Gnadenlose Jagd
Hubschrauber auf, und dann werden wir sie finden.«
»So lange können wir nicht warten.« Grace’ Hände ballten sich zu Fäusten. »Sie ist noch ein Kind. Wie soll sie da draußen überleben?«
»Ich weiß, ich weiß. Wenn der Suchtrupp zurückkommt, schwärmen wir in eine andere Richtung aus.«
Wahrscheinlich würden sie auch dort nichts finden, dachte Grace frustriert. Die Wüste war zu riesig. Aber bei dem Sturm konnten Frankie und das Fohlen nicht weit gekommen sein, trotzdem würde niemand sie sehen. Es musste eine andere Möglichkeit geben.
Ihr kam ein Gedanke. Vielleicht –
Sie ging in das Zelt, in dem Kilmer verschwunden war. »Sag mir Bescheid, wenn der Suchtrupp zurück ist.«
Zwanzig Minuten später kehrten die Männer in die Oase zurück.
Ohne Frankie.
Grace schaute den Männern entgegen, die vor lauter Sand kaum wiederzuerkennen waren. Obwohl sie nichts anderes erwartet hatte, versetzte der Anblick sie in Panik. Wie lange würde Frankie da draußen überleben?
»Adam ist hier, Grace«, sagte Kilmer hinter ihr.
Sie drehte sich um. »Hat er die Pferde mitgebracht?«
»Ja.« Seine Lippen spannten sich. »Es ist verrückt. Es wird nicht funktionieren.«
»Vielleicht doch. Etwas Besseres fällt mir nicht ein. Der Sturm hat nachgelassen, aber er kommt immer wieder auf. Ich will nicht auf den verdammten Hubschrauber warten.« Sie ging auf die Männer zu, die an der Koppel standen. »Wer von Ihnen ist der Scheich?«
»Ich stelle dich vor.« Kilmer hatte sie eingeholt. »Grace Archer, Scheich Adam Ben Haroun.«
Der Mann war groß, dunkelhäutig und etwa Ende dreißig. Er hatte ein interessantes Gesicht, das eher europäisch als arabisch wirkte. Er verbeugte sich. »Erfreut, Sie kennenzulernen. Es tut mir leid, dass die Umstände so traurig sind. Meine Leute werden alles tun, um Ihre Tochter zu finden.«
»Ich danke Ihnen.« Sie schaute zu dem Pferdetransporter hinüber. »Und vielen Dank, dass Sie die Pferde mitgebracht haben.«
Er zuckte die Achseln. »Meine Pferdepfleger waren froh, sie loszuwerden. Sie wussten nicht mal, wie sie sie aus dem Transporter rausbekommen sollten. Nicht dass meine Männer im Umgang mit Pferden unerfahren wären, aber diese Pferde sind … anders.«
»Ich hole sie aus dem Transporter.«
»Und warum?«
»Ich möchte, dass sie Frankie finden.«
»In diesem Sturm?«
»Der Sturm hat nachgelassen. Hat Kilmer mit Ihnen über die Schutzhauben gesprochen?«
Der Scheich nickte. »Sie hatten recht. Da wir in der Wüste leben, brauchen wir hin und wieder speziell angefertigte Vorrichtungen, um die Augen, Ohren und Nüstern der Pferde zu schützen, auch wenn wir es möglichst vermeiden, bei so einem Wetter unterwegs zu sein.«
Aber diese Leute waren Nomaden, und sie mussten trotz allem damit rechnen, unerwartet in einen Sandsturm zu geraten. Grace atmete erleichtert auf. »Haben Sie zwei davon mitgebracht?«
»Ja, aber Pferde mögen es nicht, eine Haube zu tragen, weil sie darunter schwitzen. Sie werden wahrscheinlich in Panik geraten und durchgehen.«
»Sie werden nicht in Panik geraten, dafür sorge ich schon. Ich werde bei ihnen sein.« Sie konnte nur hoffen, dass es funktionieren würde. Die Pferde hatten kurz davorgestanden, in Panik zu geraten, bevor Grace sie in den Transporter geschafft hatte. »Es ist eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen kann. Meine Tochter hat das Fohlen der Stute mitgenommen, und ich hoffe, dass der Mutterinstinkt sie zu ihrem Fohlen führen wird. Ich habe schon von solchen Fällen gehört.«
»Du willst beide Pferde mitnehmen?«, fragte Kilmer. »Du brauchst doch nur die Stute.«
»Das habe ich anfangs auch gedacht, aber sie sind ihr Leben lang immer zusammen gewesen. Sie sind die Zwei. Die Stute wird nervös, wenn der Hengst nicht in ihrer Nähe ist. Ich weiß nicht, wie sie reagiert, wenn ich sie allein freilasse.« Sie öffnete die Tür des Transporters und ließ die Rampe herunter. »Ich kann nicht hier rumstehen und reden. Ich muss die Pferde auf ihre Aufgabe vorbereiten. Zum Glück ist der Sand nicht mehr so stechend.«
»Ich komme mit«, sagte Kilmer.
»Nein. Du bist für sie ein Fremder. Ich hab dir gesagt, dass die Pferde auch so schon nervös genug sein werden, und ich will, dass sie sich auf Frankie und das Fohlen konzentrieren. Gib mir einen GPS-Sender mit, dann kannst du jederzeit feststellen, wo ich mich befinde.« Sie betrat die Rampe des Transporters. »In der Zwischenzeit können Donavan und Blockman
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