Das hübsche Gesichtchen verdüsterte sich; das süße Mündchen verzog sich schmollend. »Ich glaube es einfach nicht«, protestierte Milvia. »Das sind alles Lügen, die sich böse Feinde meines Vaters ausgedacht haben.«
    Helena sprach mit leiser, strenger Stimme. »Und wie, glauben Sie, ist Ihr Vater zu solchen Feinden gekommen?« Milvia erschauerte. »Wir können nichts für unsere Verwandten«, meinte Helena mitfühlend. »Und oft können diejenigen, die ihnen besonders nahestehen, die Wahrheit am schwersten erkennen. Ich spreche aus eigener Erfahrung.« Ein Onkel von Helena hatte Hochverrat begangen, ganz zu schweigen von ihrem geschiedenen Mann, der ein absolutes Ekel und eine Gefahr für die Gesellschaft gewesen war. »Wie ich hörte, hat Ihr Vater dafür gesorgt, daß Sie eine perfekte Erziehung bekamen. Ich bin sicher, Ihr Mann denkt das gleiche.«
    »Florius und ich stehen uns sehr nahe.«
    »Wie schön.« Je weiter sich die Unterhaltung entwickelte, desto froher war ich, nicht derjenige zu sein, der sich diesen ganzen Schmus mit einem erstarrten Lächeln im Gesicht anhören mußte. Ich hielt das Mädchen für eine totale Heuchlerin. Doch solange sie die Rolle durchhielt, würde es schwer sein, das zu beweisen. »Meine Liebe, Sie gereichen Rom eindeutig zur Ehre, und ich bin sicher«, meinte Helena mit heiterem Lächeln, »daß ich mich auf Ihre Hilfe bei unseren Ermittlungen verlassen kann …«
    »Oh, ich helfe Ihnen gern, wo ich kann«, lispelte die ehrbare Bürgerin und strich sich das kostbare Gewand glatt, das man ihr vom Erlös aus Diebstahl und Erpressung gekauft hatte. »Nur leider weiß ich überhaupt nichts.«
    »Sie wissen vielleicht mehr, als Sie glauben!« teilte Helena ihr in bestimmtem Ton mit. »Lassen Sie mich einfach ein paar Fragen stellen, dann werden wir ja sehen.«
    »Ja gut, wenn Sie meinen.«
    Ich persönlich hätte das kleine Unschuldslamm am liebsten übers Knie gelegt und mit einer kräftigen Tracht Prügel zur Räson gebracht. Helena hielt sich zurück. »Lassen Sie uns zunächst mal über die Mitarbeiter Ihres Vaters sprechen, Milvia. Sie wissen es sicher noch nicht, aber Nonnius Albius, der Partner Ihres Vaters, wurde gerade unter sehr häßlichen Umständen tot aufgefunden.«
    »Oh, wie schrecklich!«
    »Haben Sie Nonnius seit der Gerichtsverhandlung Ihres Vaters gesehen oder von ihm gehört?«
    »Nein, nein!« blubberte unser zartes Pflänzchen.
    »Aber Sie kannten ihn?«
    »Er war für mich eine Art Onkel, als ich klein war. Ich kann immer noch nicht glauben, daß er angeblich all diese schrecklichen Dinge getan haben soll. Und ich kann nicht fassen, daß er vor Gericht all diese erfundenen Geschichten über Papa erzählt hat. Daran muß seine Krankheit Schuld sein. Als er das getan hat, war mir klar, daß weder Mama noch ich ihn jemals wieder empfangen konnten. Mama haßt ihn.«
    »Ja, das hat sie uns gesagt.« Helena ließ es so klingen, als sei sie der Meinung, Flaccida und Nonnius hätten eine heiße Affäre gehabt. Ob Klein-Milvia diese Ironie mitbekam, war fraglich, aber ich genoß die Situation. »Jetzt«, fuhr Helena streng fort, »möchte ich Sie zu ein paar anderen Geschäftspartnern Ihres Vaters befragen. Was können Sie mir über Leute wie Klein-Ikarus sagen – und wen gab es da noch, Falco?«
    »Den Müller, Julius Cäsar – kein Verwandter, wurde mir gesagt – und zwei Schläger namens Verdigris und die Fliege.«
    »Ich kenne keinen von denen!« Durch Petronius wußte ich, daß Balbinus sein Imperium von zu Hause aus regiert hatte; die erwähnten Verbrecher mußten ständig bei ihm ein und aus gegangen sein. Entweder log Milvia, oder sie war wirklich schwer von Begriff. »Die klingen ja gräßlich.«
    »Das sind sie auch«, erwiderte ich knapp.
    Mit verwirrtem Blick wandte sich Milvia schutzsuchend an Helena. »Sagen Sie ihm, daß ich nichts mit solchen Leuten zu tun habe.«
    »Sie hat nichts mit solchen Leuten zu tun«,

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