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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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tief und fest, Gott sei Dank. Ihr Gesicht war verquollen vom vielen Weinen, und ihre zerzausten Locken lagen auf dem Kopfkissen ausgebreitet. Als Grace sie ins Bett gebracht hatte, war sie zu erschöpft und traurig gewesen, um Fragen zu stellen, aber sie würden bestimmt kommen, sobald sie aufwachte.
    Und Grace musste darauf vorbereitet sein.
    Sie setzte sich in den Sessel neben dem Bett. Im Moment war sie nicht auf Frankies Fragen vorbereitet. Andererseits würde sie das nie sein. Sie musste sich entscheiden, was sie ihr erzählen sollte und was sie sich für später aufheben würde, wenn Frankie älter und verständiger war.
    Es würde eine lange Nacht werden.
     
    »Von hier aus müssen wir mit dem Mietwagen weiter, ich habe schon einen bestellt«, sagte Les North zu Crane, als sie die Flughafenhalle in Birmingham durchquerten. »Tallanville ist eine kleine Stadt, nur ein Punkt auf der Landkarte, da gibt es keinen Flughafen. Deswegen haben wir Grace Archer vor acht Jahren dort untergebracht.«
    »Tja, offenbar hat jemand diesen Punkt entdeckt«, sagte Crane grimmig. »Warum wurde ich nicht über die Situation informiert?«
    »Nachdem der Kongress ihm die Hände gebunden hatte, hat Ihr Vorgänger Jim Foster gehofft, die ganze Sache würde sich einfach in Wohlgefallen auflösen. Doch Marvot hatte ein paar Senatoren in der Hand, und er hat mehrere Lobbyisten dazu angestiftet, einige weitere Abgeordnete dazu zu überreden, über uns herzufallen«, sagte North, als sie aus dem Flughafengebäude traten und zum Mietwagenparkplatz gingen. »Foster war kein Mann der Tat.« Dann fügte er mit ausdrucksloser Miene hinzu: »Ich bin sicher, Sie hätten die Dinge nicht einfach so laufen lassen.«
    »Da haben Sie verdammt recht. Ich wäre am Ball geblieben, bis ich alles ans Tageslicht gefördert hätte. Die Politiker machen doch immer gern die CIA für Dinge verantwortlich, die sie sich selbst eingebrockt haben. Solche Dinge publik zu machen ist unsere einzige Möglichkeit, zu verhindern, dass diese Politiker uns den Schwarzen Peter zuspielen.« Er nahm auf dem Beifahrersitz des Buick Platz, den North aufgeschlossen hatte. »Ich glaube fest an Murphys Gesetz. Wenn für ein Problem keine Lösung gefunden wird, endet es irgendwann in einer Katastrophe.« Er öffnete seinen Aktenkoffer und nahm ein Dossier heraus, das er von seinem Assistenten hatte zusammenstellen lassen. »Man hätte Archer zwingen müssen, mit uns zusammenzuarbeiten, und ihr nicht gestatten dürfen, sich zurückzuziehen.«
    »Leicht gesagt. Und wie genau hätten wir das machen sollen?«
    »Indem man ihr androht, ihre Beschützer abzuziehen.«
    »Und damit jede Hoffnung aufgibt, dass sie uns jemals wieder unterstützt. Sie hatte schon verdammt viel durchgemacht und war sehr verbittert.«
    »Es ist erstaunlich, wie schnell die Verbitterung eines Menschen verfliegt, wenn sein Leben in Gefahr gerät.«
    Was für ein Zyniker, dachte North. »Muss ich Sie daran erinnern, dass sie mit uns zusammengearbeitet hat, Crane?«
    »Wie ich ihrem Dossier entnehme, bestanden daran einige Zweifel. Ihr Vater war Doppelagent, und sie hat Hand in Hand mit ihm gearbeitet.« Er überflog die Papiere. »Geboren in Los Angeles, Kalifornien, Eltern Jean Dankel und Martin Stiller. Die Mutter starb, als Archer drei war, der Vater besann sich auf seine Wurzeln, ging nach Europa und nahm die Tochter mit. Er war in diverse kriminelle Machenschaften verwickelt und hat sich die Hände ganz schön schmutzig gemacht. Er ist in Europa und Afrika herumgereist und hat sich mit Waffenschmuggel und anderem zwielichtigen Gewerbe durchgeschlagen.« Er schüttelte den Kopf. »Damals hat er seine Tochter überallhin mitgenommen, ein Wunder, dass sie überhaupt überlebt hat. Einmal, als sie sich in Ruanda aufhielten, wurde sie von Rebellen angeschossen und für tot gehalten. Die Rotkreuzschwester, die sie gefunden hat, wollte sie dem Vater wegnehmen, aber Grace ist bei der erstbesten Gelegenheit ausgebüxt und zu ihm zurückgekehrt.«
    North nickte. »Martin Stiller war ein sehr umgänglicher Mensch. Offenbar hat er seine Tochter geliebt und war gut zu ihr.« Dann fügte er sarkastisch hinzu: »Wenn auch nicht gut genug, um sich von ihr zu trennen und sie bei ihrem Großvater mütterlicherseits in Melbourne zu lassen. Sie hat die Sommer auf der Pferdefarm ihres Großvaters in Australien verbracht, aber jeden Herbst war Stiller wieder da, holte sie ab und nahm sie mit in das jeweilige Rattenloch, in dem

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