Gnadenlose Jagd
sie ihnen auch Namen gegeben. Sie sagt immer, jedes Pferd muss einen Namen haben. Wenn Pferde eine Seele haben, dann brauchen sie auch einen Namen.«
»Also, falls sie ihnen Namen gegeben hat, dann hat sie mir jedenfalls nichts davon erzählt.« Er lächelte. »Und es würde ihr auch nicht gefallen, wenn sie wüsste, dass ich mit dir über diese Pferde spreche. Wie gesagt, es sind keine Pferde, mit denen sie dich bekannt machen würde. Das sind äußerst merkwürdige Viecher.«
»Auf manchen Pferden lässt sie mich zwar nicht reiten, aber sie hat nichts dagegen, wenn ich sie mir ansehe oder mit ihnen spreche. Sie sagt, es ist wichtig, sich mit Pferden anzufreunden.« Sie gab Gypsy einen Klaps zum Abschied. »Sie macht das auch so. Sie arbeitet immer so lange mit einem Pferd, bis es sie mag.«
»Ich habe schon erlebt, wie sie sich mit Tieren angefreundet hat. Da hat sie eine ganz besondere Gabe.«
Frankie nickte, dann schaute sie Kilmer an. »Sie ist meine beste Freundin. Ich brauche die Kinder in der Schule nicht.«
»Das kann ich verstehen. Ich bewundere deine Mutter sehr.«
»Aber sie ist sauer auf dich. Es geht ihr besser als an dem Abend, als Charlie gestorben ist, aber wenn du da bist, benimmt sie sich immer noch komisch.«
»Ich habe vor langer Zeit einige Dummheiten gemacht. Ich versuche, es wiedergutzumachen, aber deine Mutter braucht Zeit. Schön, dass du glaubst, dass sie nicht mehr ganz so sauer auf mich ist.«
Sie nickte. »Mach dir nichts draus. Ich glaube nicht, dass Mom und ich mit dir hierhergekommen wären, wenn sie dich wirklich nicht ausstehen könnte.«
»Das beruhigt mich.« Er überlegte. »Und du, magst du mich ein bisschen, Frankie?«
Sie lächelte. »Klar.« Sie trat aus der Box. »Du bist irgendwie anders. Du bist vielleicht ein bisschen wie Trigger. Du kennst alle Tricks, aber du zeigst erst, was du kannst, wenn jemand dir ein Zeichen gibt. Bis dahin stehst du einfach rum und siehst hübsch aus.«
»Hübsch?« Er musste lachen. »Liebe Güte, als hübsch hat mich ja noch nie jemand bezeichnet.«
»Na ja, irgendwie so.« Sie grinste. »Aber es stimmt. Du läufst dauernd rum und gibst Befehle. Wieso stehst du jetzt hier rum und redest mit mir?«
»Es macht mir Spaß. Aber wenn du das Zeichen gibst, scharre ich vielleicht mit den Hufen.«
Sie lachte vergnügt. »Wirklich? Das würde ich gern sehen. Mach’s mal!«
Er scharrte mit dem linken Fuß auf dem Boden. »Großer Gott, wie tief die Mächtigen fallen können. Aber ich weigere mich, auf Kommando zu wiehern.«
»Dann bist du nicht Trigger.«
»Nein.« Sein Lächeln verschwand. »Aber ich könnte dir ein besserer Freund sein als Trigger. Natürlich nicht so gut wie deine Mutter, aber ich würde mein Bestes geben.«
»Warum?«
»Gott, machst du’s einem schwer. Könntest du es nicht einfach so hinnehmen?« Er musterte ihren Gesichtsausdruck. »Nein, anscheinend nicht, dafür bist du deiner Mutter zu ähnlich.« Er holte tief Luft. »Ich mag dich. Ich hab noch nie viel mit Kindern zu tun gehabt, und die Tage hier mit euch sind ein Geschenk für mich. Reicht das?«
»Vielleicht.« Sie schlug die Augen nieder, aber sie funkelten spitzbübisch. »Ich hab nicht viel Zeit. Ich muss mich ja auch mit meiner Musik beschäftigen.«
»Oh, da möchte ich dir natürlich nicht in die Quere kommen.«
»Und ich muss die Pferde versorgen.« Dann fügte sie hinterlistig hinzu: »Aber wenn du für mich den Stall ausmisten würdest, so wie du es auf Charlies Farm gemacht hast, dann hätte ich – Aua!« Sie kicherte, als er ihr einen Klaps auf den Po gab. »Na ja, da hattest du halt nichts anderes zu tun.«
»Frechdachs!« Er nahm sie an der Hand und führte sie aus dem Stall. »Du solltest dich geehrt fühlen, dass ich bereit bin, dir meine Zeit zu widmen, wo ich doch ein so vielbeschäftigter Mann bin. Und entgegen deiner Beschreibung von mir brauche ich nicht auf ein Zeichen zu warten, um meine Tricks vorzuführen. Ich bin ein veritabler Unterhalter, ein echter Magier.«
Sie sah ihn ernst an. »Ich hab den Arzt sagen hören, dass es ein Wunder ist, dass Donavan noch lebt. Du hast ihn hergebracht, und er wird wieder gesund. Das ist fast ein Wunder.«
»Es war nur ein Scherz, Frankie.«
Sie nickte. »Ja.« Dann strahlte sie ihn an. »Vielleicht helf ich dir beim Ausmisten.«
»Sie müssen verstehen, dass ich ein großes Risiko eingehe.« Carter Nevins sah sich nervös um. Er hatte sich mit Hanley in dieser Kneipe am Stadtrand
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