Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
zurückkommen und sie wieder im Wald suchen.
    »Ich klettere mal runter, um mich umzusehen. Du bleibst hier und wartest, bis ich dich holen komme.«
    Frankie schüttelte heftig den Kopf.
    »Doch!«, sagte Grace streng. »Du kannst mir nicht helfen, du wärst mir nur im Weg. Und jetzt bleib hier und halt dich ruhig.« Sie war bereits dabei, vom Baum zu klettern. »Es dauert bestimmt nicht lange.«
    Sie hörte ein unterdrücktes Schluchzen, stellte aber erleichtert fest, dass Frankie nicht versuchte, ihr zu folgen.
    Leise schlich sie durchs Gebüsch.
    Zumindest so leise, wie es bei dem nassen Laub und dem schmatzenden Boden möglich war, dachte sie wütend. Aber falls dieser Locke sie hörte, würde sie ihn ebenfalls hören.
    Sie blieb stehen, lauschte, ging weiter.
    Zwei Minuten später entdeckte sie ihn.
    Ein schmächtiger Mann, der am Boden lag, von einem Strauch halb verborgen. Seine Augen waren offen, und der Regen fiel auf das im Tod erstarrte Gesicht.
    Locke?
    Sie konnte nur vermuten, dass er es war. Und sie konnte nur vermuten, wer ihn getötet und das Auto in die Luft gesprengt hatte.
    Aber vielleicht wusste sie es auch.
    Robert hatte gesagt, dass er unterwegs sei.
    Am besten, sie ergriff die Chance, die er ihr bot, und schaffte Frankie von der Farm fort.
    Aber wohin?
    Bis zu Bakers Pferdefarm waren es fünf Meilen. Sie würden so lange wie möglich durch den Wald laufen und dann der Straße folgen. Dann konnten sie sich in Bakers Scheune verstecken, bis es ihr gelang, Kontakt zu Robert aufzunehmen.
    Sie rannte zurück zum Hochsitz.
     
    Während sie mit Frankie durch den Wald hastete, sah sie das brennende Auto auf der Straße. Keine Spur der Mistkerle, die damit gekommen waren.
    »Mom«, keuchte Frankie. »Warum?«
    Warum brach ihr Leben aus den Fugen? Warum musste sie mitbekommen, dass ihre Mutter einen Menschen getötet hatte? Warum wurde sie gejagt wie ein Tier?
    »Ich erklär’s dir später. Ich kann nicht – Tut mir leid, Kleines. Ich werd versuchen, es wiedergutzumachen.« Sie hatten die Straßenbiegung erreicht, die man von der Farm aus nicht einsehen konnte. Grace schaute sich in alle Richtungen um. Niemand in Sicht. »Komm. Auf der Straße kommen wir schneller voran. Wir müssen uns beeilen und –«
    Autoscheinwerfer kamen auf sie zu.
    Sie nahm ihre Pistole, drückte Frankie am Straßenrand zu Boden, warf sich neben sie und hob die Pistole. Das blendende Scheinwerferlicht erschwerte das Zielen.
    Der Wagen hielt an. »Alles in Ordnung, Grace.«
    Sie erstarrte. Sie konnte den Fahrer nicht sehen, aber, Herr im Himmel, sie kannte die Stimme.
    Kilmer.
    »Steig ein. Ich bringe dich in Sicherheit.«
    Sie schloss die Augen, versuchte, den Schock zu verkraften. Sie hatte immer gewusst, dass es einmal so kommen würde. »Zum Teufel noch mal, das wirst du nicht!« Als sie die Augen öffnete, kniete er neben ihr. Im Licht der Scheinwerfer konnte sie seine Umrisse erkennen, aber sie brauchte ihn nicht zu sehen, sie kannte seinen Körper und sein Gesicht in- und auswendig. »Das haben wir alles dir zu verdanken, stimmt’s?«
    »Los, steigt ein. Ich muss machen, dass ich hier wegkomme.« Er wandte sich an Frankie. »Hallo, Frankie. Ich bin Jake Kilmer. Ich bin gekommen, um dir zu helfen, und ich verspreche dir, dass niemand dir wehtun wird, solange ich hier bin.«
    Frankie drückte sich an Grace.
    »Soll sie da im Schlamm liegen bleiben, oder wirst du es zulassen, dass ich mich um sie kümmere?«, fragte er Grace. »Ich bin keine Gefahr für euch.«
    Nein, das war er nicht, jedenfalls nicht direkt. Aber Kilmer war gefährlicher als –
    Kilmer stand auf. »Ich steige ins Auto, und ich werde genau zwei Minuten lang warten, dann fahre ich. Entscheide dich.«
    Er würde es tun. Kilmer tat immer, was er sagte. Das gehörte zu den Dingen, die sie damals zu ihm hingezogen hatten –
    Er stieg ein.
    Zwei Minuten.
    Sie musste sich entscheiden.
    Sie sprang auf die Beine. »Komm, Frankie, steig hinten ein. Er wird uns nichts tun.«
    »Kennst du ihn?«, flüsterte Frankie.
    »Ja, ich kenne ihn.« Sie nahm ihre Tochter an der Hand und eilte mit ihr zum Auto. »Ich kenne ihn schon sehr lange.«
     
    »Auf der Rückbank liegt eine Decke, Frankie«, sagte Kilmer, als er das Gaspedal durchtrat. »Zieh deinen Regenmantel aus und wickel dich in die Decke.«
    »Soll ich?« Frankie schaute Grace an, die sich zu ihr nach hinten gesetzt hatte.
    Grace nickte. »Du bist ja nass bis auf die Haut.« Sie legte Frankie die Decke um die

Weitere Kostenlose Bücher