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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Frankie schob ihre Mutter von sich, schaute ihr ins Gesicht und berührte zaghaft ihre Wange. »Warum?«
    Grace holte tief Luft. »Warum weinst du denn?«
    »Weil ich Angst habe und weil die mich nicht zu Charlie lassen wollten.«
    »Und ich weine, weil sie mich zu Charlie haben gehen lassen.« Sie nahm Frankies Gesicht in beide Hände. »Und weil ich dir etwas Schreckliches sagen muss.«
    »Etwas Schreckliches?«, flüsterte Frankie. »Über Charlie?«
    »Er ist von uns gegangen, Kleines.« Ihr versagte die Stimme. Dann riss sie sich zusammen und setzte noch einmal an. »Charlie wird nicht mehr bei uns sein.«
    »Tot. Du meinst, er ist tot.«
    Grace nickte. »Ja, das meine ich.«
    Frankie starrte sie ungläubig an.
    »Es ist die Wahrheit, Frankie.«
    »Nein.« Frankie drückte sich schluchzend an ihre Mutter. »Nein, nein, nein.«
    »Steigt wieder ein, ihr beiden«, sagte Kilmer und öffnete die Fahrertür. »Ich bringe euch in ein Motel und sehe zu, dass ihr gut untergebracht seid.«
    »Vielleicht hätte ich es ihr sagen sollen, Grace«, sagte Robert, als er zur Seite rückte. »Aber ich dachte, das willst du vielleicht lieber selbst tun.«
    »Das war gut so.« Sie stieg ein, zog Frankie in ihre Arme und wiegte sie sanft. »Es war meine Aufgabe. Schsch, Kleines. Ich weiß, du verstehst das alles nicht, und es tut schrecklich weh … Aber ich bin bei dir, und alles wird wieder gut. Ich verspreche dir, dass alles wieder gut werden wird.«
    »Charlie …«
    Soll sie sich ihrer Trauer hingeben, dachte Grace. Vielleicht würden die Tränen ihr über den Schock hinweghelfen. Was hätte sie auch für Frankie tun können? Gott, sie fühlte sich so hilflos.
    Und überwältigt von Kummer. Plötzlich schien die ganze Welt nur noch aus Kummer zu bestehen.
    Für Frankie und auch für sie selbst. Kummer und Trauer darüber, dass Charlies Leben so ein gewaltsames Ende gefunden hatte.
    »Tut mir leid.« Frankie sah sie an, die Wangen tränenverschmiert. »Du bist ja auch traurig. Mach ich es noch schlimmer für dich?«
    Himmel, wie konnte Frankie in einem solchen Augenblick auch noch an andere denken? Grace schüttelte den Kopf. »Nein, du machst es mir leichter. Es ist immer leichter, wenn man seinen Kummer teilen kann.« Sie drückte Frankies Kopf wieder an ihre Schulter. »Wir werden das gemeinsam durchstehen. So wie immer.«
    »Ist das Holiday Inn akzeptabel?«, fragte Kilmer, während er wendete.
    »Ja, sicher, es spielt keine Rolle.«
    »Ihr könntet auch bei mir unterkommen«, schlug Robert vor.
    Grace schüttelte den Kopf. »Danke, später vielleicht.« Sie lehnte sich zurück. »Aber nicht jetzt.«
    »Du hast Angst, dass meine Wohnung nicht –« Er schaute Frankie an. »Vielleicht hast du recht. Ich werde das Zimmer neben euch nehmen.«
    »Das übernehme ich, Blockman«, sagte Kilmer.
    Robert schüttelte den Kopf. »Ich will Sie nicht in ihrer Nähe haben. Jedenfalls nicht, bevor ich mich mit Washington in Verbindung gesetzt habe.«
    Kilmer zuckte nur die Achseln.
    Aber Grace wusste, dass er sich von Robert nicht davon abhalten lassen würde, das zu tun, was er für richtig hielt. Er würde das Hindernis einfach umgehen und eine andere Möglichkeit finden. Kilmer war unerbittlich.
    »Es ist in Ordnung, Grace.« Kilmer schaute sie im Rückspiegel an. »Ich werde dir keine Unannehmlichkeiten bereiten.«
    »Das glaub ich dir aufs Wort.« Sie drückte Frankie fester an sich. »Im Moment habe ich nur eine Frage. Ist Frankie in akuter Gefahr?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben noch ein paar Tage Zeit.«
    Sie atmete erleichtert auf. Wenn Kilmer sagte, dass im Moment keine Gefahr bestand, dann konnte sie sich darauf verlassen. »Gut. Aber du gehst nirgendwohin, ehe ich mit dir gesprochen habe.«
    Er nickte. »Einverstanden.« Er deutete mit seinem Blick auf Frankie. »Nachdem du sie versorgt hast.«
    Ja, sobald sie Frankie versorgt hatte, würde sie sich mit Kilmer auseinandersetzen.
     
    Kilmers Hände umklammerten das Lenkrad, während er zusah, wie Blockman Grace und Frankie ins Motel begleitete.
    Verdammt, er wollte bei ihnen sein.
    Aber was er wollte, spielte im Moment keine Rolle. Grace auf die Pelle zu rücken, solange sie um Charlie trauerte und Angst um Frankie hatte, wäre der größte Fehler, den er machen konnte. Ehe er ihr noch mehr zumutete, musste sie erst einmal über den Tod ihres Freundes hinwegkommen.
    Er wählte Donavans Nummer. »Irgendwas Neues?«
    »Abgesehen davon, dass Marvots Leute hier

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