Gnadenlose Jagd
rumschwirren wie wild gewordene Hornissen, nein. Und wie sieht’s bei Ihnen aus?«
»Beschissen. Aber Grace und Frankie sind mit heiler Haut davongekommen.« Er überlegte. »Kersoffs Leute haben sie aufgespürt. Das sind reine Kopfgeldjäger, ich nehme also an, dass es ein paar Tage dauern wird, ehe wieder jemand aufkreuzt. Aber irgendjemand wird kommen. Es muss eine undichte Stelle geben.«
»Sie haben mir doch gesagt, die Firma hätte ihre Akte unter Verschluss genommen.«
»Sobald genug Leute nach etwas suchen, steigen die Chancen, dass irgendeiner Informationen verkauft, ins Astronomische.« Er seufzte. »Ich muss sie von hier fortschaffen. Aber das wird kein Kinderspiel werden.«
»Man sollte meinen, dass sie ein Interesse daran haben müsste, da wegzukommen.«
»Leider nicht mit mir. Auf keinen Fall mit mir. Aber wenn sie keine Vernunft annimmt, werde ich ihr keine andere Wahl lassen.«
»Grace ist eine kluge Frau. Sie wird ihre Tochter nicht in Gefahr bringen.«
»Aber wie will sie die Kleine schützen?« Kilmer betrachtete den Moteleingang, durch den Grace verschwunden war. »So wie sie das sieht, lauert hinter jeder Tür ein Tiger. Und ich bin der Tiger, der schon mal über sie hergefallen ist. Halten Sie mich auf dem Laufenden.« Er beendete das Gespräch.
Am besten besorgte er sich ein Zimmer und sah zu, dass er ein paar Stunden Schlaf bekam. Blockman war bei den beiden, sie dürften also in Sicherheit sein. Blockman schien ein fähiger Mann zu sein, und es war nicht zu übersehen, dass er Grace und Frankie mochte.
Nein, verdammt. Er würde hierbleiben und Wache halten. Er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, nur den eigenen Leuten zu trauen, und Blockman gehörte zur Firma. Er könnte Cam Dillon herholen, den Einzigen von seinen Leuten, den er mitgebracht hatte, aber eigentlich wollte er ihn zur Farm schicken, um dort die Lage im Auge zu behalten. Die Firma würde sicherlich ein Team dorthin beordern, um aufzuräumen, doch wenn nicht, würde Dillon das übernehmen.
Nein, er würde hierbleiben und dafür sorgen, dass Grace und Frankie nichts zustieß.
Es wurde allmählich Zeit, dass er auf den Plan trat, dachte er grimmig.
Leise zog Grace die Tür zwischen den Zimmern zu, ließ sie jedoch angelehnt, damit sie hören konnte, wenn Frankie sich rührte.
»Schläft sie?«, fragte Robert.
Sie nickte erschöpft. »Ich dachte, es würde länger dauern. Wahrscheinlich ist sie eingeschlafen, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, wach zu sein. Um vor der Realität zu flüchten. Ich hab dich hinken sehen. Alles in Ordnung mit deinem Bein?«
Er nickte. »Ich hab mir den Knöchel verrenkt, als ich Charlie aus dem Pick-up gezogen hab.«
Sie zuckte zusammen. »Was hast du unternommen? Hast du die Polizei benachrichtigt?«
»Nein, ich hab ein paar von unseren Leuten aus Birmingham herbestellt, die sich um ihn kümmern sollen, und auch um die Leichen, die du und Kilmer auf der Farm hinterlassen habt. Inzwischen ist die Farm wahrscheinlich wieder blitzsauber. Washington hielt es für das Beste.«
»Es ist mir egal, was mit den Leichen dieser Dreckskerle passiert. Wahrscheinlich hat einer von ihnen Charlie auf dem Gewissen. Aber es ist mir nicht egal, was mit Charlies sterblichen Überresten geschieht. Warum wird Charlie in die Säuberungsaktion einbezogen? Weil sie nicht wollen, dass jemand von dem Mord erfährt? Einfach so tun, als wäre nichts geschehen?« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich lasse nicht zu, dass Charlie einfach so verschwindet. Er hat sein ganzes Leben hier an diesem Ort verbracht, er hatte Freunde hier. Er hätte gewollt, dass sie sich von ihm verabschieden.«
»Immer mit der Ruhe. Er wird nicht einfach so verschwinden. Man wird es so aussehen lassen, als sei er im Fluss ertrunken, und die CIA wird ein paar glaubwürdige Zeugen auffahren, die behaupten, sie hätten den Toten gesehen – ohne die Schusswunde. Anschließend werden wir die Anweisungen in Charlies Testament befolgen. Er wollte verbrannt werden und dass man seine Asche über den Hügeln auf seinem Land verstreut. Wir werden tun, was er sich gewünscht hat, und dann einen Gedenkgottesdienst für ihn abhalten.«
»Wie praktisch für die CIA. Woher weißt du, dass er eine Feuerbestattung wollte?«
»Herrgott noch mal, Grace, ich hab den Alten auch gemocht. Ich würde dich nicht belügen.«
»Woher weißt du, was in seinem Testament steht?«, beharrte sie.
»Ich war als Zeuge anwesend, als er es vor drei
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