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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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zögerte. »Okay.« Sie sprang aus dem Bett und flitzte aus dem Zimmer. »Ich beeil mich.«
    Gott sei Dank. Die meisten Kinder wären in einer solchen Situation viel zu verängstigt, um überhaupt zu reagieren.
    Grace trat an den Wandschrank, griff ins oberste Fach und zog ihren Rucksack heraus, den sie vor acht Jahren gepackt und seither in regelmäßigen Abständen auf den neuesten Stand gebracht hatte. Sie konnte nur hoffen, dass die Kleider, die sie zuletzt für Frankie hineingelegt hatte, noch passten …
    Sie war gerade dabei, die verschließbare Kassette aus dem Rucksack zu öffnen, als Frankie zurück ins Zimmer gelaufen kam. »Gut, dass du dich so beeilt hast. Geh mal ans Fenster und sieh nach, ob es immer noch so heftig regnet.«
    Während Frankie zum Fenster ging, nahm Grace die Pistole und das Messer aus ihrem Nachtschrank und schob beides zusammen mit den Papieren, die sie vor acht Jahren in der Kassette verstaut hatte, in die Außentasche des Rucksacks.
    »Ich glaub, der Regen ist nicht mehr ganz so schlimm«, sagte Frankie. »Aber es ist so dunkel draußen, dass ich kaum was sehen – Ah, da kommt jemand mit einer Taschenlampe über den Hof. Glaubst du, es ist Charlie?«
    Unmöglich. Charlie kannte seine Farm wie seine Westentasche, der würde keine Taschenlampe brauchen. »Komm, Liebes.« Grace packte Frankie am Arm und zog sie die Treppe hinunter. »Wir gehen durch die Küchentür raus. Sei mucksmäuschenstill.«
    An der Haustür war ein metallisches Knirschen zu hören. Grace atmete scharf ein. Sie hatte in ihrem Leben schon so viele Schlösser geknackt, dass sie das Geräusch sofort erkannte.
    Als sie hier eingezogen waren, hatte sie Charlies alte Schlösser durch bessere ersetzt, aber ein Experte würde nur wenige Minuten brauchen, um die Tür zu öffnen, und selbst wenn er es nicht schaffte, würde er eine andere Möglichkeit finden, ins Haus zu gelangen.
    »Raus«, flüsterte sie und bugsierte Frankie in Richtung Küche.
    Frankie rannte durch den Flur, riss die Küchentür auf und schaute sich mit großen Augen nach Grace um. »Ist das ein Einbrecher?«, flüsterte sie.
    Grace nickte, während sie einen Regenmantel vom Haken nahm, ihn Frankie zuwarf und sich dann einen für sich selbst griff. »Vielleicht sogar mehr als einer. Lauf zur Koppel und dann in den Wald dahinter. Wenn ich nicht gleich nachkomme, warte nicht auf mich. Ich hol dich schon ein.«
    Frankie schüttelte den Kopf.
    »Keine Widerworte«, sagte Grace. »Was habe ich dir beigebracht? Ehe du an andere denkst, musst du zuerst dich selbst in Sicherheit bringen. Und jetzt tu, was ich dir sage.«
    Frankie zögerte.
    Verdammt, Grace hörte, wie die Haustür geöffnet wurde. »Lauf!«
    Frankie rannte über den Hof auf die Koppel zu. Grace wartete einen Augenblick lang ab. Fast immer stand jemand Schmiere.
    Sie brauchte nicht lange zu warten. Ein großer Mann kam ums Haus herumgelaufen und folgte Frankie.
    Grace heftete sich an seine Fersen.
    Keine Pistole. Sie wollte die anderen im Haus nicht aufscheuchen.
    Sie rannte. Bei dem Gewitter würden ihre Schritte nicht zu hören sein.
    Sie holte ihn ein, als er den Wald erreichte.
    Er musste ihr Keuchen gehört haben, denn plötzlich wirbelte er herum und richtete seine Waffe auf sie.
    Sie machte einen Satz auf ihn zu, hieb ihm mit einem Handkantenschlag die Pistole aus der Hand und schlitzte ihm mit der anderen Hand die Kehle auf. Ohne abzuwarten, bis der Mann am Boden lag, suchte sie im Dunkeln weiter nach ihrer Tochter. »Frankie?«
    Nach einer Weile hörte sie ein leises Schluchzen. Frankie hockte am Fuß eines großen Baums. »Alles in Ordnung, Kleines. Der Mann kann dir nichts mehr tun.« Grace hockte sich neben Frankie. »Aber wir müssen fort. Wir müssen weglaufen. Da sind noch mehr Männer.«
    Frankie berührte einen dunklen Fleck auf Grace’ Regenmantel. »Blut. An dir klebt … Blut.«
    »Ja. Er hätte dir wehgetan. Er hätte uns beiden wehgetan, und das musste ich verhindern.«
    »Blut …«
    »Frankie …« Grace zuckte zusammen, als sie von der anderen Seite der Koppel jemanden rufen hörte. Sie sprang auf und zog Frankie auf die Füße. »Ich erklär dir später alles. Sie kommen näher. Jetzt tu, was ich dir sage, und lauf. Los!«
    Sie zog Frankie tiefer in den Wald, aber schon nach wenigen Schritten rannte und stolperte Frankie an ihrer Seite durchs Gebüsch.
    Wo sollten sie sich verstecken? Im Lauf der Jahre hatte Grace verschiedene Verstecke ausgekundschaftet und

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