Gnadenlose Jagd
dachte – Es war Pech, dass –«
»Pech? Das Wort akzeptiere ich nicht. Und jetzt sagen Sie mir, wie ich verhindern kann, dass meine Geschäftspartner mich für ein Weichei halten und versuchen, mir auf meinem eigenen Territorium auf den Pelz zu rücken.«
»Wir werden Kilmer und Grace Archer finden.«
»Wann?«
»Die Verhandlungen mit dem Mann in Langley kommen nur langsam voran. Er ziert sich noch.« Als er Marvots Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er hastig hinzu: »Aber ich beabsichtige, morgen nach Washington zu fliegen und mich persönlich darum zu kümmern, dass wir bekommen, was wir wollen. Ich werde erst zurückkehren, wenn ich weiß, wo Kilmer sich aufhält.«
»Nein, Sie werden erst zurückkommen, wenn Sie Kilmer haben – und Grace Archer. Ich werde ein Exempel statuieren müssen, um die Schmach Ihrer Fehlleistungen zu tilgen. Niemand soll denken, ich wäre weniger durchsetzungsfähig als mein Vater. Ich werde nicht zulassen, dass meinem Sohn Gerüchte zu Ohren kommen, die besagen, ich wäre ein Schwächling und ein Trottel.« Seine Lippen spannten sich. »Ich gebe Ihnen sieben Tage, um mir Kilmer und Grace Archer zu bringen, Hanley. Kein Aufschub, keine Ausreden. Sieben Tage. Wenn Sie dann nicht liefern, werde ich das Exempel an Ihnen statuieren.«
10
»DONAVAN, DAS IST MEINE Tochter Frankie«, sagte Grace. »Sie möchte dich gern kennenlernen. Wie heißt du eigentlich mit Vornamen, Donavan? Ich glaube, das hast du mir noch nie verraten.«
»Werde ich auch nicht. Meine Mutter hat mir leider einen Namen verpasst, der meinem Charakter und meinen Talenten nicht gerecht wird. Donavan reicht völlig.«
»Wie interessant. Da bin ich ja direkt versucht, mal ein bisschen zu recherchieren«, murmelte Grace. »Frankie, Donavan und ich haben vor langer Zeit einmal zusammengearbeitet. Und er hat mir eine Menge beigebracht.«
»Ja, das stimmt allerdings.« Donavan streckte eine Hand aus. »Freut mich sehr, dich kennenzulernen, Frankie.« Er runzelte die Stirn. »Aber ein hübsches Mädchen wie du sollte man bei einem hübschen Namen nennen. Ich nehme an, dein richtiger Name ist Francesca?«
Frankie nickte. »Aber das ist mir zu vornehm. Frankie gefällt mir besser.«
Donavan schaute Grace an. »Und warum Francesca, Grace?«
»Ich habe als Kind ein paar Jahre in Italien gelebt, und der Name hat mir immer gefallen.« Sie lächelte Frankie an. »Aber ich wollte einem kleinen Mädchen keinen hochtrabenden Namen verpassen, Frankie schien mir ein guter Kompromiss zu sein.«
Donavan schüttelte den Kopf. »Ich finde, Francesca passt sehr gut zu ihr.«
»Was hast du meiner Mutter beigebracht?«, wollte Frankie wissen. »Spionagetricks?«
»Na ja, eher grundsätzlichere Dinge. Man kann nicht spionieren oder Geheimnisse auskundschaften, wenn man nicht gelernt hat, sich selbst zu schützen und sich aus brenzligen Situationen zu retten.«
Frankie runzelte die Stirn. »Du hast dich aber nicht gut aus deiner brenzligen Situation gerettet. Du bist angeschossen worden.«
»Stimmt.« Donavan lachte in sich hinein. »Aber ich versichere dir, bei der Ausbildung deiner Mutter hab ich mich nicht so schusselig angestellt.« Er schaute Grace an. »Und sie war eine meiner besten Schülerinnen. Ich war sehr stolz auf sie. Natürlich hätte Kilmer mir den Hals umgedreht, wenn ich meine Sache nicht gut gemacht hätte. Da kennt der kein Pardon.«
»Jake?« Frankie lächelte. »Mom sagt, er ist sehr schlau. Ich mag ihn.«
»Ich auch.«
»Frankie, wir müssen Donavan jetzt in Ruhe lassen, damit er ein bisschen schlafen kann«, mahnte Grace. »Du kannst ihn gern ein andermal besuchen.«
»Oh, ich spüre, wie ich einen Rückfall kriege«, stöhnte Donavan theatralisch. »Verdirb mir nicht den Spaß, Grace, ich möchte mich noch ein bisschen mit deiner Tochter unterhalten. Geh du nur schon und lass sie hier, damit wir beide uns besser kennenlernen können.«
»Donavan, der Arzt –« Grace zuckte die Achseln und sah Frankie an. »Was sagst du dazu?«
»Sie möchte bleiben und sich von mir alles über ihre Mutter erzählen lassen«, sagte Donavan. »Stimmt’s, Francesca?«
»Frankie«, korrigierte Frankie, doch sie wirkte neugierig. »Ja, ich würde gern bleiben, wenn es ihm nichts ausmacht. Könnte er wirklich einen Rückfall kriegen?«
»Nein, nein, er hat nur einen Scherz gemacht, Frankie.«
»Es würde mir etwas ausmachen, nicht mit dir zu reden.« Den Blick auf Grace gerichtet, fügte er gespielt flehend hinzu:
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