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Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Titel: Gnadenlose Gedanken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner
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jemand zu tun hatte, der ganz genau wusste, was er tat. Der mit viel Phantasie und Übung ein Wesen quälen konnte, ohne es wirklich auszulöschen. Das Monster alleine entschied über den Todeszeitpunkt. Es spielte Gott. Es spielte nach seinen eigenen Regeln. Und natürlich waren diese Regeln so ausgelegt, dass es nur einen Gewinner geben würde.

    In dem Kellerraum hatte sich mittlerweile ein übler Geruch ausgebreitet. Es stank nach menschlichen Ausscheidungen, nach verbranntem Fleisch, nach geronnenem Blut und nach chemischen Experimenten. Doch Laschek nahm diesen Gestank nicht mehr wahr. Das fiel ihm auch deshalb so schwer, weil das Monster sich schon vor einiger Zeit mit der Nase seines Spielgefährten gestärkt hatte. Das hatte aber weniger den Zweck gehabt, ihn zu foltern, als vielmehr, schnell den Hunger seines Peinigers zu stillen. Obwohl so ein bisschen Knorpelmasse nicht wirklich viel in dem Magen des Riesen bewirken konnte. Das Monster war eben einfach nur zu faul gewesen, sich in der Küche nach etwas Essbaren umzusehen. Was lag also näher, als sich am Frischfleisch zu bedienen? Es hatte auch einfach zu viel Spaß an diesem Spiel, um sich großartig mit Nahrungszubereitungen aufzuhalten. Wie ein kleiner Junge, der ums Verrecken nicht sein Spiel beenden wollte, nur weil seine Mutter ihn zum Abendessen rief.

    Das Spiel des Monsters wurde aber auch immer interessanter. Der Kommissar drohte nun immer öfter das Bewusstsein zu verlieren, es wurde immer schwieriger, ihn wachzuhalten und am Sterben zu hindern. Da konnte Jesus es kaum riskieren, ihn für fünf Minuten alleine zu lassen. Wohlmöglich wäre der Dicke eingeschlafen, um nie wieder aufzuwachen. Oder er hätte sich selber die Kehle aus dem Hals gerissen, nur um ihm das Spiel zu verderben. Das hätte er sich und ihm nie verzeihen können. Also blieb er lieber bei ihm, und ignorierte das Rumoren in seinem Magen. Er würde später noch genügend Zeit fürs Essen finden.

    „Na, macht es ihnen noch Spaß?“, fragte er fröhlich.

    Zuerst wollte der Kommissar nicht antworten, vielleicht hatte er die Frage auch nicht richtig verstanden. Ein leichter Klaps auf das verätzte Augenlid reichte aber schon als Aufmunterung aus.
    „Du kannscht misch mal am Arsch lecken!“, nuschelte der Kommissar aus seinem unkompletten Gebiss hervor.
    Dabei versuchte er mit einer verbrannten Hand seine abgerissene Unterlippe hochzuhalten, die ihm auf dem Kinn lag.

    Jesus lächelte milde. Die meisten Opfer waren schlechte Verlierer gewesen. Immerhin hatte der Kommissar nicht so früh aufgegeben, wie die anderen zuvor. Aber langsam machte auch er schlapp. Das war ihm eigentlich auch ganz recht, langsam verging ihm der Spaß. Der Dicke stank so animalisch, und hatte außerdem eine ziemliche Sauerei in seinem Keller veranstaltet. Es würde eine ganz schöne Plackerei sein, das wieder in Ordnung zu bringen. Wenn das seine Mutter gesehen hätte! Die hätte vielleicht ein Theater veranstaltet! Unordnung hatte sie fast noch weniger ausstehen können, als unreines Denken. Fast. Da fiel ihm wieder die ausstehende Belohnung ein.

    „Was ist? Geben Sie auf? Oder wollen Sie weiterspielen? Bisher habe ich
alle
Runden gewonnen. Ich will ja nicht angeben, aber ich fürchte, ich liege uneinholbar in Führung!“

    Das sah Laschek nicht viel anders, und er hätte sofort eine weiße Flagge geschwenkt, hätte er sie und einen funktionierenden Arm besessen. Er hatte schon viel früher aufgeben wollen, aber das Monstrum hatte ja nichts davon hören wollen. Er sammelte sich und seinen letzten Rest Cleverness, um sich die richtige Antwort zu überlegen. Er ahnte, wenn er jetzt das Falsche sagen würde, dann würde der Scheiß noch ein paar Stunden so weitergehen. Doch er wollte nur noch eines: er wollte nur noch sterben. Egal, ob mit oder ohne Schmerzen, egal ob schnell oder langsam. Hauptsache, sterben. Ihm war es auch scheißegal, ob er danach in den Himmel oder in die Hölle wandern würde. Wenn er dort nur in Ruhe tot sein dürfte.
    Also, was wollte das Monster als Antwort hören? Er überlegte lange, doch Jesus war sehr geduldig. Endlich traf Laschek seine Entscheidung. Er sah das Monster mit dem offenen Auge an und sagte:

    „Na gut, du hascht gewonnen!“

    „Jaaaa!“, brüllte das Monster triumphierend, als ob es wirklich alleine Lascheks Entscheidung bedurft hätte, um diesen ungleichen Kampf zu beenden.

    „Also habe ich gewonnen, und ich bekomme den Preis, bekomme die

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