Gnadenlose Gedanken (German Edition)
Also weiterkämpfen, nicht aufgeben. Vielleicht bekam der Gegner einen Wadenkrampf, und dann musste ich zur Stelle sein.
[Ich muss sie fragen, wo sich ihr Meister verkrochen hat. Sie wird es mir natürlich nicht sagen wollen, das wollen sie anfangs nie. Aber am Ende reden sie dann doch alle, ich kann sie immer davon überzeugen, dass es das Beste für sie ist.]
„Sag es ihm! Bitte, verrate mich!!“, dachte ich.
Sollte sie mich doch verraten. Ich war so schnell aus dem Hotel verschwunden, dass mich niemand gesehen hatte. Sie hätten dem Koloss noch nicht einmal die Richtung anzeigen können, die ich eingeschlagen hatte. Wenn Veronika ihm die Adresse des Hotels geben würde, dann würde er vielleicht von ihr lassen. Er wollte doch nur mich! Sollte er mich doch holen kommen!
„Wo ist dein Meister?“, fragte er sie.
Sie verstand ihn falsch und gab ihm die falsche Antwort.
„Nur du bist mein Meister, du bist mein Herr. Du bist so stark, du bist so mächtig! Lass mich deine Hündin sein. Ich will nur dir gehorchen!“
Er schlug ihr nur mit der flachen Hand ins Gesicht. Er wollte ja später auch noch ein bisschen Spaß mit ihr haben.
„Du sollst mir nur sagen, wo sich der Mann im Rollstuhl versteckt hält! Mehr will ich gar nicht von dir. Du sollst mir nicht die Füße küssen oder mich anbeten. Ich bin kein GOTT! Ich bin nur SEIN Sohn!“
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, und um nicht aus der Übung zu kommen, schlug er ihr auf die andere Gesichtshälfte.
„Ich kenne keinen Mann im Rollstuhl“, log sie.
„Von wem sprichst du?“
„Ich meine den Mann, der dir den Schlüssel zu dieser Wohnung gegeben hat, du kleine verlogene Ratte!“
Diesmal schlug er mit der geballten Faust zu, und er wählte die Mitte ihres Gesichts. Ihre Nase zerplatzte wie ein explodierender Silvesterknaller, und ihr Blut schoss ihm in sein Gesicht. Er leckte es sich mit der Zunge ab, so wie sich eine Katze die Milch von ihrer Schnauze putzte. Für einen Moment vergaß er, warum er ihr die Nase zertrümmert hatte. Er schloss seine Augen und genoss den Geschmack ihres Saftes. Er konnte die Macht ihres Meisters schmecken. Sie schmeckt nach
ihm
, sie war seine Rättin.
Veronika wurde leider nicht bewusstlos. Sie war eine zähe Frau. Es wäre besser für sie gewesen, wenn sie ein schwacher Mensch gewesen wäre.
„Ich habe die Wohnungsschlüssel von Manfred bekommen. Der wohnt hier. Aber der sitzt nicht in einem Rollstuhl, das kannst du mir glauben!“
Er wählte ihre Ohren. Wieder schlug er mit den flachen Händen zu, allerdings jetzt mit voller Wucht.
Veronika schrie auf, konnte aber ihre eigenen Wehlaute nicht mehr hören. Sie war taub.
Zärtlich legte der Menschenberg seinen Zeigefinger unter ihr Kinn, und schob es etwas höher. Sie sollte ihn anschauen. Er hatte ihr etwas mitzuteilen, und um ihn verstehen zu können, war sie auf ihre Augen angewiesen. Und genau die wollte er ihr mit seinen Fingern ausstechen,
das
war es, was er ihr zu sagen hatte.
„Robert ist in dem Hotel in der Moselstrasse. Zimmer 14, glaube ich. 14 oder 41. Ehrlich. Ich lüge dich nicht an. Ich lüge meinen Meister nicht mehr an. Nie wieder.“
[Gutes Mädchen!], dachte er.
„Gutes Mädchen!“, dachte ich.
[Weil du so brav warst, darfst du jetzt noch ein bisschen mit dem kleinen Jesus spielen. Aber leider habe ich nicht viel Zeit, ich muss gleich los und den Rattenmann vernichten. Aber vorher spielen wir, und dann bekomme ich eine kleine Belohnung. Trägst du eigentlich einen BH?]
Also war er doch pervers, er wollte sie doch vergewaltigen! Arme Veronika! Noch zehn Minuten, und ich würde bei ihr sein. Ich hoffte, der Koloss hätte Potenzprobleme und sein Herz würde eine längere Zeit benötigen, um genügend Blut in seinen Schwanz zu pumpen. Wie groß war eigentlich der Schwanz von einem Kerl, der sich an Zimmerdecken den Kopf stieß, und dessen Hände so groß wie Bratpfannen waren?
Doch
so
ein Spiel wollte der Koloss überhaupt nicht mit Veronika spielen, aber das begriff ich erst zehn Minuten später.
Veronika war mittlerweile nicht mehr in der Lage zu unterscheiden, was real war, und was sie halluzinierte. Die starke und selbstbewusste Frau war zu einer willenlosen Marionette mutiert, die exakt das tat, was der Puppenspieler ihr befahl. Das einzige, was sie definitiv als real erkannte, waren die Schmerzen, die sie an ihrem ganzen Körper spürte. Der Menschenberg hatte eine sehr rege Phantasie, wenn es darum
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