Gnadenlose Jagd
Frankie an. »Und da ich gerade ein Angebot bekommen hatte, das ich kaum ablehnen konnte, habe ich seinen Rat beherzigt.« Er schaute zu Kilmer hinüber. »Ich habe mit Stolz telefoniert, meinem Kontaktmann in Langley, und er versucht, die undichte Stelle zu finden, die Kersoff zu Grace geführt hat.«
»Wie lange wird er brauchen?«
Robert zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.« Er nahm Frankies Hand. »Lasst uns einsteigen. Ich hab eine DVD von Sarah Changs letztem Konzert mitgebracht, das können wir uns ansehen, solange wir in der Luft sind.«
»Au ja!« Frankie nickte eifrig, als sie mit Robert zum Flugzeug ging. »Sarah hat angefangen, als sie so alt war, wie ich jetzt bin. Aber sie ist mit acht Jahren schon mit dem New York Philharmonic Orchestra aufgetreten. Dazu hätte ich keine Lust, wär mir zu anstrengend. Vielleicht später mal …«
Kaum waren die beiden außer Hörweite, wandte Grace sich an Kilmer. »Was soll das?«
»Ich hab dir versprochen, alles zu tun, damit es Frankie gut geht. Er gehört zu ihrem Leben.«
»Also hast du ihn von seinem sicheren Job weggelockt, wo er Pensionsansprüche gehabt hätte.«
»Darunter wird er sicher nicht besonders leiden müssen, außerdem habe ich ihm den Köder nur hingehalten. Er ist derjenige, der ihn gefressen hat. Ihr beide liegt ihm am Herzen, und er hatte Lust, mal was ganz anderes zu machen.«
»Für dich zu arbeiten wird garantiert etwas ganz anderes für ihn sein«, erwiderte sie trocken. »Falls er nicht dabei draufgeht.«
»Ich verspreche dir, ich werde nicht David und Uriah mit ihm spielen«, murmelte Kilmer. »Auch wenn ich noch so sehr in Versuchung geraten sollte.«
»David und Uriah.« Verwirrt zog sie die Stirn kraus. »Wer waren –«
»Unerheblich.« Er ging auf das Flugzeug zu. »Machen wir, dass wir hier wegkommen.«
David und Uriah.
Dann fiel es ihr wieder ein. Der biblische König David und Uriah, Batsebas Ehemann, der von David in den sicheren Tod geschickt worden war, weil der König seine Frau begehrte.
Begierde.
Nein, sie wollte nicht weiter über Kilmers Worte nachdenken.
Aber wie zum Teufel sollte sie nicht darüber nachdenken? Die Worte hatten Erinnerungen geweckt, die fast so zwangsläufig ein prickelndes Gefühl von Sinnlichkeit in sich trugen, wie die Dunkelheit zur Nacht gehörte.
Er hatte diese Erinnerungen mit Absicht heraufbeschworen. Raffinierter Scheißkerl. Um sie wissen zu lassen, dass es für ihn noch nicht vorbei war. Er hatte auf die alles verzehrende Leidenschaft in der Bibel in der Gewissheit angespielt, dass sie die Assoziation mit der sexuellen Raserei –
Schluss damit.
Kilmer war nicht David, und sie war keine biblische Tussi, die auf Dächern badete. Ihre Affäre war lange her und endgültig vorbei.
Sie musste nur dafür sorgen, dass sie nicht von vorne anfing.
Der Name der Ranch, Bar Triple X, stand in großen Buchstaben auf einer hölzernen Tafel neben dem Tor.
»Ich will das Tor aufmachen«, rief Frankie und sprang aus dem Wagen. Sie blieb einen Augenblick stehen und hielt das Gesicht in den Wind. »Hier ist es kälter als bei uns zu Hause.« Ihr Blick wanderte hinüber zu den majestätischen Grand-Teton-Bergen. »Es ist schön. Aber ganz anders …« Nachdenklich legte sie die Stirn in Falten. »Charlies Farm war wie ein braves Pony, und das hier ist wie … wie ein bockendes Wildpferd«, sagte sie und musste lachen. »Genau.« Sie öffnete das Tor, wartete, bis der Wagen durchgefahren war, schloss es wieder und stieg wieder ein. »Aber was anders ist, ist auch interessant, stimmt’s, Mom? Und du hast ja schon eine Menge bockende Wildpferde eingeritten. Eigentlich wolltest du ja vorgestern diesen Zweijährigen einreiten, aber –« Ihr Lächeln verschwand. »Dann ist das alles passiert.«
»Ich nehme ihn mir vor, sobald wir zurück sind.« Grace legte Frankie einen Arm um die Schultern. »Aber du hast recht. Hier ist es ganz anders. Wir müssen einfach sehen, was wir daraus machen können.« Sie wandte sich an Kilmer. »Ich habe noch gar keine Wachleute gesehen.«
»Sie werden heute Abend eingeflogen.« Er schaute Frankie an und lächelte. »Morgen werden hier jede Menge Cowboys rumlaufen.«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Aber keine Kühe. Ich sehe überhaupt keine Kühe.«
»Ich wette, einige von den Cowboys haben noch nie auf einem Pferd gesessen«, bemerkte Dillon grinsend. »Hoffe ich jedenfalls. Ich will schließlich nicht der Einzige sein.« Er hielt vor einem zweistöckigen
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