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Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Titel: Gnadenlose Gedanken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner
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austüfteln? Ich hatte mir schon überlegt, mir irgendwelche Waffen zu beschaffen. Vielleicht eine Pistole, oder ein Gewehr. Vielleicht sogar einige Handgranaten. Aber woher sollte ich mir solche Dinger beschaffen? Außerdem hatte ich doch keinen blassen Schimmer, wie man mit einer Waffe umging. Wohlmöglich würde ich damit einen Unbeteiligten treffen, oder mich selbst in die Luft jagen.
    Nein, einen halbwegs brauchbaren Plan hatte ich mir noch nicht ausgedacht. Das musste ich dann auch Veronika eingestehen.

    Erst grübelte sie. Dann lächelte sie. Dann sagte sie:
    „Ich seh schon, ohne meine Hilfe bist du wirklich aufgeschmissen. Ich werde dich begleiten.“

    Eine Stunde später hatten wir uns von Manfred verabschiedet, und saßen in einem gemieteten Transporter, der einigermaßen behindertentauglich war. Ich machte mir über viele ungelöste Probleme Sorgen, wobei der Koloss noch zweitrangig war. Ich machte mir Gedanken über Manfred, der uns nur ungern hatte gehen lassen. Er fürchtete, uns nie wiedersehen zu können, und lag damit wohl wahrscheinlich gar nicht so falsch. Ich dachte an Manfreds WG-Genossen, der nun nicht nur auf seinen VW-Bulli, sondern auch auf das versprochene Sixpack Guinness verzichten musste, den Beides verrottete bereits auf dem Grund des Atlantiks.
    Um diese und ähnliche Dinge machte ich mir Sorgen. Doch Veronika hatte solange an dem Autoradio herumgedreht, bis sie tatsächlich einen Sender gefunden hatte, der irische Folksongs spielte. Als sie dann auch noch ihre Hand auf mein Bein legte, und mich mit ihren unvergleichlichen Augen anlächelte, ging es mir schon viel besser. Als ich dann bemerkte, dass ich eine riesige Erektion bekam, hatte ich alle Sorgen völlig verdrängt. Ich dachte nur noch daran, ob ich sie fragen sollte, ob wir uns nicht einen ruhigen Rastplatz suchen sollten. Und ich dachte darüber nach, ob ich sie fragen sollte, ob sie zufällig Kondome in ihrer Handtasche hatte. Die Tatsache, dass ihre Handtasche die gesamte Schiffskatastrophe überstanden hatte, bewies mir, dass sie unbezahlbare Schätze bereithalten musste.

22

    Jesus machte sich ganz andere Gedanken. Er fragte sich, wie er die Sauerei wegmachen sollte, die der Kommissar veranstaltet hatte. Der Dicke hatte halt doch nicht nur aus Fett bestanden. Er hatte auch eine große Menge Körperflüssigkeiten besessen. Und er hatte sie nahezu komplett verloren. Jetzt lag er da ziemlich blass in einer riesigen Lache aus Blut, und sah aus wie ein Schimmelpilz inmitten eines Ketchup-Sees. Dabei trug er ein ziemlich seliges Grinsen zur Schau. Scheinbar bereitete es ihm auch noch ein himmlisches Vergnügen, Jesus mit dem ganzen Dreck alleine zu lassen. Aber Jesus war ihm nicht böse. Schließlich hatte er ja seine Belohnung bekommen. Er hatte das
Ding
erst einmal penibel gesäubert, er wollte sich doch nicht infizieren! Der Kommissar war sicher genauso verseucht gewesen, wie es
alle
Ratten waren. Wenn Jesus` Mutter oder die Nonnen gesehen hätten, was er dann mit dem
Ding
des Dicken angestellt hatte, hätten sie ihn bestimmt böse bestraft. Aber sie konnten es nicht mehr sehen. Sie konnten überhaupt nichts mehr sehen! ER hatte ihn von diesen Menschen befreit. Das war damals SEINE erste gute Tat gewesen. ER war wirklich sehr großzügig und barmherzig zu ihm gewesen. Allerdings hatte auch Jesus IHM seine Dankbarkeit deutlich bewiesen. Immer wieder hatte ER ihm Aufgaben gestellt, und Jesus hatte sie alle erfüllt. Alle!

    Nun musste er aber seinen bisher schwierigsten und größten Auftrag erfüllen. Jesus musste den Rollstuhlmann töten. Jesus ahnte, dass der Rollstuhlmann gefährlich war, auch wenn er einen eher harmlosen Eindruck machte. Aber er hatte viele Untertanen, und auch die waren stärker, als sie vielleicht auf den ersten Blick wirkten. Und sie waren alle verseucht! Sie trugen Krankheiten in sich, die unweigerlich den Tod brachten. Nicht nur für ihn. Nein, die ganze Menschheit war gefährdet. Wenn sie es erst einmal geschafft hätten, die Macht zu ergreifen, würden sie mitleidslos jeden Menschen zerstören, der nicht so war wie sie. Sie hassten das Starke und das Gute. Sie liebten den Dreck, und den Gestank von Pest und Fäulnis. Sie suhlten sich im Sumpf der Städte. Jesus wusste, dass seine Rasse nur dann eine Überlebenschance hatte, wenn sie sich von ihren Schwachen, Alten und Kranken trennen würde. Seine Rasse musste wieder stark werden, dafür mussten die schwachen Kreaturen verschwinden, denn sie

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