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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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versucht dazwischenzufunken.« Er lachte in sich hinein. »Sie ist doch glücklich, Grace. Übertreib es nicht. Du machst das großartig mit ihrer Erziehung.«
    » Wir machen das großartig.« Sie lächelte ihn an. »Und jeden Abend danke ich dem Herrgott dafür, dass ich dich habe, Charlie.«
    Sein zerfurchtes Gesicht errötete leicht, aber sein Ton war wehmütig. »Dann hoffe ich, dass Er zuhört. Ich habe in meinem Leben nichts Besonderes geleistet, und ich werde allmählich alt. Ein paar gute Noten in Seinem Goldenen Buch könnten mir nicht schaden.«
    »Hör mal, du gehst doch grade erst auf die achtzig zu und bist so gesund wie deine Pferde. In der heutigen Zeit hast du noch einige gute Jahre vor dir.«
    »Stimmt.« Er überlegte. »Aber keins davon kann besser werden als die letzten acht. Frankie ist etwas ganz Besonderes, und du gibst mir das Gefühl, als wäre sie auch ein bisschen meine Tochter.«
    »Das ist sie auch, und das weißt du.« Sie runzelte die Stirn. »Du bist so ernst heute. Stimmt irgendwas nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hab nur einen Schreck gekriegt, als Frankie diese Hürde genommen hat. Da ist mir plötzlich bewusst geworden, was ich an euch habe. Und ich musste daran denken, wie mein Leben ausgesehen hat bis zu dem Tag vor acht Jahren, als ihr aufgetaucht seid. Ich war ein miesepetriger alter Junggeselle mit einer Pferdefarm, die kurz vor dem Bankrott stand. Durch euch ist alles anders geworden.«
    »Ja, ich hab dich überredet, mir einen Job zu geben, bin bei dir eingezogen und hab dir ein sechs Monate altes Baby aufgehalst. Ein Baby mit Koliken. Ich kann von Glück reden, dass du mich nicht nach vierzehn Tagen vor die Tür gesetzt hast.«
    »Ich war mehrmals drauf und dran. Aber schon nach zwei Monaten war mir eins klar: Selbst wenn ich dich rauswerfen würde – Frankie würde ich behalten.«
    »Träum weiter.«
    »Wär wohl auch ziemlich anstrengend geworden.« Seine blauen Augen funkelten. »Ich hätte natürlich versuchen können, ein Wildpferd aufzutreiben, an dem du dir die Zähne ausgebissen hättest, aber bisher hab ich noch kein Pferd erlebt, das du nicht in den Griff gekriegt hättest. Komisch.«
    »Hör bloß auf. Seit Frankie diesen Pferdeflüstererfilm gesehen hat, glaubt sie, dass ich – dass ich einfach mit ihnen rede, verdammt. Daran ist überhaupt nichts Komisches.«
    »Und sie verstehen dich.« Er hob eine Hand. »Ich behaupte ja nicht, du wärst ein zweiter Doktor Dolittle. Trotzdem habe ich jemanden wie dich noch nie erlebt.«
    »Ich liebe Pferde. Vielleicht spüren sie das und reagieren darauf. So einfach ist das.«
    »An dir ist gar nichts einfach. Du bist allem und jedem gegenüber knallhart, mit Ausnahme von Frankie. Du bist völlig vernarrt in die Kleine. Trotzdem lässt du ihr Freiheiten, wie sie ihr keine andere fürsorgliche Mutter lassen würde.«
    »Die meisten fürsorglichen Mütter haben als Heranwachsende nicht erlebt, was ich durchgemacht habe. Wenn mein Vater mir nicht einen eisernen Überlebenswillen anerzogen hätte, wäre ich nicht mal dreizehn geworden. Glaubst du etwa, ich würde Frankie nicht auch am liebsten in Watte packen und dafür sorgen, dass sie nie einen falschen Schritt macht? Aber aus Fehlern lernt man, und das macht einen stark. Ich liebe und beschütze sie auf die einzige Art, die ich für richtig halte. Ich bringe ihr bei, sich selbst zu schützen.«
    »Ich nehme an, du hast nicht vor, mir zu erzählen, wo du aufgewachsen bist?«
    »Das hab ich dir schon oft genug erzählt. Ich habe jeden Sommer auf der Pferdefarm meines Großvaters in Australien verbracht.«
    »Und wo bist du die restliche Zeit des Jahres über gewesen?« Charlie zuckte die Achseln, als er sah, dass sie sich verschloss. »Schon gut. Aber du sprichst so gut wie nie über die Zeit, bevor ich dich kennengelernt habe. Ich dachte, ich versuch’s einfach mal.«
    »Es ist ja nicht so, dass ich – Es ist besser, wenn du nichts darüber weißt, wo ich –« Sie schüttelte den Kopf. »Es hat nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertrauen würde, Charlie.«
    »Ich weiß. Ich frage mich bloß, was das mit Vertrauen zu tun hat, mir zu erzählen, was dich bewegt.«
    »Du weißt genau, was mich bewegt.«
    Er lachte. »Ja – Frankie. Sie nimmt einen wirklich ganz in Anspruch.« Er ging in Richtung Scheune. »Wenn ich mit euch Pizza essen gehen soll, muss ich mich ein bisschen sputen. Nachdem ich dich und Frankie zur Farm zurückgebracht hab, spiele ich mit Robert

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