Gnadenlose Jagd
passiert?«
»Ich hab’s vermasselt. So was Blödes. Ich bin gestürzt … Du musst Frankie finden. Such die Gegend hier ab. Kurz bevor ich gestürzt bin, hatte ich den Eindruck, dass Charlie irgendwas gewittert hat. Beeil dich.«
»Donavan und Blockman und die anderen sind dicht hinter mir. Wo hast du dich verletzt?«
»An der Schulter, glaub ich. Hast du Charlie und Hope gesehen? Ich hab sie zur Oase zurückgeschickt. Charlie ist klug, ich hab gehofft, dass er verstehen würde und –«
»Ich hab die Pferde nicht gesehen. Welche Schulter hast du dir verletzt?«
»Die rechte.«
Er tastete erst ihren Arm, dann ihre Schulter ab. »Ich glaube nicht, dass du dir was gebrochen hast. Wahrscheinlich ist der Arm nur ausgerenkt.«
»Dann renk ihn wieder ein, damit ich weiter nach Frankie suchen kann.«
Er schüttelte den Kopf und stand auf. »Ich glaube, das überlasse ich lieber Donavan.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Wie bitte?«
»Du hast mich im Lager zurückgelassen und dich allein auf den Weg gemacht. Ich habe mich darauf eingelassen, weil mir deine Argumente einleuchteten, aber damit ist jetzt Schluss. Ich werde dich nicht mit höllischen Schmerzen durch die Wüste stolpern lassen, wenn ich genauso gut wie du nach Frankie suchen kann.« Er stieg die Düne hoch. »Ich sage Donavan, dass ich dich gefunden habe, und gebe dir Bescheid, sobald ich meine Tochter gefunden habe.« Er schaute sie an. »Meine Tochter, Grace. Ich lasse mich nicht davon abhalten, sie zu retten. Sie gehört auch zu mir.«
»Zum Teufel mit dir, Kilmer. Renk mir gefälligst die Schulter ein!«
Wortlos stieg er auf die Düne.
»Verdammter Mist.« Tränen traten ihr in die Augen. Sie würde ihm den Hals umdrehen.
»Donavan!«, rief sie. »Donavan!«
Kilmer lief zu Donavan, der oben auf der Düne wartete. »Grace hat sich eine Schulter ausgerenkt. Renk sie ihr wieder ein, aber lass dir Zeit. Sie wird höllische Schmerzen haben, und ich möchte Frankie finden, ehe es losgeht.« Er wandte sich an Blockman. »Grace meint, es könnte sein, dass Frankie sich hier in der Gegend befindet. Sie gehen mit Vazquez nach Osten, und ich gehe nach Westen.«
»Sie wird mir die Hölle heiß machen«, rief Donavan Kilmer nach. »Die merkt doch garantiert, dass ich versuche, Zeit zu schinden.«
»Wahrscheinlich. Sieh zu, wie du damit klarkommst.«
»Verdammter Mistkerl«, murmelte Donavan. »Viel Glück, Kilmer.«
»Danke.«
Glück. Er würde alles Glück der Welt brauchen. Das kleine Mädchen hielt sie alle in Atem. Bei dem Sturm konnte ihr sonst was zugestoßen sein, und noch nie in seinem Leben hatte etwas Kilmer so große Angst eingejagt.
Nein, das stimmte nicht. Als er Grace verletzt im Sand hatte liegen sehen, hatte er sich beinahe zu Tode erschrocken.
Nicht an Grace denken. Sie war jetzt in Sicherheit.
An Frankie denken. Er musste Frankie finden.
Es könnte sein, dass sie sich in der Nähe befand, hatte Grace gesagt. Er hoffte inständig, dass sie recht hatte. Der Dunstschleier aus Staub und Sand war dünner geworden, erlaubte aber immer noch keine klare Sicht.
Am besten, er rief nach ihr.
Er nahm seine Gesichtsmaske ab. »Frankie! Frankie, wo bist du?«
Keine Antwort.
»Frankie!«
»Frankie!«
Gott, er hatte sich schon heiser geschrien. Wie oft hatte er jetzt schon ihren Namen gerufen? Fünfzehnmal? Dreißigmal? Kilmers Hals schmerzte vom Einatmen der stauberfüllten Luft.
»Frankie!«
Vielleicht konnte sie ja gar nicht antworten. Vielleicht hatte sie sich verletzt oder »Frankie!«, schrie er verzweifelt. »Hier ist Jake! Melde dich!«
Keine Antwort.
»Frankie!«
Trotz des pfeifenden Winds war ein schwaches Geräusch zu hören.
Kilmer blieb stehen. Ein Ruf?
»Frankie?«
Da war das Geräusch wieder, es kam von links, vom Fuß der Düne.
Aber es war keine menschliche Stimme.
Es war ein Wiehern.
Und Frankie hatte das Fohlen mitgenommen.
Kilmer stolperte die Düne hinunter, rutschte mehrmals aus.
Warum hatte Frankie nicht gerufen? Wenn sie bei Bewusstsein war, musste sie ihn doch gehört haben. Er war nur wenige Meter von ihr entfernt gewesen. Vielleicht war es gar nicht Frankie. Vielleicht war das Fohlen ihr weggelaufen. Himmel, darüber wollte er gar nicht erst nachdenken.
»Frankie!«
Dann entdeckte er eine mit einer Decke geschützte Erhebung am Fuß der Düne.
»Nein!« Mit zwei großen Schritten war er unten und zog die Decke weg.
Frankie lag an das Fohlen gekuschelt, die Arme um seinen Hals
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