Gnadenlose Jagd
nicht schaden.«
»Nein.« Sie nahm das Blech mit dem Knoblauchbrot aus dem Ofen. »Was hast du ihm dafür versprochen, dass er seinen Job an den Nagel hängt?«
»Ein reines Gewissen dir und Frankie gegenüber.« Er reichte ihr einen Teller, auf dem sie das Brot ablegen konnte. »Und genug Geld, um sich einen angenehmen Lebensabend leisten zu können.«
»Dann musst du ja ziemlich gut verdienen.«
»Ja. Ich verdiene immer gut, wenn ich auf eigene Faust arbeite. Nur wenn ich mich auf andere verlasse, gibt es Probleme.«
»Mein Vater hat dich nicht –«
»Ich hatte keine bestimmte Person im Sinn. Eigentlich dachte ich an die drei Jahre, in denen ich für die CIA gearbeitet habe. Die haben mir mehr als einmal Steine in den Weg gelegt.« Er lächelte sie an. »Und meine Zeit vergeudet, indem sie mir Grünschnäbel geschickt haben, die ich für sie ausbilden soll.«
Sie wandte sich ab. »Wie bedauerlich.«
»Ganz und gar nicht. Es hat sich gelohnt. Du hast mich für alles entschädigt.«
»Wirklich?« Sie zwang sich, ihn anzusehen. »Das heißt dann wohl, dass du von den anderen niemanden überreden konntest, mit dir ins Bett zu gehen.«
»Ich hab’s gar nicht erst versucht. Vor dir hat North mir nur männliche Grünschnäbel geschickt, und ich bin nicht schwul.« Sein Lächeln verschwand. »Bei dir hab ich es auch nicht drauf angelegt, Grace. Es ist einfach passiert. Es war wie ein Erdbeben. Als ich dir zum ersten Mal begegnet bin, habe ich die ersten Erschütterungen gespürt, und dann war es eine einzige Eruption.«
Sie selbst hatte es genauso empfunden. Sie war so großspurig gewesen, so überzeugt von sich selbst und von dem, was sie wollte. Dann war sie Kilmer begegnet, und ihr Leben war aus den Fugen geraten. »Ja, das stimmt. Aber ich habe die Erschütterungen auch noch gespürt, nachdem ich dich verlassen hatte. Ich war schwanger. Für mich war es nicht vorbei.«
»Grace, ich dachte damals, es könnte nichts passieren. Du hattest mir gesagt –«
»Ich weiß, was ich dir gesagt habe. Ich hab gelogen. Ich war vollkommen verrückt. Ich wollte es, und in dem Moment war mir alles andere egal.«
»Es tut mir leid, Grace.«
Sie reckte das Kinn vor. »Mir nicht. Ich habe Frankie. Wie zum Teufel sollte mir das leidtun? Aber für dich tut es mir leid. Du hast acht Jahre ohne sie verbracht und nicht mal gewusst, was dir entgeht.«
»Ich wusste es. Einen Tag nachdem du North eröffnet hast, dass du schwanger bist, hat er es mir gesagt.«
Ihre Mundwinkel zuckten. »Und da bist du gleich herbeigeeilt, um mir zur Seite zu stehen.«
»Nein. Willst du wissen, warum nicht?«
»Es passte dir nicht in den Kram. Du wolltest keine schwangere Geliebte.«
Er überging die Verbitterung in ihrem Ton. »Marvot war hinter dir her. Du hattest mit den beiden Pferden mehr erreicht als jeder andere. Er hat den ganzen Globus nach dir abgesucht, und ich konnte keinen Ort finden, an dem du in Sicherheit gewesen wärst. Ich war auf der Flucht und hatte meine halbe Mannschaft verloren bei dem Versuch, die Zwei in die Hände zu kriegen. Ich wusste, dass es eine Weile dauern würde, bis ich wieder ein schlagkräftiges Team zusammenhaben würde. Also habe ich mich mit North auf einen Deal eingelassen.«
»Einen Deal?«
»Er hat mir zugesagt, dich und das Baby in das Zeugenschutzprogramm aufzunehmen und dir einen Leibwächter zur Verfügung zu stellen. Damals war die CIA besser als ich in der Lage, dir Schutz zu bieten. Deswegen habe ich akzeptiert.«
»Und was hast du ihm im Gegenzug angeboten?«
»Ich habe im Irak einen ziemlich schmutzigen Auftrag für ihn erledigt und ihm versprochen, Marvot in Ruhe zu lassen, solange ihr unter seinem Schutz steht.«
»Ihn in Ruhe zu lassen?« Sie runzelte die Stirn. »Die CIA war doch auch hinter ihm her. Wir hatten Befehl, ihn zu erschießen, falls er uns daran hindern würde, die beiden Pferde mitzunehmen.«
»Aber die politische Windrichtung hatte sich schon vor der Operation geändert. Marvot hatte offenbar mehrere Kongressabgeordnete auf der Gehaltsliste, die der CIA Knüppel zwischen die Beine geworfen haben.«
»Abgeordnete? Was zum Teufel hatte der Kongress mit einem Verbrecher wie Marvot zu tun?«
»Offenbar ziemlich viel, nach allem, was ich von Donavans Quellen erfahren habe. Marvot hat die Wahlkampfkampagnen mehrerer Senatoren finanziert, um sie unter seinen Einfluss zu bekommen. Im Kongress hat es eine erbitterte Auseinandersetzung um die Vorgänge in El Tariq gegeben.
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